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Di, 16. April 2024

Stadtcafe - Bewertung

timetodine
am 11. Jänner 2015
SpeisenAmbienteService
Ich glaube, es war 2009, als Wlaschek Junior das Orlando di Castello auf der Freyung eröffnete. Das Essen war gut, das Ambiente einzigartig (ich sage nur die Farbe Weiß hat, bis auf das Essen, bei allem dominiert). Warum er schließen musste, ist mir bis heute unklar.
Das Stadtcafé ähnelt seinem Vorreiter - ein Frühstücks-Café-Restaurant Gemisch, aber mit einem ganz (!) anderen Flair und Touch.

Ambiente: der vordere Bereich ist für Nichtraucher, der hintere, mit einer Glastür abgetrennt, für Raucher. Wir entschieden uns für ersteres und machten es uns in einer Ecke mit Sitzbank gemütlich. Das Lokal ist dunkel gehalten, Teelichter stehen auf den schwarzen Tischen, interessant aussehende (=wirklich nicht schöne wannabe-künstlerische Blumenartige) Lampen hängen von der Decke herab, die Stühle aus grauem Stoff, ein Teil der Wand ist verziert mit... ich kann's nicht genau sagen, es war schwer zu identifizieren, was das Kunstwerk darstellen soll. Angenehme, schnelle Loungemusik gab's auch. Das Publikum bestand - überraschenderweise - größtenteils aus Normalos. Ich hätte schwören können, dass es das neue Lieblingsaufreiserlokal der Delias-Besucher wird, denn eine Bar ist vorhanden und das Lokal macht im Gesamtbild auch einen solchen Eindruck. Aber vielleicht habe ich einen schlechten Tag erwischt und meine Vermutung stimmt?
Nichtsdestotrotz darf nicht ungesagt bleiben, dass das Lokal diesen gewissen Naschmarkt-Mariahilferstraße (eher letzteres) Stil hat. Kein Wunder, denn es sind die Besitzer des Freiraums, denen auch das Stadtcafé gehört. Ich schwanke zwischen 3+ und 4-, entschied mich aber für letzteres. Grund: der Blick auf die Freyung.

Service: wer meine Rezensionen liest, wird vielleicht bemerkt haben, dass ich sehr unangenehm, streng und kleinkariert wirken kann, was diesen Punkt angeht. Vorab möchte ich sagen, dass ich nicht von einem McDonald's oder irgendeinem Pub erwarte, dass sie mich wie in einem Do&Co oder Mraz und Sohn behandeln. Jedes Restaurant muss ein für sich passendes Level erreichen, was die Bedienung angeht. Das Stadtcafé muss aber noch viel arbeiten. Auch wenn das Lokal einen gewissen Hipster-Touch hat, möchte ich daran erinnern, dass es aber ein sehr schicker Touch ist und dieses Lokal sich in der Innenstadt befindet, wo andere Regeln herrschen (steinigt mich nicht, ist eben so). In einem Studentenbeisl wiederum kann das unten beschriebene Verhalten als nicht störend empfunden werden.

Kleine Zusammenfassung: Lokal ist sehr überschaubar, was die Anzahl der Gäste angeht. Insgesamt 2 (ich bilde mir ein, es waren 3) Kellner. Wir kommen rein, werden nicht empfangen, müssen sie selber ansprechen. Ihr könnt euch setzen wo ihr wollt, heißt es. Sehr locker, sehr lässig (ist nicht negativ gemeint). Zum Tisch werden wir nicht geführt, sollten wir aber. Es vergehen 10 Minuten, bis wir unsere Getränke bestellen können. Eine kleine Bestellung wurde vergessen.
Kinder, es fehlen die Basics, die ein Lokal dieser Art mit sich bringen muss! (Getränke einschenken, Speisekarten nach der Bestellung der Speisen abnehmen und nicht auf den Tischen liegen lassen etc). Träge, unaufmerksam, gleichgültig, gemütlich, Note 2.

