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Di, 23. April 2024

Christ - Bewertung

BiancaC
Experte
am 21. Mai 2014
SpeisenAmbienteService
Wir waren neulich zu viert mit einem DailyDeal-Gutschein beim Christ. Der Gutschein galt für "eine kommentierte Weinverkostung inkl. Häppchen".
Ich habe diesen Gutschein schon einmal gekauft, vor ca. 1 1/2 Jahren, und wir haben einen sehr schönen Abend dort verbracht. Der Chef persönlich hat uns bedient und uns jeden ausgeschenkten Wein (1/16 und das sechs Mal pro Person) kommentiert und ausführlich erklärt.

Doch als wir erneut dort waren erlebten wir eine herbe Enttäuschung. Hier die ganze Wahrheit:

Ich rief vier Tage vor dem geplanten Besuch an und reservierte telefonisch für den besagten Tag, stellte klar, dass wir zu viert kommen würden und mit Gutschein. "Alles kein Problem, kennan's gern kumman!" hat man(n) mir gesagt. Auch das am Vortag des Anrufs verfasste E-Mail kam drei Tage vor dem geplanten Besuch mit einer Reservierungsbestätigung zurück.

Wir kamen hin und betraten den Vinothek-Bereich, welcher durch eine Glaswand und seine dunklen Regale, sowie die große Glasfront sehr modern und einladend wirkt. Gleich beim Eingang befindet sich eine kleine Sitzecke mit einem Couchtisch, dann gibts noch einen 2er-Barhocker-Tisch und einen 4er-Barhocker-Tisch. Die Hocker aus schwarzem Kunstleder, die Tische geschwungen-modern und sehr edel. Die Bar ist umringt von Regalen mit Weinflaschen diverser Christ-Sorten. Hübsch.

Die (sagen wir mal) Kellnerin der Vinothek begrüßte uns auf dem 4er-Tisch sitzend, etwas in den Rechner eintippend und eine Zigarette rauchend. Der Tisch angeräumt mit ein paar Bürosachen und einem großen Glas Orangensaft.
Ich sage, dass wir reserviert haben für eine Weinverkostung. Sagt sie "Ahaa, davo waß i nix!" - gleich merkt man an ihrer Stimme, dass die Zigarette, die sie momentan raucht, bestimmt nicht ihre erste gewesen ist. "Owa kummans hoit. Mia suis Recht sein! Do - nehman's Plotz!" Sie setzt uns in die Sitzecke mit dem kleinen Couchtisch. Blöd, weil Häppchen und so. Wir fragen höflich nach, ob wir vielleicht den großen Tisch für Vier haben können, da wir ja auch essen kriegen. Sie wehrt unhöflich ab, sagt, sie habe Stammgäste, die da immer sitzen. Aber dagesessen sind noch keine und wir lassen nicht locker. Trotzig meint sie dann "Dann stetz'n sa si hoit ume - oba waun die Gäst kumman, dann muass i si hoit wieda wegsetzn." Na danke. Sehr freundlich. Wir setzen uns trotzdem auf den geeigneteren Tisch für uns (den inzwischen eintretenden "Stammgast" haben wir verdrängt...) und wir bekommen sofort Brot und Häppchen.

Der Häppchenteller sah sehr einladend aus und war auch toll, nur leider viel zu wenig für vier Personen. Es gab Rohschinken mager und einen fetten, Kürbiskernwürstl in Scheibchen, Salami, Parmesan, Bergkäse, Eiaufstrich, Liptauer, Knoblauchtopfen und Verhackertes. Eine halbierte gefüllte Olive und einen kleinen halbierten gefüllten Kürbis (die typischen Käsemacher-Antipasti). Alles in Mini-Mengen. Eigentlich ein netter Vorspeisenteller für 2 Personen. Aber bestimmt nicht für 4. Ich gebe die Note "4" weil es wirklich von hervorragender Qualität war, 1 Punkt Abzug für die kleine Portion.

Den Wein bekamen wir im 7 min-Takt. Was auch angebracht war, da es wirklich nur "Kostschlückchen" waren, also mit einem Schluck wirklich wegzuleeren (sollte man gierig sein). Wir haben halt daran genippt, dass wir mehr davon haben. Die Weine sehr gut, vor Allem der Gemischte Satz und der Mephisto haben's uns angetan. Aber leider zu wenig im Glas, um es schön genießen zu können (wir kannten das ja anders von der Weinverkostung vor über einem Jahr).


"kommentierte Weinverkostung" - HAHA! Die Dame hatte keine Ahnung von Wein, konnte sie mir nicht einmal sagen, was einen bestimmten Weißwein (der Gemischte Satz - Bisamberg Alte Reben) so besonders macht. Sie meinte nur "Kosten's eam! Si werden's scho schmeckn!" Davon hab ich was. Bei jedem Mal Einschenken hat sie einfach nur vorgelesen, was auf der Flasche stand - nämlich den Namen des Weines.
Dann ist sie zwischendurch lieber bei ihren Stammgästen herumgestanden (die übrigens NICHT auf unseren Tisch wollten, sondern sich mit den übrigen Plätzen problemlos abgefunden hatten), trank das eine odere andere Achterl und eine oder andere Schnapserl mit. Die Stammgäste waren nur leider sehr laut und schrieen sich (trotz nicht vorhandener lauter Musik) gegenseitig ins Ohr, lachten laut und trugen ihren (großen) Teil zur unangenehmen Atmosphäre bei. Wir konnten uns kaum unterhalten, weil es so laut geworden ist.

