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Fr, 19. April 2024

L'Osteria - Bewertung

uc0gr
Experte
am 28. Oktober 2014
SpeisenAmbienteService
Mit der Eröffnung des „Hautbahnhof Wien“ am 10. Oktober 2014 wurde auch eine neue Filiale der „L’Osteria“ eröffnet. Direkt an der Ecke, an der Gürtel, Sonnwendgasse, Favoritenstraße sowie Laxenburger Straße unter der Durchfahrt Südtiroler Platz zusammenlaufen, hat sich das Lokal im neuen Hauptbahnhofgebäude eingemietet. Davor, am leider wieder ausschließlich mit Asphaltplatten gestalteten Platz, befindet sich ein kleiner Gastgarten mit ein paar Tischen und Sonnenschirmen.

Ja, natürlich ist die „L’Osteria“ ein Ristorante an einem Bahnhofsgelände und natürlich ist die „L’Osteria“ auch eine Art Systemgastronomie, aber das weiß man im Vorhinein und daher gibt es diesbezüglich von mir keinerlei Abzüge beim Ambiente. Hinter den österreichischen Filialen der „L’Osteria“ steht die Salzburger Gesellschaft „Alpin Gastronomie GmbH – Salzburg“. In der „L’Osteria“ wird stets frisch gekocht, der Gast wird bedient und muss sich nicht die Speisen selbst irgendwo abholen. Somit ist die „L’Osteria“ ein vollwertiges Ristorante bzw. eine vollwertige Pizzeria.

Wir haben noch bei keinem Besuch reserviert, kamen aber immer außerhalb der Hauptzeiten und erhielten bei jedem Besuch den gewünschten Tisch. Auch wurden wir bei jedem Besuch noch sehr freundlich und herzlich in Empfang genommen, man fühlte sich sofort sehr willkommen.

Direkt nach dem Eintreten in das Lokal befinden sich eine recht große und moderne Schank, große, rote Hängeleuchten und die teils „loungeartige“ und teils „bistrotartige“ Möblierung – ein großer Bildschirm signalisiert die Abfahrtszeiten der Züge vom Hauptbahnhof. Im hinteren Bereich, ebenfalls recht hell, freundlich und einladend, stehen dann eher die klassischen Speisetische mit sehr bequemen Sesseln, die gut gepolstert und breit sind. Sehr bequeme Sitzbänke mit extra Sitzpölsterchen da und dort ergänzen das Interieur. Hier wurden die Möbeln in Naturfarben gewählt – braun, sand- und schlammfarben. Die Zweier-Tische sind leider auch in der „L’Osteria“ eher minimalistisch, besonders bei den hier angebotenen Pizzagrößen.

Im hinteren Bereich befinden sich eine „Brotstelle“, die „Panificio“ (= Bäckerei oder Backstube), in Form einer großen Anrichte mit in Regalen gelagerten, großen Weißbrotwecken sowie die offene Pizzaküche mit einem Steinofen, der aber leider elektrisch betrieben wird. Es ist immer wieder schön, einem Pizzaiolo, der sein Handwerk versteht, bei der Arbeit beobachten zu können. Mit buntem, farbigem Fensterglas wurde eine optische Abtrennung zur teilweise offenen Küche gestaltet. Mittig im Lokal befindet sich eine Kühlvitrine mit den klassischen „Antipasti“-Angeboten – gebratenes Gemüse, Meeresfrüchte, etc.

Zu trinken hatten wir bisher „Paulaner Weisse alkoholfrei“ (EUR 3,80 / 0,5l), ein sehr gutes alkoholfreies Bier, ein „Seidel Helles“ (EUR 2,50 / 0,33l), einmal „Pago Pfirsich mit Leitungswasser“ (EUR 3,30 / 0,5l), einen „Eistee Zitrone“ (EUR 3,30 / 0,5l), einen „Cappuccino“ (EUR 2,50) sowie diverse „Espresso Doppio“ (EUR 2,50). Alle Getränke waren immer tadellos, der Kaffee der Marke „ANDRASCHKO Kaffeemanufaktur Berlin“ war stets ausgezeichnet und hat als Edel-Kaffee in Deutschland bereits „Kultstatus“ (Link). Generell stellt man in der „L’Osteria“ fest, dass die Getränke erfrischend leistbar sind, speziell die günstigen Kaffee-Angebote.

Zu den Speisen wurde bei allen Besuchen eine sehr gute Menage, bestehend aus gutem, nativem Olivenöl, dunklem Balsamico, Meersalz aus Italien und einer Pfeffermühle gereicht. Bei Bedarf gibt es natürlich auch Parmesan, der zwar vorgerieben, aber immer frisch und saftig war. Lobenswert auch, dass bei den Pizze weder Knoblauchrand noch Oregano angeboten werden – das wäre in Italien auch verpönt. Die „L’Osteria“ hat keinerlei Auszeichnungen oder Hauben, und genau in diesem Rahmen und auf diesem Lokalniveau werde ich die Bewertung durchführen.

