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Di, 16. April 2024

Griechenbeisl - Bewertung

Criticus
Experte
am 31. Jänner 2015
SpeisenAmbienteService
Leider muss ich in Chor derer einstimmen, die sich hier über das unfreundliche Personal beschweren. Wir sind -zugegeben - erst um genau 23.15 Uhr ins Lokal gekommen und haben höflich gefragt, ob wir noch etwas zum essen bekommen könnten. Der Kellner erklärte uns in einem wirklich unfreundlichen Ton, dass es nur mehr wenige Sachen gäbe und dass wir eine Viertelstunde Zeit zum bestellen und essen hätten. Wir haben kurz überlegt, ob wir das Lokal sofort wieder verlassen sollen, da wir aber noch hungrig waren, sind wir doch geblieben.

Ich möchte hiezu anmerken, dass ich durchaus Verständnis dafür habe, wenn das Personal mit späten Gästen, die dann auch noch essen möchten, keine besondere Freude hat. Man kann einem Gast aber auch freundlich erklären, dass die Küche bald schließt oder wann Sperrstunde ist. Der Ton macht die Musik ! Wir haben erst nach dem Bezahlen aus der Visitenkarte des Lokals entnommen, dass das Lokal zwar bis 1.00 Uhr geöffnet hat, der Küchenbetrieb aber um 23.30 Uhr schließt. Wir waren auch nicht die einzigen Gäste, die noch gegessen haben.

Wir haben beide aus dem, was uns der Kellner aufgezählt hat, das Wienerschnitzel vom Kalb mit Salat (je € 22,60) gewählt. Das Fleisch hatte eine hervorragende Qualität (war ja auch vom Kalb), das Schnitzel hatte eine ordentliche Größe und war mit einer feinen goldgelben Panier gebacken. Auch der Salat aus verschiedenen Blattsalaten war absolut in Ordnung. Es hat uns beiden sehr geschmeckt, wir hatten am Essen also nichts auszusetzen. Ein Kalbswiener mit Salat allein ist natürlich nicht repräsentativ für die Speisenqualität eines Lokals, aber zumindest insoferne kann ich die Kritik der meisten Tester an der Qualität der Speisen nicht teilen.

Ob das Lokal übertrieben teuer ist, wie dies mehrere Tester behaupten, hängt freilich auch und vor allem von der Qualität der Speisen ab. € 22.60 für ein ordentliches Kalbswiener mit Salat ist sicher nicht billig, aber im Vergleich auch nicht übertrieben teuer. Die Preise für die Getränke waren aber schon recht hoch, zB € 6,10 für ein Achterl durchschnittlichen Weißwein (Praittnbrunner, vom Kellner empfohlen) oder € 5,90 für ein großes Bier.

Die Einrichtung des Lokals besteht aus alten und dunklen, fast schwarzen Möbeln. Die Tische sind mit einem roten Tischtuch und darüber einem weißen Tischtuch gedeckt. Das Ambiente ist zwar nicht meins, hat aber durch die Kombination der dunklen Möbel mit den roten und weißen Farbtupfern (Tischtücher, Vorhänge) und den vielen Bildern an den Wänden einen eigenen Charme. Was mir aber überhaupt nicht gefallen hat, waren die alten abgetretenen und schon unansehnlichen Teppiche am Boden.

Nach dem Bezahlen habe ich einen Kellner gefragt, ob ich die übrigen Räume des Lokals besichtigen darf. Der Kellner schien über mein Interesse erfreut und hat uns dann netterweise durch alle Räume geführt. Das Lokal verfügt über insgesamt 8 Gasträume und Stüberln in unterschiedlicher Größe, wobei jeder Raum einen eigenen Namen hat (zB Biedermaier-Zimmer, Rundes Zimmer oder Karlsbader Zimmer). Es sind aber alle Räume dunkel bzw schwarz möbliert, teilweise mit schwarzer Vertäfelung. Der größte Raum ist das Musikzimmer mit 42 Plätzen. Dies Raum war bereits für den nächsten Tag für eine Gesellschaft wunderschön gedeckt. Ich hatte - ebenso wie einige Tester vor mir - den Eindruck, dass das Lokal sehr auf Touristen (und auf Gesellschaften) ausgerichtet ist und die "Laufkundschaft" nicht so im Focus des Interesses steht.

Im sogenannten "Mark Twain Zimmer" zeigte uns der Kellner auf der Wand stolz diverse Unterschriften und behauptete, dass diese von Mark Twain, Ludwig van Beethoven, Mozart, Richard Wagner etc stammen würden. Das es sich beim "Griechenbeisl" angeblich um das älteste Lokal Wiens handeln soll, waren wir geneigt, dem Kellner zu glauben. Das Lokal soll ja Treffpunkt vieler prominenter Künstler und Politiker gewesen sein.

Die Bezeichnung "Griechenbeisl" ist freilich irreführend. Die Küche ist in keiner Weise "griechisch" sondern österreichisch und international ausgerichtet.

Fazit: Ein sicher interessantes geschichtsträchtiges Lokal mit großer mehrsprachiger Speisekarte, fokussiert auf Touristen und Gesellschaften, guten Speisen zu höheren Preisen und leider (teilweise) etwas unfreundlichem (hochnäsigen?) Personal. Zumindest einmal sollte man aber dort gewesen sein.
Visitenkarte - Griechenbeisl - WienWegbeschreibung Öffnungszeiten Reservierung - Griechenbeisl - WienAlte Ansichtskarte - Griechenbeisl - Wien
Hilfreich12Gefällt mir9Kommentieren
2 Kommentare

Und: Der Lokalname kommt von der Griechengasse. Als griechisches Spezialitätenrestaurant war es nie konzipiert.

30. Mär 2015, 10:14·Gefällt mir1

Mark Twain in Wien: Link

1. Feb 2015, 08:33·Gefällt mir
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