Gegen Ende kam sie dann zu uns und versuchte es mit einer entschuldigenden Erklärung, wieso sie uns nicht gleich auf den Tisch setzen hat lassen. "I hob ma mühsam de gonzn Stammgäst aufbaut - von denan leb i', ned vo de DeliDaaaal. Bei denan moch i jo ka G'schäft!". Also wenn mir jemand sagt, dass ich auf Grund des Gutscheines keinen g'scheiten Sitzplatz verdient hab (noch dazu, wo ich doppelt-gemoppelt reserviert hatte), weil ich "zu günstig" konsumiere, dann fühl ich mich nicht gerade willkommen.

Der Gutschein im Wert von ca. 90€ hat mich (soweit ich mich erinnern kann) 44,90€ gekostet. Diese 44,90€ war dieser Kurzausflug nicht Wert, und schon gar nicht die 90€.

Wir sind nach dem letzten Kostschluckerl (es waren sechs insgesamt) aufgestanden und gegangen. Es schien uns weder angemessen, der Dame Trinkgeld dazulassen (was ich eigentlich schon immer tue, trotz Gutschein - wenn das Service passt!) noch wollten wir sitzen bleiben um die besten Weine nochmals zu bestellen (was wir das letzte Mal sehr wohl taten).

Stammgäste werden wir dort bestimmt nicht. Und Weinverkostung machen wir dort auch keine mehr.
Hilfreich7Gefällt mir3Kommentieren
5 Kommentare

Was ich an der ganzen Gutschein Diskussion nicht verstehe ist, warum man als Gast ein schlechtes Gewissen haben sollte, wenn man einen Gutschein einlöst? Soweit ich informiert bin, nehmen die Gastronomen an diesen Aktionen schon freiwillig teil und sollten sich also zuvor genau überlegt haben, worauf sie sich da einlassen. Kurzum wenn ich bei Dailydeal teilnehme, muss ich damit rechnen, dass dann auch (viele) Kunden mit Gutscheinen kommen. Diese sollte ich dann auch so behandeln, wie jeden anderen Kunden. Wenn sie jemand so verhält, wie von BiancaC geschildert, würde ich auch kein Trinkgeld geben.

22. Mai 2014, 13:53·Gefällt mir2

Keine Sorge, ich weiß schon, was gute Marnieren sind, noch dazu komme ich selbst aus der Gastronomie. Wie das mit Trinkgeld und so weiter ist braucht man mir nicht erklären. Und dass wir nichts zusätzlich konsumiert haben liegt an den oben beschriebenen Umständen. Ich bestelle in der Regel auch gerne etwas dazu, aber nicht "um mich von der Masse dieser Menschen [= laut Ihres Kommentars: viel zu viele geizige Schnorrer] abzuheben", sondern, weil mir danach ist, wenn ich mich wo wohl fühle.

21. Mai 2014, 11:45·Gefällt mir

Trinkgeld gibt man für gutes Service und nicht dafür, dass der Kellner eine Rechung ausstellt. Man kann es dem Menschen (wie beim Zimmerservice) direkt in die Hand geben, oder aber wie international üblich, am Tisch liegen lassen. Leider sind aufgrund solcher Gäste die Deal-Gäste überall so unbeliebt, weil viel zu viele geizige Schnorrer sind. Ich habe auch ab und zu solche Gutscheine, versuche aber mich von vorneherein von der Masse dieser Menschen abzuheben, indem ich extra Bestellungen tätige. Dann zahle ich halt für ein Soda 5,-; aber jeder ist zufrieden und ich wurde noch nie schlechter behandelt, weil ich mit Gutschein kam.

21. Mai 2014, 11:37·Gefällt mir1

ich habe das deswegen hervorgehoben, weil man bei dem gutschein (sofern es ein essen+getränke-gutschein ist) normalerweise keine rechnung bekommt und somit die situation für's trinkgeld-geben nicht automatisch hervorgerufen wird. ich habe schon öfters gesehen, dass leute mit gutschein einfach gegangen sind und trotz gutem service keinen cent gegeben haben. usus is das anscheinend nicht, dass man bei gutschein trinkgeld gibt.

21. Mai 2014, 10:54·Gefällt mir

Warum sollte man bei den Deal-Gutscheinen kein Trinkgeld da lassen??? Ganz im Gegenteil, das Trinkgeld sollte die Höhe haben, die man gegeben hätte, wenn man den vollen Preis bezahlt hätte. Was kann denn der Kellner dafür, dass der Chef die Gutscheine ausgibt. Leistung und Arbeitsaufwand des Servicepersonals ist der gleiche, egal wie viel und ob die Gäste bezahlen. Dass sich diese Dame kein Trinkgeld verdient hat ist ok, aber die Bemerkung, dass Sie "trotz Gutschein" Trinkgeld geben finde ich unpassend, als wäre das was ganz Besonderes...

21. Mai 2014, 10:49·Gefällt mir
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