In der Umgebung
Fr, 19. April 2024
kulinariker
am 22. Jänner 2014
SpeisenAmbienteService
Das Geschäft mit dem Tod…
scheint hier sehr wörtlich genommen zu werden. Leider befindet sich dieses Lokal als einziges in der unmittelbaren Nähe zur Feuerhalle und ist genau gegenüber vom Tor 2 des Wiener Zentralfriedhofes. Somit haben schon mal die älteren und gebrechlichen Personen keine andere Wahl, als sich hier nach Traueranlässen einzufinden. Desweiteren möchte man ja auch nicht unbedingt einen längeren Fußmarsch oder gar eine Autofahrt nach einer Beerdigung in Kauf nehmen.

Schon schnappt auch die Falle zu…
Kaum sitz man auf den wackeligen Sesseln an den lieblos eingestellten Tischen, wird man systematisch dazu verleitet sofort zu einer der bereitgestellten Mineralwasserflaschen zu greifen. Wie schon hier mehrmals erwähnt, sind diese pro geöffnete Flasche mit 8,20 € etwas überteuert. Aber am Tag der Trauer nimmt man ja auch so einiges kompromisslos in Kauf. Der Preis in Summe steht natürlich nicht auf der Karte und setzt sich aus den einzelnen Glaspreisen zusammen.

In die Jahre gekommen…
sind hier nicht nur die meisten Gäste, sondern auch sämtliches Mobiliar. Die Holzsesel wackeln und schaukeln bereits von alleine. Der Boden ist mit den unterschiedlichsten Materialen belegt und teilweise finden sich unter Teppichen oder Klebeband versteckte, überdeckte Löcher im Boden. Die Wände wurden auch seit der Eröffnung immer nur übermalt und wenn überhaupt nur sehr laienhaft ausgebessert. Im Gastraum stehen die Mineralwasserflaschen-Kisten unverdeckt unter dem Beistelltisch. Sieht finde ich jetzt auch nicht sehr einladend aus. Auf den Tischtüchern braucht man nicht lange nach Flecken suchen. Das Besteck wird leider nicht Poliert, geschweigenden nach dem Spülen auf Reste vom Vorgänger kontrolliert. Das Geschirr wird hier auch wild zusammengewürfelt. Heute hatten wir Unterteller mit Goldrand und darauf eine Kantinensuppenschüssel mit IMAX Aufschrift. Hier wird anscheinend sogar das neue Geschirr im Auktionshaus gekauft?

Das Service sagt wo es lang geht…
Schnell sind sie hier und kaum sitz man am Tisch steht auch schon der Gruppenkellner hinter einem und fragt sehr bestimmt die Getränkewünsche ab. Zugig muss es hier gehen, bloß nicht auffallen, verständlich sprechen und wenn der Kellner reden, dann auch nur er sonst keiner. Die Getränke kamen recht schnell an den Tisch. Weiter ging es mit der Speisenbestellung. Hierbei hat wieder der Kellner das Sagen und bringt dies auch mit seiner forschen und militanten Art dem Gast bei. Der Zusatzverkauf von Ketchup wird natürlich nur der Jugend angeboten. In Summe hat es aber mit den Bestellungen gut geklappt und der Kellner kommt sich auch bei gemachten Fehlern etwa 3-5 Mal entschuldigen. Sobald die ersten Teller leer sind, beginnt der Kellner auch sofort mit der Nachfrage nach Kaffee oder Nachspeisen. Keine Zeit zum überlegen oder verdauen. Anscheinend wird hier ein kurzes Zeitfenster pro Gesellschaft veranschlagt um sie abzufertigen.

Das Speisenangebot…
ist sehr überschaubar und typisch wienerisch. Die Qualität war ganz okay und der Preis der Lage entsprechend. Sobald man im Lokal sitzt schrauben die Meisten sowieso ihre Erwartungen hinunter.

Am Abend kommt die Stille…
Wundert mich nicht. Das Lokal lebt fast ausschließlich vom Leichenschmaus, oder Friedhofstouristen die sich von den vielen Tafeln und den vermeidlich tollen Angeboten verlocken lassen. Am Abend verirrt sich keiner mehr hier her und das Lokal passt sich vollkommen seiner Umgebung an.
Hilfreich17Gefällt mir5Kommentieren
4 Kommentare

Ich würde was dafür geben, könnte ich das Wort Leichen......s aus der deutschen Sprache verbannen!

22. Jän 2014, 20:15·Gefällt mir

Is scho wieda so übertrieben, dass es lachhaft ist. :-(

22. Jän 2014, 19:54·Gefällt mir

Das wäre ja auch pietätlos, wenn die Kellner die Trauergäste fröhlich begrüßen würden. Aus der Homepage des "Gasthaus zum beidelnden Patschen" in Bad Leichenberg (oder so ähnlich): "Sie sind traurig - wir verstehen das: unser Service ist es auch!" ;-))))

22. Jän 2014, 19:28·Gefällt mir1

Also ehrlich: Wer braucht denn wirklich einen Leichenschmaus, wenn man nicht gerade die New Orleans-Mentalität in sich trägt? Nach meinem Tod brauchen die gar nicht erst so einen Blödsinn machen; abgesehen davon werde ich nicht am Zentral die Gänseblümchen von unten angucken.

22. Jän 2014, 19:19·Gefällt mir
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