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Do, 28. März 2024

Gasthaus Sternen - Bewertung

Pressesprecher
am 6. Februar 2014
SpeisenAmbienteService
Nach dem Kino (Akte Grüningner, absolut sehenswert! Link) wollen die „Zuckerpuppe“ und ich noch einen Happen zu uns nehmen. Das Krönele in Lustenau ist leider voll belegt und so fahren wir zum Sternen in Hard.

Mein letzter Besuch hier – anlässlich des 40er des Schwagers – liegt geschätzte 20 Jahre zurück. (Das ist insofern erwähnenswert, weil man sich im Sternen offensichtlich auf Feste spezialisiert hat. Selbst während unseres Besuchs findet eine „Beratung“ für eine Geburtstagsfeier statt.) Aber die Erinnerung ist eine gute. So stellen wir das Auto auf dem großzügigen Parkplatz ab und treten kurz nach 21 Uhr ein.

Die Familie Fitz führt den Sternen seit 1887 in fünfter Generation: „Wenn Sie unser Haus betreten, so kommen Sie gleich an unserer geselligen Theke vorbei. [...] Sie können dann entscheiden, möchten Sie einfach zwischen den Einheimischen eine Kleinigkeit essen oder eher im ‚noblen‘ Ambiente speisen?“ (Quelle: Website). Das „nobel“ Speisen passiert linker Hand. Rechts sind die Tische für die „Kleinigkeit“, dahinter geht's in den „rustikalen Stadl“ bzw. das „gemütliche Stüble“. Direkt hinter dem Tresen ist die Küche.

Es macht durchaus Sinn, dass das „nobel“ auf der Website mit Hochkommas ausgezeichnet ist. Den genau so wirkt das ganze auch. Die Farbkombi am Tisch würde jedem Italiener zur Ehre gereichen: die Tischdecke ist weiß, die Mitteldecke ist grün, die Ikea-Papierservietten sind rot. Die Menage offeriert Salz, Pfeffer, Zahnstocher und Maggi (sic!). Dazu gibt's Bierdeckel (Doppel-sic!). Die Rose ist wenigstens echt und in einer Getränkeflasche eingewässert. Die durchaus qualitativ hochwertigen Weine werden an der getünchten Wand präsentiert, daneben ein Bild wie aus einem Jugendzimmer. Die Holzmöbel sind schon etwas abgelebt, die Polster der Bänke unterschiedlich bezogen.

Natürlich weiß die Familie Fitz, wie es in einem gehobenen Speiserestaurant aussieht. Die gehen ja auch essen. Wahrscheinlich hatten sie auch alles weiß eingedeckt, dann aber befunden, es würde zu nobel aussehen. Hier ist man offensichtlich im Spannungsfeld zwischen ruralem Publikum („Bringsch ma no a Maggi?“ oder „Kann i an Biadeckl ho?“) und historischer Substanz gefangen und droht sich nicht ganz, auszubrechen. Dabei spreche ich nicht von einer ultramodernen Umgestaltung, sondern von ein paar Basics, die man in jedem Hauswirtschaftsbuch nachlesen kann.

Nun denn ... die Karte startet mit einem Gedicht in Mundart und so sind auch die Gerichte beschrieben: in Voralbergerisch. So werden beispielsweise aus den hochdeutschen „gebackenen Hühnerbruststeifen“ die einheimischen „bachana Stroafa vonar Hinna“. Neben den Basics gibt es einen Burger, Steak, Toast und Vegetarisches. Die Lieferanten sind ausgewiesen. Alles zu ortsüblichen Preisen. Ein Minus gibt es für den Pangasius, ein Plus für das Kinderspecial (Himbeersaft + Pommes Frites bzw. Fritattensuppe gratis für Kinder bis drei)! Zwischenzeitlich läuft im Radio „I Was Made For Loving You“ von KISS. Dafür gibt's von mir auch ein Plus.

Als Vorspeise bestelle ich eine Tirolerknödelsuppe um 3,40 Euro. Die Suppe selbst ist gut, der Hauptakteur ähnelt von der Konsistenz her eher einem Leberknödel und der enthaltene Speck ist nicht mehr ganz frisch. Zu allem Überfluss wurde auch etwas zu viel Pfeffer appliziert. Das wäre dann bestenfalls eine 3.

Als Hauptgang erhält die Zuckerpuppe einen „Big Mouth Burger“ in der Standardvariante um 8,50 Euro (XL würde 12 kosten). Für die Gabel in Mano cornuta-Form und die Beschriftung „Hard rockt“ in der Karte gibt's noch ein Plus. Auch der Burger kann geschmacklich 100% überzeugen und bekommt von der Liebsten eine glatte 5.

Ich selbst erhalte einen Schweinsbraten mit Kraut und Knödel serviert. Kommentar der Bedienung: „Das ist zuwenig Fleisch. Ich bringen noch eine Scheibe nach!“ Meine Versuche, mich dagegen zur Wehr zu setzen, bleiben erfolglos. Der Semmelknödel ist groß und viel besser als sein Vertreter aus dem benachbarten Inland: die Konsistenz passt und der Geschmack überzeugt. Das Kraut ist "scharf". Beim Fleisch überzeugt mich die erste Scheibe. Die zweite etwas weniger und die dritte, tatsächlich nachgelieferte, ist dann deutlich zu wenig gezogen. Das Safterl ist fein. In Summe würde ich hier auch eine 3 geben.

Zum Service: unsere Bedienung macht grundsätzlich den Eindruck einer versierten Kraft. Von der Karte bis zur Vor- bzw. Hauptspeise vergehen jeweils 20 Minuten. Klingt OK, wirkte aber teilweise etwas lange, nachdem auch sonst wenig Gäste anwesend waren. Frau war aber stets freundlich und – wenn präsent – aufmerksam.

Resümee: Man spürt deutlich die Leidenschaft und vermisst etwas die professionelle Abgeklärtheit. Das Ambiente ist in die Jahre gekommen, die Speisen sind – mit Ausreißern nach oben – gut. Die 30 Euro (einschließlich Trinkgeld) sind jedenfalls gerechtfertigt.
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7 Kommentare

Obacht, Big Brother is watching you. vielleicht sogoar die nsa oda da cia

7. Feb 2014, 13:34·Gefällt mir

OK, OK ... erwiiiischt ... Ich tu's auch nie wieder!

6. Feb 2014, 20:15·Gefällt mir

Sapperlot jetzt hob I di oba

6. Feb 2014, 18:45·Gefällt mir1

@derweinrat: Dazu habe ich viel zu lange in Ottakring gelebt, als dass ich mich vor Meidlingern fürchten würde ;-)

6. Feb 2014, 15:01·Gefällt mir

*brüll* In Graz-Strassgang gibt's auch ein bodenständiges Lokal mit im "stoasteirischen" Dialekt geschriebener Speisekarte.

6. Feb 2014, 12:58·Gefällt mir1

Ähm: "vo üsara fäanöschtlicha Fründa in ana grusiga Brüa ufzogana und mit Medikamenta vollgschtopfata Schlankweals, dean's mit allamöglicha Dräk gfuatat hond" (oder so ähnlich)

6. Feb 2014, 12:50·Gefällt mir3

Die Gsiberger-Variante des Pangasius fehlt mir! Oder klingt Pangasius ohnehin schon ausreichend alemannisch? ;-)))

6. Feb 2014, 12:42·Gefällt mir
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