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Fr, 29. März 2024

Stockerwirt - Bewertung

Diese Review zählt nicht für die Gesamtwertung des Lokals, da dieser Tester dieses Lokal bereits neuerlich bewertet hat.
adn1966
Experte
am 19. April 2013
SpeisenAmbienteService
Folgende Kombination: freier Nachmittag, Sonnenschein, 25° und damit der wärmste Tag des Jahres bisher, und die Abmachung, sich um 18 Uhr mit Freunden in Sulz im Wienerwald zum Abendessen zu treffen. Schreit förmlich danach, schon zu Mittag die Liebste ins Auto zu packen und Richtung Wienerwald aufzubrechen. Der Plan: wir finden uns ein schönes Lokal mit Terrasse und überbrücken die Zeit bis um sechs mit einem Mittagessen, gutem Wein und in-der-Sonne-Sitzen.

Die Wahl fiel quasi im Vorbeifahren auf den Stockerwirt in Sulz im Wienerwald, der große Garten hinter dem Lokal, den wir aus dem Auto heraus sehen konnten, sah einfach genau nach dem aus, was wir suchten. Der Stockerwirt ist ein schönes, großes Restaurant, mit Parkplätzen auf beiden Seiten der Landesstraße.

Schon beim Betreten des Lokals fiel uns auf, dass es sich hier um ein Landgasthaus handelt, das sich höherem Niveau verschrieben hat. Ein geschmackvolles Entrée führt in einen rustikalen und doch eleganten Gastraum, dahinter befindet sich ein riesiger Wintergarten, in dem auch geraucht werden darf, dessen pièce de resistance ein massiver Kamin ist. Von dort betritt man den großen Garten, hält kurz inne, und ein Wow - Gefühl angesichts eines der schönsten Restaurantgärten stellt sich sofort ein.

Im Garten sind grob geschätzt mindestens 15 Tische, edel mit Tischtuch, Stoffservietten und Besteck eingedeckt, viel Platz zwischen den Tischen, viel Grün (im Sommer muss der Garten atemberaubend sein), große Bäume, ein Teich, in dem etwas erhaben ein großer Tisch auf einem Floß steht, der offenbar für Feiern, besondere Anlässe oder einem Candlelight Dinner vorgesehen ist. Auf einer Seite des Gartens fließt ein kleiner Bach, was dafür sorgt, dass nebst dem angenehmen Ambiente für’s Auge und dem Zwitschern der Vögel auch dezentes Plätschern für akkustische Begleitung sorgt. Idyllisch, ohne wenn und aber.

Wir wurden freundlichst vom Chef des Hauses empfangen und er beriet uns aufmerksam bei der Auswahl des Tisches, wo die Sonne besser sei, etc. Sehr aufmerksam. Wir nahmen an einem Vierertisch Platz und bekamen die umfangreiche Karte gereicht. Als Aperetif wählten wir zwei Achterl eines südsteirischen Gelben Muskateller, sowie eine Flasche Mineral mit Kugerln.

Die Karte lässt sich grob in drei Sektionen teilen: es gibt eine Auswahl von Speisen, aus denen man sich von 11:00 bis 15:00 zum Preis von € 17,00 ein dreigängiges Menü zusammenstellen kann, es gibt eine Saisonkarte (momentan natürlich mit dem Thema Bärlauch/Spargel) und eine beachtliche Speisekarte. Und Weine. Viele Weine. Rot und Weiß aus vielen Ländern, viel Gutes hab ich gesehen, speziell in der Sektion „Österreichische Rote Cuvées“, meinem Lieblingskapitel in Weinkarten. Gager, Scheiblhofer und noch viel mehr Bekannte findet man dort. Fein, fein.

Unser Mittagshunger war ungleich verteilt, ich (sehr hungrig) entschied mich für eine Frittatensuppe (€ 3,20), gefolgt von einer Rindsroulade mit Bandnudeln (€ 14,50), die Liebste (moderat hungrig) frönte natürlich wieder ihrer erklärten Leidenschaft für rohes Fleisch und wählte das Rindscarpaccio (€ 12,00).

In letzter Zeit habe ich offenbar eine Glückssträhne, was Frittatensuppen betrifft. Nach dem Loibnerhof servierte man mir auch im Stockerwirt ein Süppchen, das eine Steigerung kaum möglich erscheinen lässt. Ansprechend serviert in einem recht großen, grün-weißen Suppentöpfchen (siehe Foto), kommt ein kräftiges, geschmackvolles Süppchen mit hausgemachten, in Geschmack und Konsistenz perfekten Frittaten daher. Etwas Schnittlauch oben drauf, eine absolut feine Sache. Die Rindsroulade ist ein mächtiges Teil, das auf einem großen Teller in reichlich sämiger Sauce thront. Die Bandnudeln werden separat in einer Schüssel gereicht. Das Fleisch ist phänomenal zart, die Roulade ist klassisch mit vielleicht einen touch zu grob geschnittenem Speck, Wurzelgemüse, Karotten, Gurkerl und einem Ei, gefüllt. Geschmacklich sehr gut, auch die Sauce, die mir persönlich etwas zu hell und obers-lastig war. Hier bevorzuge ich etwas dunklere und dünnere Saucen, geschmacklich war dieses Gericht dennoch absolut in Ordnung.

