In der Umgebung
Fr, 29. März 2024
uc0gr
Experte
am 5. Juli 2014
SpeisenAmbienteService
Die Pizzeria „San Marino“ gibt es noch gar nicht so lange, und schon wurde sie neu übernommen. Ich bin hier schon so oft vorbei gefahren und dachte jedes Mal, hier sollte ich einmal die Pizza probieren. In einer Hausecke eines Wohngebäudes ist die „San Marino“ als Ecklokal beheimatet. Eigentlich präsentiert sich das Lokal von außen recht nett, frisch und einladend und sogar charmant, wenn nicht eine Fläche der Verfliesung fehlen würde. Neben dem Lokaleingang hat man auf einem niedrigen Podest, als Ausgleich für die leichte Schräge, einen kleinen Schanigarten angelegt. Völlig überdacht, ist es wohl selbst bei heftigem Regen kein Problem, im Freien zu essen.

Nach dem Eintreten in das Lokal waren die beste Tochter und ich insofern verblüfft, als wir so neues Ambiente gar nicht erwarteten. Wirklich sehr gepflegt, sauber und ansprechend, wenn auch da und dort kitschig und überladen, vielleicht sogar etwas übertrieben, besonders an der Schank. Der linke Restaurantbereich ist der Raucherbereich, der rechte der Nichtraucherbereich, beide nur über ein paar Stufen zu erreichen. Es gäbe zwar auch ebenerdig Sitzgelegenheiten, jedoch muss man dann wiederum Stufen für den Gang zum Sanitärbereich überwinden. Überall im Lokal trifft man auf das Wappen von San Marino – ein übrigens sehr sehenswerter Kleinstaat in Italien. Sei es an den Wänden (Wandmalerei oder Bilder) oder an jedem Tisch im Lokal per Tischfahne und Serviette.

Eine jüngere Servicedame begrüßte uns freundlich, aber das waren wohl die einzigen Worte, die sie in deutscher Sprache konnte. Es gab, gelinde gesagt, grobe Verständigungsprobleme – ehrlich, mir ist die Herkunft des Servicepersonals völlig egal, aber ein Mindestmaß an sprachlicher Verständigung setze ich als Muss voraus – wie wenn der Blinde, Farbberater würde. In weiterer Folge erhielt ich dann statt eines „alkoholfreien Bieres“ ein „Weizenbier mit Alkohol“, weiß der Teufel warum. Die Servicedame hat immer nur zustimmend genickt. Besonders ärgerlich war, dass der Chef, der perfekt Deutsch sprach, an allem völlig uninteressiert war. Er trat nur zweimal im weiteren Verlauf unseres Besuches recht patriarchalisch in Erscheinung: als Pizzaiolo und zum Kassieren.

Der Arbeitsplatz des Pizzaiolo ist äußerst adrett und hygienisch gestaltet, die Pizze werden jedoch lediglich in einem Elektroofen gebacken. Alle Tische sind recht einladend eingedeckt, die Tischüberdecken aus Papier stellen die Landkarte von Italien nach, eine Menage mit bereits geriebenem (wann, weiß natürlich niemand) Parmesan aus dem Sackerl, und auf jedem Tisch steht eine Tischfahne mit dem Wappen von San Marino – Tisch für Tisch, so das Szenario in der „San Marino“.

Zu trinken hatten wir einen „Apfelsaft mit Leitungswasser“ (EUR 2,60 / 0,5l), einen „Eistee Zitrone mit Leitungswasser“ (EUR 2,60 / 0,5l) sowie ein „Edelweiss Alkoholfrei“ (EUR 3,50 / 0,5l) – alles ohne Fehl und Tadel, bis auf das Bier. Das richtige Bier wurde erst beim zweiten Versuch korrekt serviert, und die Servicedame schenkte es im Gehen in aufrecht gehaltenem Glas schwungvoll ein. Ergebnis waren 2/3 Schaum und 1/3 Bier im Glas – mein „halt bitte“ wurde ignoriert.

Einmal die „Frittatensuppe“ (EUR 4,00) – die Suppe recht brav, da hatten wir schon deutlich schlechtere erhalten, die Frittaten waren ebenso in Ordnung jedoch servierte man teilweise gelbe, welke Blätter von der Petersilie – sinnbefreit. In Summe ein MÄSSIG für eine maximal durchschnittliche Suppe mit teilweise welkem Grün.

Einmal die „Zuppa Pavese“ (EUR 4,00) – gute Bouillon, frisch geröstetes Weißbrot, Parmesan, Grana oder Pecorino und frisches Ei wären die Zutaten für eine gelungene „Zuppa Pavese“. Die Suppe war, wie bereits beschrieben, ganz O.K., das Ei war frisch, sehr lieblos wurde einfaches, billigstes Toastbrot verwendet, und mit geschmacklosem Käse wurde die Suppe „vollendet“. Darüber hinaus war der Toast unten verbrannt und oben ganz hell. Ein glattes MANGELHAFT.

