ReTe-„Betriebsausflug“. Ich muss jetzt ein bisserl lästern – „Betriebsausflug“ klingt ein bisschen wie Busfahrt im Heizdecken-Bomber mit anschließender Produktpräsentation im Seminarhotel.
Doch das Treffen im 6. Bezirk war allererster Güte, vielen Dank für die perfekte Organisation nochmal an unseren Gott sei Dank rechtzeitig eingebürgerten ReTe-Asienkorrespondenten schlitzaugeseichwachsam!
Was gibt es also schöneres als eine Runde von tollen Leuten, die allesamt das Gleiche tun: gern essen, gern trinken, und darüber auch noch sinnieren und erzählen. Eine durch und durch schmackhafte Kombination, wie ich meine.
Eigentlich wollte ich ja hier anderen Experten den schriftlichen Vortritt lassen, fühle ich mich doch nach wie vor als „koreanische Jungfrau“.
Es war tatsächlich eine Premiere für mich, koreanisch zu essen. Und sie war erfreulich, obwohl ich – um ganz ehrlich zu sein – öfters nachfragen musste, so in etwa wie „Was war das nochmal?“
„Tischgrillen“ war also angesagt – nicht das Jahrestreffen der koreanischen Tischlerinnung, sondern salopp gesagt Raclette für Fortgeschrittene. Wobei Raclette an das Gebotene beileibe nicht herankommt.
Als Vorspeise kamen ein paar Häppchen: eine Art Omelett mit Ei, Jungzwiebeln und Meeresfrüchten. Auf den ersten „Biss“ gar nicht wirklich anders, als wenn ich mir zuhause ein Omelett mit Champignons mache, nur eben mit Seafood statt den Schwammerln.
Das ganze wird aber gedippt: in eine Soyasoße mit Sesamöl und gehackten Frühlingszwiebeln.
Ein gefährliches Suchtmittel.
Kimchi: traditionell wie Sauerkraut eingemachtes Gemüse.
Da wäre mal der Chinakohl. Die Stücke mit dem feinen Biss eignen sich ideal dafür, wie ich finde. Sehr gesund so nebenbei, wie auch die anderen Varianten. Lasse ich mir schmecken.
Der Rettich wiederum überzeugt mich überhaupt nicht, was aber einfach und allein an der Tatsache liegt, dass mir Rettich, fast wie die Gurke, als Gemüse nicht geheuer ist. Ich kenne bis dato keinen genießbaren Aggregatzustand von Rettich. Wer mich eines Besseren belehren möchte, bitte vortreten.
Jetzt kommt der erste Fleischteller, unmarinierte Stücke von der Rinderhochrippe.
Auch mit vom Spiel: riesige Zwiebelscheiben, Champignons und Knoblauchspalten.
Der Gas-Tischgrill wird angeworfen.
Wohl meine nächste Investition für den Esstisch: kein lästiges Kabel, dann die Form der Grillfläche leicht nach innen gebogen, fast wie ein Wok. Mittig sehr heiß, am Rande etwas kühler. Die Verwendung dieses Geräts funktioniert fast intuitiv, kein Vergleich zu unseren Raclettes. Hinfort mit ihnen!
Die schön marmorierten Hochrippenstücke kurz angebraten, beidseitig, dann geht’s schnell: Salatblatt in die linke Hand, Sesamblatt (!) darüber, die Fleischstücke in eine Mischung aus Sesamöl (gesalzen und gepfeffert) und/oder Paprikapaste getunkt, rauf aufs Blatt, dazu nach Geschmack noch etwas Gemüse – mein Favorit war der marinierte Porree, den ich durch seine Konsistenz glatt als Kraut verunglimpft habe, auf Porree wäre ich auf keinen Fall gekommen.
Jetzt rollt man die Blätter mit dem appetitlichen Inhalt ein wie einen Döner und – schwupps – rein in den Mund.
Das sind neue Geschmackserfahrungen: das ganz eigentümliche Sesamblatt (wie soll man das beschreiben?), zusammen mit dem Fleisch und den würzigen Saucen. Mein ebenso verzückter Sitznachbar adn1966 will sich gerade eben in besagte Paprikasauce „eingraben“.
Zweiter Fleischteller: diesmal mit mariniertem Fleisch (Bild). Wieder ein Genuss, ohne Gleichen!
Zum „Nachtrinken“ dann eine Spezialität, von SSW selbst mitgebracht: Dew Tea, ein Tee aus einer Pflanze, die aufgrund ihrer kugelförmigen Blüten an einen Zierstrauch eines Hietzinger Vorgarten erinnert - tatsächlich: eine Tee-Hortensie! Ganz leicht aromatisch, bisschen wie Fenchel, zart süß. Anregend!
Kurzes Wort zu Ambiente und Service: das Lokal ist eher schlicht und funktionell eingerichtet, nicht ungemütlich.
Service unauffällig, keine Humorbolzen, aber stets flott und emsig unterwegs.
Fazit: ich mag ja die Kombination aus Essen und selbst am Tisch zubereiten. Es muss nicht immer ein 300g-Steak am Teller liegen. Durch das gemeinschaftliche Zubereiten und Essen auch höchst kommunikativ und bestens geeignet für mehrere Leute am Tisch.
Geschmacklich ganz neu, aber sehr überzeugend und auch sehr bekömmlich.
Absolute Wiederholungsgefahr!
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Tatsächlich? Na da muss ich ja in meine vinophilen Katakomben hinabsteigen, wenn das so ist! :-D
Die Öffis fahren bis Bruck an der Leitha, von dort ein Taxi. z.B. ;)
Ja Weinrat...wann und wo soll die Sitzung stattfinden?
*brüll* Da bin i dabei!
Gruppendynamische Weindiskussion mit anschließender Umarmung und gemeinsamen Austrinken der Flaschen. Abgemacht! ;)
Auf jeden Fall eine Marktlücke. Wäre ich Besitzer eines asiatischen Restaurants würde ich die passenden Weine neben den angebotenen Speisen anführen. Bspw. Schweinefleisch süss-sauer, dazu einen guten Chardonnay...
@amarone: es war die Sesamsauce und ja, so köstlich, obwohl der Salzgehalt in Summe (nachdem ich mich, wie Du ja beschrieben hast, eingegraben hatte :-)) nicht ohne war, d.h. Ja, es wurde viel Wasser getrunken. @lehla: dann "add" doch Dein zu Hause als Lokal und schreib eine Review über Deine Kochkünste! ;-) @derweinrat: ich hatte 2 Gläser eines Zweigelts, nicht wirklich berichtenswert, SSW hat schon Recht: Wein ist selten die Kernkompetenz asiatischer Lokale. SSW, war ein sehr schöner Abend, ich werde meinen Bericht alsbald nachreichen!
derweinrat: in asiatischen Lokalen selten, auch diesmal war's ein Bier. Besser gesagt, drei Kleine ;-)
adn1966: Meintest Du die Paprika oder die Soyasosse zum Eingraben geeignet? Und wieviel Liter habt Ihr danach noch zu Hause getrunken?
Anzumerken ist, daß der Dew Tea aus privater Sammlung stammt. Nicht das einer den dort im Lokal bestellt. Wäre urpeinlich ! :)