► „Vitello Tonnato“ (EUR 9,30):
Das Vitello wird hier umgekehrt serviert, Thunfisch-Creme unten und das Fleisch obenauf, was aber wiederum die tolle Fleischqualität zum Vorschein bringt. Ein zartes, rosafarbenes und sehr dünn aufgeschnittenes Kalbfleisch wurde mit einer fein abgeschmeckten „Tonnato“-Creme (vielleicht etwas zu mayonnaiselastig), frischem Rucola, Kapern und Parmesan serviert. Dazu reichte man ein Körbchen mit ausreichend viel Weißbrot, das vor allem auch Geschmack hatte – „SEHR GUT“ (4), sehr wenig nur am Ausgezeichnet vorbei.

► „Carpaccio di Manzo“ (EUR 8,80):
Ein unglaublich dünn geschnittenes aber trotzdem nicht zerrissenes Rinderfilet wurde serviert. Bei der Marinade war man für meinen Geschmack etwas zu zaghaft, jedoch konnte man ja nachwürzen. Die Fleischqualität und der Fleischgeschmack waren jedoch wieder wunderbar. Dekoriert mit frischen Cherrytomaten, frischem Rucola, bereits genanntem Weißbrot und gehobeltem Parmesan war dieser Gang eine Geschmacksfreude - „SEHR GUT“ (4).

► „Pizza Salami“ (EUR 8,00):
Ein 45cm-Wagenrad wurde für die beste Tochter von allen serviert. Diese Pizza besteht aus dem Standard-Pizzakäse, da die beste Tochter von allen leider keinen Mozzarella mag. Die Salami war sehr gut, dünn geschnitten und g’schmackig aber nicht aufdringlich vordergründig. Der Pizzateig hatte einen ausgezeichneten Geschmack und war ausreichend knusprig, der Rand vielleicht nicht ganz so aufgeplustert aber trotzdem schon auch flaumig. Ein glattes „GUT“ (3) für diese Pizza, weil nicht so außergewöhnlich.

► „Pizza Salsiccia Piccante“ (EUR 11,00):
Für den Pizzateig gilt bereits Geschriebenes, diese Pizza war aber definitiv um eine Klasse besser. Eine wunderbare, scharfe Peperoni-Salami, Mozzarella (Fior di Latte), frische und sehr süße Kirschtomaten sowie frisches Basilikum vervollständigten den wahren Genuss und daher gibt es für diese Pizza ein glattes „SEHR GUT“ (4).

► „Rigatoni Gorgonzola“ (EUR 7,80):
Herrlich einfach diese Pasta, etwas Schlagobers, Gorgonzola (vorzugsweise Gorgonzola Dolce Latte) darin schmelzen, Pasta „al dente“ darin schwenken, abschmecken und fertig. Herrlich! Die Rigatoni waren genau richtig al dente, gewünscht hätte ich mir nur einen kleinen Kontrastpunkt – ich nehme dafür gerne Honig oder mache manchmal Birnenmus dazu. In Summe aber ein glattes „SEHR GUT“ (4) in diesem Rahmen.

► „Penne Salsiccia“ (EUR 9,00 - Italienische Bratwurst, scharfes Olivenöl, Porrée):
Wieder ein Beispiel, wie man eine delikate Speise bloß aus zwei, drei erstklassigen Zutaten zaubern kann. Natürlich, bei Pasta gelingt das besonders gut, aber trotzdem war diese Speise ein Schulbeispiel. G’schmackige italienische Bratwurst, gutes „Olio di Peperoncino“, frischer Porrée und etwas Kochwasser von den Nudeln zurückbehalten – das alles vermengt, ergibt genau dieses wunderbare Gericht. Einfach, zugegeben, aber besser machen eben auch kaum möglich – „AUSGEZEICHNET“ (5). Redundant zu erwähnen, dass die Penne genau richtig am Punkt waren.

► „Spaghetti Ragù alla Bolognese“ (EUR 8,80):
Das Ragù nicht ganz mein Fall, mag ich es doch gerne etwas süßer. Es war aber kochtechnisch sehr gut gemacht, sehr gemüsig, pikant, nur das Betonen der Tomatensüße hatte mir doch sehr gefehlt. Dieses „Ragù alla Bolognese“ hatte aber sicher lange gekocht, denn das Faschierte war wunderbar weich und der Fleischgeschmack ging in die gesamte Sauce über. Die beste Tochter von allen meinte, „Papa, wie in Bibione!“ und daher gibt es ein glattes „SEHR GUT“ (4) – auch hier waren die Spaghetti genau auf dem Punkt.