Eine „Pizza Margherita“ (EUR 5,50) – ausdrücklich bestellt mit wenig Käse für die beste Tochter von allen, wurde sie mit einer dicken Schicht, einer Unmenge an billigem Pizza-Käse serviert. Es werden wohl gute 10-15dag gewesen sein, die von der besten Tochter von allen abgekratzt und beseitigt wurden. Der Teig wäre aber an und für sich geschmacklich recht gut gewesen. Natürlich werden in der „San Marino“ alle Pizze mit Knoblauchrand ausgeführt – man hätte es gar nicht anders erwartet, als dass man an dieser nicht italienischen Unart teilnimmt. Mozzarella ist natürlich auch nicht der Standard-Käse für die Pizze. In Summe ein MÄSSIG für diese „Pizza“, die als ein „Kleines Käsefondue auf Teigfladen“ auch noch durchgegangen wäre.

Für mich eine „Pizza Caprese“ (EUR 9,00 - Mozzarella, frische Tomaten & Basilikum) – auch hier wurde eine Unmenge an Mozzarella verwendet, der durch die eiskalt servierten Tomatenscheiben natürlich innerhalb kürzester Zeit ebenfalls kalt und sehr gummiartig wurde. Die Paradeiser wurden überdies völlig grobmotorisch geschnitten – dick, absolut schief und selbstverständlich mit Strunk. Die Krönung war aber die Unterseite der Pizza. Der Teig war zu gut einem Drittel unten verbrannt – natürlich reklamiert, aber man verstand es nicht bzw. wollte es nicht verstehen. Glatt MANGELHAFT, ohne Wenn und Aber.

In Summe gebe ich für die Speisen ein sehr gut gemeintes MÄSSIG. Mit Italienischer Küche oder gar Pizza-Kunst hat das hier nichts zu tun. Einen derartigen Pizzaiolo hätte man mit der Pizzaschaufel aus jedem noch so kleinen italienischen Dorf gejagt. Den Elektroofen hat man offensichtlich nicht im Griff und beheizt ihn absolut schlecht – Unter- & Oberhitze sind nicht aufeinander abgestimmt bzw. ordentlich justiert.

Dem Ambiente gebe ich ein GUT, alles im Lokal ist sauber, gepflegt und adrett. Natürlich sind auch die Sanitäranlagen relativ neu und rein. Das „San Marino“ ist nicht behindertengerecht, da auf beiden Seiten des Lokals ein paar Stufen zu bewältigen sind.

Für den Service kann ich nur ein MANGELHAFT geben. Klar, man war zu keinem Zeitpunkt unfreundlich, aber man hätte es auch aufgrund mangelnder Sprachkenntnis gar nicht sein können. Service sieht deutlich anders aus – an genau dem fehlt es an allen Ecken und Enden in der „San Marino“.

Fazit: ich wüsste gar nicht, was ich von diesem Lokal, der Pizzeria „San Marino“, empfehlen könnte, und daher gibt es natürlich auch keine Empfehlung von mir. Diese Pizzeria hat mit Italien genau so viel zu tun, wie Österreich mit dem Fußball-Weltmeistertitel. Dass man gleichzeitig Nichtraucher- und Raucherschilder im gleichen Raum findet, zeigt dem Gast wohl, dass die Kennzeichnungspflicht für die beiden Bereiche offensichtlich nicht ganz verstanden wurde – vielleicht bestimmt aber auch der erste Gast im jeweiligen Raum, ob es sich dann um den Raucher- oder Nichtraucherbereich handelt. Dass „Carne di Manzo“ zu „Carde di Manzo“ im Flyer wird, wundert einem genauso wenig, wie „Pizzas“ statt „Pizze“. Man führt auch so eine Art „Pizzapass“ für Abholer und Zusteller, ab 10 Pizze erhält man eine Pizza gratis, wobei ich das diesbezügliche finanzielle Risiko für das Lokal als äußerst gering einstufe. Fast schon erwartet hätte man auch die angegebene Internetadresse, die ins Leere führt – das komplettiert die Gesamterscheinung der „San Marino“. Schade um dieses gar nicht unsympathische oder unattraktive Lokal.
San Marino - Visitenkarte - Pizzeria Ristorante San Marino - WienSan Marino - Visitenkarte - Pizzeria Ristorante San Marino - WienSan Marino - Lokalaußenansicht - Pizzeria Ristorante San Marino - Wien
Hilfreich9Gefällt mir5Kommentieren
3 Kommentare

Nicht die Gegend ist das Problem, nicht die Gegend!

7. Jul 2014, 00:22·Gefällt mir1

Bin ich froh, dass ich nie in diese Gegend komme :-)

6. Jul 2014, 12:14·Gefällt mir

"...ab 10 Pizze erhält man eine Pizza gratis, wobei ich das diesbezügliche finanzielle Risiko für das Lokal als äußerst gering einstufe." Sehr schön gesagt.

5. Jul 2014, 23:31·Gefällt mir3
Konto erstellen
Schon Mitglied?
Indem Sie fortfahren, erklären Sie sich mit unseren Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung einverstanden.
E-Mail
Benutzernameautomatisch
Passwortautomatisch
Indem Sie fortfahren, erklären Sie sich mit unseren Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung einverstanden.