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Sa, 20. April 2024

Rebhuhn - Bewertung

donau
am 18. Jänner 2015
SpeisenAmbienteService
Am Rande des Serviettenviertels, oder wie man so sagt, am Eck zur Berggasse rauf, nahe dem Entstehungsort der Psychoanalyse, dort wo der Herr Doktor Freud wirkte, ist eben schon lange her; befindet sich das Gasthaus Rebhuhn. Der Sigmund Freud hätte eine tiefe Ergriffenheit in dem Wiener Beisl in seiner Nähe empfunden, würde er es gekannt haben.

Das Tonnengewölbe, originell und aus der Jahrhunderwende, Wien der Modernen, langgestreck und ausgedehnt, liegt es vor dem hungrigen Besucher, wie eine Patientin oder ein Patient der Freudschen Psychoanalyse und wartet auf die kulinarische Verwöhn-Therapie, sofern man einen Platz zum Rasten und zum Verschnaufen, vom geilen Alltag gefunden hat. Diesen Platz der Verwöhnung hatten wir sehr bald, da er vorreserviert war. Dann kam der Beislkellner flux des Weges geeilt und begann rasch im bundesdeutschen Akzent mit dem Analysegespräch, basierend auf einer handgeschriebenen Speisekarte voller Anspielungen auf Fettleibigkeit und anderen Krankheiten, die man auch verdrängen kann sofern man es mag, so wie wir Erwartungsvollen.

Geduldig wartet der bundesdeutsche Kellner und alsdann: Tafelspitz, Schnitzel vom Strohschwein, Schweinsbraten und Backhuhn waren notiert; Getränke Schnitt, Misch- und Dunkelbier waren als Vorboten einer Traumdeutung ala Freud rasch zur Stelle. Wir wurden bei der flux servierten Hauptspeisung nicht enttäuscht. Unsere Erwartungshaltung wurde demnach sehr erfüllt und umfangreiche Portionen mit tellerfüllenden Hauptgerichten und Beilagen ließen das Herz der Verdränger höher schlagen. Der Tafelspitz als exemplarisches Beispiel einer traumhaften Deutung Wiener Geschmacks war ein zartes Rindfleisch vom Feinsten, welches am Rand mit millimeterdicken fetten Rändchen versehen war, die silbrig glänzten und die Zartheit des Fleisches zu einer glanzvollen Erscheinung entfalteten. Vollendet war dieses schmackhafte Rinderne mit einer Kartoffelschmarrnumrandung die im zarten Gelb mit einer sehr leichten bräunlichen Kruste für den notwendigen Kontrast sorgte. Ein Genuss das Safterl dazu und der Schnittlauch drauf, natürlich am Fleisch. Da der Tafelspitz flankiert mit zwei niedlichen Schüsselchen, mit Schnittlauchsauce und Apfelkren, einen reizvollen Anblick bot, war ich nicht mehr zu halten. Ratsch bum. Das gute Essen begann. Freud schau runter oder so ... . Wir wurden sinnlich beglückt und freuten uns sehr, ob der guten Speisen oder auch der angenehmen Trünke. Da es im Lokal immer voller wurde, ein gefragter Ort der Wiener Esskultur eben, war die Akustik in der langen bandwurmartigen Gaststube eine zusätzliche Erkenntnis für uns unkundigen Rebhuhnbesucher.

Nicht zu verdrängen wären die wohlfeilen Preise für das Angerichtete. Dieser wohlüberlegte Besuch war sicher nicht der Allerletzte in der Berggasse 24.
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2 Kommentare

Jetzt hast du mich aber verunsichert. Ich muss sofort nachschauen, vielleicht heute? LG :-)

19. Jän 2015, 12:28·Gefällt mir

Sicher, dass Freud nie dort war? Louis Armstrong hat angeblich dort einmal gespeist.

19. Jän 2015, 10:44·Gefällt mir1
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