► „Insalata Caesare“ (EUR 6,80):
Hier wurde der Salat mit Romanasalat, Knoblauchcroutons, Parmigiano Reggiano, und geheimnisvollem Ceasare-Dressing serviert. Das Dressing für einen „Caesard’s Salad“ hat zwei Musskomponenten: Sardellenfilets und nur ganz kurz gegarter Eidotter – damit wird dann mit Knoblauch, Zitronensaft, Olivenöl und Worcestershiresauce ein cremiges Dressing aufgeschlagen – wie bei einer Mayonnaise. Fast hätte man das auch hier erreicht, jedoch die Farbe ließ darauf schließen, dass vom Eidotter relativ wenig verarbeitet wurde. In Summe war der knackige Salat ganz O.K., den Knoblauch im Dressing sollte man aber niemals mit Knoblauchcroutons ersetzen – daher gibt es in Summe auch nur ein gutes „MÄSSIG“ (2).

► „Tiramisu“ (EUR 4,80):
Das Tiramisu war handwerklich völlig in Ordnung – keine Biskotten sondern Savoiardi wurden hier verarbeitet. Die Mascarponecreme war sehr harmonisch und luftig leicht. Ein glattes „SEHR GUT“ (4) für ein Tiramisu „außer Haus“.

► „Piccolo Duetto“ (EUR 3,50):
Bei diesem Dessert kann man 2 Süßspeisen aus Tiramisù, Crema di Fragola oder Panna Cotta wählen. Das Tiramisu war eine Klasse schlechter wie das alleinige Pendant, die Panna Cotta war gut, aber mehr auch nicht. „Panna cotta“ = gekochte Milch, gekochtes Obers – dieses Dessert lebt von sehr wenigen Zutaten, eine davon ist beste Vanille. Die gab es hier nicht, geschmacklich war die Vanille zu schmecken, jedoch war kein einziger Punkt von der guten Vanille zu sehen – ergo wurde keine echte Vanille verarbeitet. In Summe daher leider nur „MÄSSIG“ (2).

36 Punkte für 10 Speisenbewertungen ergeben im Durchschnitt 3,6 Punkte und daher gerade noch ein „SEHR GUT“ (4), wobei man darüber hinaus festhalten sollte, dass die Getränke sehr gut waren und vor allem sehr konsumentenfreundlich verrechnet wurden.

Für das Ambiente gebe ich gerne ebenfalls ein „SEHR GUT“ (4) – wer in der „L’Osteria“ Haubenküche oder Umgarnen erwartet, ist sowieso falsch am Platz. Was mir nicht gefällt ist die Tatsache, dass die Teller der angebotenen Pizzagröße nicht entsprechen. Wenn man 45cm-Pizza anbietet, dann sollte der Teller dementsprechend groß sein – ich hasse Essen, das am „Tisch liegt“, auch wenn man diesen Umstand mit Einmal-Papiersets zu umgehen versucht. Was aber toll ist, man bietet endlich einmal sehr gute Pizzamesser („Picard & Wielpütz“), die den Namen auch verdienen. Natürlich ist auch noch alles neu und unverbraucht, trotzdem sieht man aber das Personal während Leerläufen permanent putzen. Die Sanitäranlagen sind TOP gepflegt, die Beschriftung ist originell, der Italienischkurs auf den Toiletten weniger, kennt man das doch bereits vom „eatalico“.

Für den Service gebe ich gerne auch ein „SEHR GUT“ (4), weil hier so viele Nachwuchskräfte am Werk sind – ich mag das sehr. Bisher waren alle Servicekräfte ausgesprochen nett und sehr zuvorkommend. Dem übertriebenen, italienischen Gehabe, das sehr aufgesetzt und per Seminar eingebläut an den Gast kommt, sehe ich nach.

Fazit: ich empfehle die „L’Osteria“ für einen unkomplizierten und angenehmen italienischen Genuss unbedingt. Bei den Pizze sollte man sich für die „Partnervariante“ entscheiden (je eine halbe Pizza pro Person). Jede Pasta, egal welche Sorte, war stets auf den Punkt „al dente“ gegart – TOLL. Schade nur, dass man keinen „Mozzarella di Bufala“ im Programm hat. Abwechslungsreich gestaltet sich aber die Wochenkarte mit saisonalen Empfehlungen. In Summe ist das Preis- / Leistungsverhältnis in der „L’Osteria“ für Speisen und Getränke wirklich sehr gut. Wir kommen sicher immer wieder – schnell, unkompliziert und gut.
L'Osteria 1100 Hbhf - Visitenkarte - L'Osteria - WienL'Osteria 1100 Hbhf - Visitenkarte - L'Osteria - WienL'Osteria 1100 Hbhf - Lokalaußenansicht - L'Osteria - Wien
Hilfreich17Gefällt mir12Kommentieren
1 Kommentar

Mozzarella ist eben bei uns leider kein Standard.

14. Feb 2015, 21:26·Gefällt mir
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