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Sa, 20. April 2024
bluesky73
Experte
am 20. Juni 2014
SpeisenAmbienteService
Die kurze Arbeitswoche verleitet uns am Mittwochabend mal "etwas Anderes" auszuprobieren – wir entscheiden uns spontan für einen Besuch im Buschenschank Schaar. Das Lokal liegt in Graz, allerdings leicht außerhalb der dicht bebauten Bereiche im beginnenden Grünen.
Die Jause wollte verdient werden, also spazieren wir zu Fuß gegen 19 Uhr über den noblen Grazer Ruckerlberg in Richtung Buschenschank. Schon aus einiger Entfernung ist lebhaftes Stimmengewirr zu vernehmen, der Parkplatz war gut ausgebucht - die Vermutung, dass wohl einiges los sein würde bestätigte sich rasch.

Der großzügige Aussenbereich mit seinen rund 10 bis 15 großen und urigen Biertischgarnituren war sehr gut besucht, die letzten freien Tische waren für größere Runden reserviert. Wir versuchen unser Glück im Inneren des Lokals und erobern tatsächlich eine passende Sitzgelegenheit. Der Gastraum ist ebenfalls mit vorwiegend Tischen für größere Runden ausgestattet, Raumteiler sind geschickt angeordnet, dass man auf zwei Routen zur Schank geleitet wird. Der Weg zur Schank ist auch wichtig, denn Selbstbedienung ist angesagt.

Wir studieren erst mal die Speisekarte, die auf jedem Tisch neben der Menage, einem Windlicht und einem Sträußlein Plastikblumen aufliegt. Die Karte ist lustig in "Mundart" verfasst (siehe Homepage) und bietet das erwartete Angebot. Fr. bluesky erklärt sich bereit, unsere Bestellung an der Schank zu deponieren, während ich unseren Tisch im stetigen Zustrom von Silberlöckchen (© bubafant :-) ) zu verteidigen versuche.
Tatsächlich ist der Anteil an etwas älteren Mitbürgern überproportional hoch, lediglich im Freibereich sind zwei Runden Jungvolk am Feiern.

Die Getränke werden sofort ausgehändigt und von Fr. bluesky persönlich gekonnt serviert. Das Achterl Welschriesling (Euro 2,20) und der Weißburgunder (Euro 2,30) sind gut gekühlt, werden beide aber wohl keine besondere Erwähnung im Wine Spectator finden.
Für bzw. gegen den Durst bestellen wir jeweils ein Vierterl Pfirsichnektar gespritzt (Euro 1,70) und Traubensaft (Euro 1,90).
Das Interieur birgt wenig Überraschungen, viel helles Holz zieht sich durch die Räume, an den Wänden finden sich rustikale Dekoelemente wie Dreschflegel aber auch Aquarellmalerei, die zum Kauf angeboten wird. Ein Tisch im Eck wurde „geopfert“ und dient temporär als Fernsehmöbel – die Fußball WM läuft zum Glück ohne Ton.

Die Speisen werden wenig später inklusive zwei Schneidbrettern serviert.
"Brettljausn mit zwa Brot" (Euro 5,40). Auf den ersten Blick zeigt sich ein nett zusammengestellter Querschnitt, der allerdings bei genauerem Hinsehen einige Überraschungen beinhaltet. Die paar Scheiben aufgeschnittene Wurst (Polnische?) hätten wir genauso wenig erwartet, wie ein (!) einzelnes dünnes Blatt Käse vorzufinden. Der Kren war wohl schon vor langer Zeit gerissen worden, denn er war alles, nur nicht mehr scharf. Schinkenspeck und Geselchtes waren ok, ebenso die Aufstriche (Verhackert, Leberwurst, ein nicht näher definierter Aufstrich auf Topfenbasis). Das Selchwürstl hätte ich mir etwas härter bzw. trockener gewünscht. Das dazu gereichte Brot bleibt nicht gesondert in Erinnerung.

"Sauerei mit an Brot" (Euro 3,90). Hinter dem launigen Titel steckt eine Portion Käferbohnen, würfelig geschnittene Sulz und ebenso würfelig geschnittener Schafkäse mariniert mit Essig und Kernöl. Für mich geschmacklich der Gewinner des Abends. Besonders den Schafkäse finde ich sehr gut und vorallem angenehm wenig bröselig. Die Deko in Form einer Tomatenspalte, einer Gurkenscheibe und Radieschenschnipseln sowie einigen Scheiben hartem Ei sei noch erwähnt.

Der angepriesene Nuss- und Mohnstrudel stellt sich als Germteigmehlspeise heraus und wir schwenken zu einem Apfelstrudel sowie einem Stück Marmorkuchen (Euro 1,40).
Der Strudel war recht dick mit Zucker bestreut aber geschmacklich ok, der Marmorkuchen eher auf der trockenen Seite und mit einem für mich zu vordergründigen Eierlikör-Aroma.

Wir möchten den Aufenthalt nicht unnötig verlängern und beenden unseren Ausflug – bezahlt wurde ohnehin jeweils schon beim Bestellen an der Schank.

Zum Fazit: Das Ambiente ist prinzipiell ok, ohne sehenswerte Höhepunkte – so, wie sich viele wahrscheinlich einen Buschenschank vorstellen. Das Service kann aufgrund der Selbstbedienung eigentlich nur eingeschränkt beurteilt werden, von ausgesprochener Freundlichkeit war allerdings im direkten Kontakt wenig zu bemerken. Die gegessenen Speisen waren großteils wenig einfallsreich, teilweise einzelne Komponenten der Brettljause für uns nicht ganz nachvollziehbar. Einen echten, qualitativ hochwertigen Buschenschank findet man wohl eher nicht im städtischen Bereich, den Stammgästen wird’s egal sein.
"Brettljausn mit zwa Brot" - Buschenschank Schaar - Graz"Sauerei mit an Brot" - Buschenschank Schaar - GrazMarmorkuchen - Buschenschank Schaar - Graz
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2 Kommentare

Danke HrMann; ich glaube, die gibt es bestimmt - sie zu finden ist die Schwierigkeit.

20. Jun 2014, 08:59·Gefällt mir

Schöner Bericht! Gibts in Graz oder naher Umgebung überhaupt annehmbare Buschenschänke? LG

20. Jun 2014, 08:56·Gefällt mir
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