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Di, 23. April 2024

Die Wäscherei - Bewertung

amarone1977
Experte
am 7. Oktober 2014|Update 9. Okt 2014
SpeisenAmbienteService
Ein Lokalbesuch der anderen Art.

Wir (vier) Übersiedlungskistenschlepper suchten nach getaner Arbeit ein Lokal in der Nähe.
Das Frühstück liegt schon lange zurück, aber wir kämpften wacker und wollten uns wirklich erst nach erfolgreicher Beendigung samt Kastenaufbau belohnen.

Ergo: leerer Bauch um vier am Nachmittag, die im Grätzel bekannte „Wäscherei“ ist ganz in der Nähe.

Ich erinnere mich – das mediterrane Wortspiel Lavanderia ist gleich nebenan und wurde bereits in letzter Zeit des öfteren hier besprochen. Und das „Ursprungslokal“ war doch Andreas Flatschers‘ frühere Wirkungsstätte.

Kurz und gut: man merkt, dass er nicht mehr die Regie führt – und ich kann mir kaum vorstellen, dass er es nach neuerlichem Betreten noch einmal tun würde.

Warum?

Das Lokal hat zwei Eingänge, einen in der Laudongasse, einen in der Albertgasse, letzterer führt direkt in den Nichtraucherbereich.
Ein Tisch wird uns am Fenster zugewiesen, das Fenster gibt Licht. Ansonsten ist der Raum recht düster und kahl.
Dabei steigt an jenem Abend der letzte Tag des Oktoberfestes (laut Folder am Tisch). Noch merkt man nichts davon, wir sind (vorerst) die einzigen im Raum.

Karte: ein Sammelsurium von „trendigem“ Essen für jeden Gaumen - thailändische Woks, Gulasch, Mozzarella-Sticks, Beef, Gänseleber, Toast, Chili, Wraps, Ribs, Schinkenfleckerl, Eis vom "Eis-Greißler" (Bericht siehe --> Link).
Mehr: Link (Link „Essen“)

All das stets garniert mit den allgegenwärtigen Wortspielen um das Thema „Wäsche“, so à la „Buntwäsche mit frischen Früchten“ oder „Schongang mit Schlag“ (siehe Eiskarte, nicht online).
Pfiffig natürlich auch die Idee mit dem Logo, das mit der Symbolik einer Wäschemarke spielt und Aufmerksamkeit erregt.
Wie auch in der Kaiserstraße erhielt das Lokal einen Subtitel:

„Das Lokal, das sich gewaschen hat.“

Herr Flatscher wird sich schon was dabei gedacht haben, wie man Gäste auf was ganz Neues aufmerksam machen kann.

Solange man sich nicht nur auf diesen Nebensächlichkeiten ausruht.
Denn wie auch jede Waschmaschine nur mit Wasser wäscht, kocht auch dieses Lokal nur mit Wasser.

Die Getränke- und Speisenbestellung funktioniert soweit noch tadellos, aber dann ist Schichtwechsel bzw. unser Service-„Dirndl“ im bayrischen Dirndl ist offenbar erst wieder für den Abend eingeteilt und hat’s offensichtlich eilig.
Das bedeutet folgende, für mich gänzlich neue Prozedur.
Obwohl noch nichts konsumiert wurde – außer einem gerade gebrachten Getränk, wird der komplette Tisch abkassiert, inklusive dem noch nicht gebrachten Essen. Genau!

Sicher – das Mädel kann am wenigsten dafür – es ist dem Gastronomie-Abrechnungssystem geschuldet. Aber kann man in so einem Fall eine Rechnung nicht auf einen Kollegen übertragen? Vielleicht ist es ja technisch nicht möglich, obwohl mir das nicht nachvollziehbar erscheint, aber das macht die Situation zumindest skurril. Dass durch einen Tippfehler obendrein auch noch falsch boniert wird, ist dann schon das kleinere Übel, wird aber natürlich nach Beanstandung korrigiert.

Minuten später hetzt unsere Servicedame dann auch schon heftig telefonierend aus dem Lokal. Wiesengaudi im achten Bezirk.
Dann ist Schluss mit Hektik, und Ruhe – zu viel Ruhe – kehrt ein.

Unser Essen wird serviert, Herr Schichtwechsel bringt’s zu Tisch. Kein Hallo, kein Grüß Gott.
Nachdem an allen anderen Tischen die Dekos und Menagen mittig platziert korrigiert werden, verschwindet Herr Schichtwechsel wieder – und ward nicht mehr gesehen.

Weitere Getränkewünsche, Nachspeisen, usw.? Fehlanzeige, wir machten uns zum Schluss selbst auf die Suche. Offenbar hat man uns als Gäste vor der großen Wiesengaudi nicht wirklich wahrgenommen.

Und das gab’s zu essen: eine thailändische Suppe mit Meeresgetiereinlage, die sich die beiden Esser gegenüber teilen und mit der Schärfe ordentlich zu kämpfen haben. Das Rindsragout mit Nockerl schien in Ordnung zu sein, ebenso das Red Curry mit Hühnerfleisch und Reis.
Meinereiner wählte Knödel mit Ei, leider mit dem Fehler, den (laut Karte explizit abbestellbaren) Speck nicht abzubestellen. Sind die Knödel gut angeröstet und gewürzt, braucht man den fetttriefenden Knusperspeck nicht wirklich.
Echtes Rätselraten verursachte allerdings der Salat – bzw. die Marinade, die zum Tischgespräch mutiert.
Was um alles in der Welt hat man sich gedacht, eine süß-pikante Currymarinade über den Salat zu gießen. War das so gedacht – oder war’s ein Unfall?

Ich ging nach dem Prinzip „wennst‘ hungrig bist, reißt’s da ois owe“ und versuchte, mich an das neue Geschmackserlebnis zu gewöhnen – najo: vielleicht g’hert des so?
Wir vergaßen dann allerdings, den Kellner zu fragen. Wohl deswegen, weil er nicht mehr auftauchte.

Für ein Eis vom Eis-Greißler (cremig, fruchtig, anders, sehr gut!) bemühte man sich dann doch noch zu Tisch, bezahlt wurde dann aber sofort, in der Befürchtung, weitere Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen.

Fazit also: Flatscher würde sein Lokal wohl nicht wiedererkennen. Denn auch, wenn ich mit Flatschers Lokalkonzept nicht uneingeschränkt d’accord bin, die Gäste würden ständig das Gefühl haben, dass man sich um sie bemüht. Das ist hier sicher nicht der Fall.

Vorschlag: „Das Lokal, das wieder einmal gewaschen werden müsste.“
Hilfreich17Gefällt mir18Kommentieren
4 Kommentare

BiancaC: grazie 1000! :)

8. Okt 2014, 08:18·Gefällt mir

HGL - as usual ;)

7. Okt 2014, 20:52·Gefällt mir1

Kommt Zeit, kommt SSW! Wir schaffen's bald wieder mal, versprochen! :)

7. Okt 2014, 12:53·Gefällt mir

Du warst im Achten und meldest dich nicht bei mir? Pfui, schäm dich! :( ;)

7. Okt 2014, 12:45·Gefällt mir
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