Speisen: für mich gab's den Aberdeen Angus Burger. Wisst ihr auf was für Burger ich wirklich abfahre? Auf jene, wo nicht irgendeine Zutat bei jedem Biss an irgendeiner Seite herausquillt. War gestern nicht der Fall, thank God! Das Fleisch war sehr gut und medium-well gebraten, so wie es in der Karte stand. Der Briochebun war weich, der untere Teil leicht knusprig, 1 Tomatenscheibe, Rucola und der geschmolzene Cheddar Käse rundeten das Werk ab. Dazu gab's selbstgemachte Pommes, die in Zeitungspapier serviert wurden, mit Mayonnaise (statt dem Ketchup). Sie waren wirklich gut! Knusprig, nicht in Fett getrieft; perfekt! Der Burger war auch sehr fein, aber es fehlte irgendwas. Keine Ahnung was.
Für meine Begleitung gab's den Crispy Chicken Salat (Hühnerstreifen mit einem Sesammantel, Blattsalat, Chili Honig Dressing, Toastbrot). Hat ihr sehr gut geschmeckt. Ich bin sicher, dass eine Lachs-Version auch fabelhaft wäre.

Fazit: nach monatelangem Warten hat das Stadtcafé endlich seine Pforten geöffnet und ich bin nicht enttäuscht worden, kein bisschen! Ein Mix zwischen Neubaugasse-Motto-Schickimicki, wo man morgens mit den Freunden frühstückt, mittags mit den Arbeitskollegen isst, abends mit der neuen Bekanntschaft ein Gläschen trinkt und von einem dringend an sich arbeitenden (!) Service bedient wird.

Wiederholungsbedarf? Ja, ganz sicher, selbstverständlich.
Stadtcafe - Wien
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5 Kommentare

Ich bin da so wie du Helmuth :) Aber ich glaube, dass man Restaurants (ausgenommen Cafés etc), die einem unbekannt sind, lieber mit Freunden, Arbeitskollegen etc besucht, als alleine, da doch eine gewisse Unsicherheit herrscht. Wenn ich alleine unterwegs bin, besuche ich auch gerne jene Lokale, wo ich mich wohl fühle, weil doch alles vertraut ist. Da muss eben das Gesamtpaket passen! Das führt ja hier schon zu einer psychoanalytischen Unterhaltung, haha :D

11. Jän 2015, 14:55·Gefällt mir

Solche Extrems sind aber sehr selten. Unter absolut unwillkommen verstehe ich, wenn der Kellner den Gästen gegenüber frech wird. Aufgrund dessen habe ich das Le Bol eben 2 Jahre gemieden. Im Nachhinein kann ich nur den Kopf über mein trotziges Verhalten schütteln. Am Anfang war es ja ein angenehmes "Rachegefühl", von denen die Kellner aber nichts mitbekamen (wie ein kleines Kind bin ich mir vorgekommen). Was habe ich verpasst? Viele Croque Monsieurs. Was ich gelernt habe, ist, dass das Essen das wichtigste Element bei einem Restaurantbesuch darstellt. Alles andere ist und soll nebensächlich bleiben. Solange ich von den Kellnern nicht beschmipft werde, sollte alles im grünen Bereich liegen :)

11. Jän 2015, 13:05·Gefällt mir

Der Junior hatte nach 2 Jahren grellrote Zahlen in den Bilanzen; falsche Investitionen eben.

11. Jän 2015, 11:32·Gefällt mir1

An dem wird's nicht liegen. Das Le Bol (haben ja schon mal darüber gesprochen) ist für sein grottenschlechtes Service bekannt, aber es ist immer sehr gut besucht (was auch an den Touristen liegen mag, die sich mehr auf der Kärtnerstr als auf der Freyung aufhalten). Das OCD war ein riesen Hype! Schick, geradezu luxuriöses Flair, teuer, aber eben nur... ein Hype. Es war kein Lokal, in dem man 2x im Monat essen geht, weil's so gut schmeckt. Es war sehenswert und ja, die Mehlspeisen waren wirklich genial, aber das Gesamtpaket hat letztendlich doch nicht gepasst haben, auch wenn dort der tägliche Klatsch und Tratsch bei einer Tasse Kaffee sicher gut abgehalten werden konnte. Das Do&Co ist bekannt dafür, dass die Kellner unter nicht wirklich guten Bedingungen arbeiten; hält aber niemanden davon ab, dort sein Geschäftsessen abzuhalten. Grundsätzlich bringt das Service ein Lokal nicht zum Schließen.

11. Jän 2015, 11:28·Gefällt mir

Wird ganz sicher möglich sein, und danke für das Kompliment ;)

11. Jän 2015, 11:05·Gefällt mir
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