Der Liebsten Carpaccio, ebenfalls eine respektable Portion, hübsch mit Grana und Balsamico angerichtet, katapultiert sich ebenso rasch in den Olymp bisher verzehrter Carpaccios. (oder heißt’s Carpaccii? – Amarone, help!) Platz eins in selbigem Olymp ist unangefochten das Carpaccio im Dinner Club der Albertina Passage, der Stockerwirt verfehlt den Spitzenplatz allerdings nur um die Dicke der hauchdünn geschnittenen Fleischscheiben.

Danach gibt’s noch die obligate „Espresso-für-die-Liebste-zwei-Ristretti-für-mich“ Kombination, kredenzt wird guter Illy Kaffee, diesmal aber in Geschmack und Dichte „comme il faut“, wie beim Italiener.

Nicht minder erwähnenswert ist der Service. Auch hier setzt man beim Stockerwirt auf die richtige Kombination: ausreichend Personal, tadellos geschult, aufmerksam und stets freundlich. Nachdem uns der Vorabend in der Bodega Flores etwas kopfschüttelnd und enttäuscht zurückließ, war hier unsere Servicewelt wieder in Ordnung. So soll’s sein.

Wir ließen den Nachmittag verstreichen, genossen den wunderbaren Garten, freuten uns über das gute Essen und den ebenso guten Wein. Es saß sich sehr gut im sonnigen Garten und bei angenehmen Gesprächen vergaßen wir beinahe auf die Verabredung mit unseren Freunden.

Die Pointe zum Schluss: nachdem wir um 18:00 bei unseren Freunden eintrafen, sagten sie uns, sie hätten geplant, uns in ein wirklich gutes Lokal ganz in der Nähe einzuladen, den Stockerwirt. Bruhahaha. Wir hatten diese Möglichkeit im Laufe des Nachmittags schon angedacht, ja sogar gehofft, dass es so kommen würde, also machten wir uns zu Viert auf zurück in Richtung Stockerwirt.

Stockerwirt, the sequel, sozusagen.

Diesmal wählte die Liebste ein kleines Beef Tartar (eh klar) mit Ei und reichlich frisch geschnittenem Chili, followed by Gefülltem Paprika in Tomatensauce mit Petersilkartoffeln. Ich entschied mich für ein Tafelspitzsülzchen mit Kernöl, gefolgt von gerösteter Leber. Unsere Freunde nahmen Bärlauchcrèmesuppe mit Schwarzbrotcroutons bzw. auch das Sülzchen, als Hauptgang nahmen sie gegrillten Alpenlachs mit Spargel bzw. Bärlauchrisotto.

Jedes einzelne Gericht kann nur mit „sensationell“ bezeichnet werden. Geschmack, Konsistenz, auch die Art, wie die einzelnen Gerichte angerichtet waren, ganz hohe Schule.

Bei den Desserts mussten wir passen, Platz war nur mehr für Kaffee und einem Verdauungs-Grappa vom guten Nonino. Auch am Abend, den wir im Wintergarten verbrachten, war der Service perfekt. Das Lokal war trotz seiner Größe sehr gut gefüllt, Personal aber zum Glück in ausreichender Zahl vorhanden. Der Chef kam immer wieder vorbei, fragte, ob alles in Ordnung wäre, griff dem Servicepersonal aber auch immer wieder ein wenig unter die Arme, indem er Kleinigkeiten servierte oder abservierte. So gehört sich das.

Preislich bewegt sich der Stockerwirt in einem für Qualität und Standard der Speisen sehr akzeptablen Bereich, die Hauptspeisen rangieren zwischen 11 und 19 Euro, es gibt Steak vom dry aged Wienerwald beef um € 29,-, etwas, das wir sicher bei unserem nächsten Besuch verkosten werden.

Sehr ansprechend ist das reichhaltige Angebot an Speisen, die Möglichkeit tagsüber sein Menü selbst kreieren zu können, und die Auswahl der Weine ist schlicht spektakulär. Ein perfektes gastronomisches Erlebnis, alles hat für uns gepasst. Unser Stockerwirt – Marathon dauerte von 14:00 bis kurz vor 18:00 und von etwa 19:30 bis 22:30 und ich kann, mit vollster Zustimmung der Liebsten, sagen, es war ein wirklich wunderschöner Tag und Abend.
Ambiente im Garten - Stockerwirt - Sulz im WienerwaldArtischocke mit Eierschwammerlragout, tadellose Vorspeise - Stockerwirt - Sulz im WienerwaldRehbraten mit Serviettenknödel in Wurzelrahmsauce. Gute Idee, aber viel, ... - Stockerwirt - Sulz im Wienerwald
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15 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Ist Literats Kommentar ev. sarkastisch gemeint?

24. Jun 2013, 19:24·Gefällt mir
Literat

Was soll man dazu wohl sagen?

20. Apr 2013, 21:18·Gefällt mir

@literat: Künstler sind ja dafür bekannt, dass sie Drogen nehmen, weil es sich ja auch oft im Œuvre positiv niederschlägt. Aber was rauchst Du, bevor Du hier Deinen tippfehlerschwangeren, ansonsten inhaltsleeren Sermon zum besten gibst? Where is the f***ing point??

20. Apr 2013, 15:17·Gefällt mir

Literat: Ich erlaube mir, deine unten stehende, vorgeschlagene Kurzversion nochmals zu optimieren: "Wir wurden freundlichst vom Chef des Hauses empfangen": Wen interessiert, dass du freundlich empfangen wurdest, vielmehr wen interessiert, dass du überhaupt empfangen wurdest? "Es war ein wirklich wunderschöner Tag und Abend": Wen interessiert, ob DU es wunderschön fandest, wen interessiert, wann Du in dem Lokal warst? Vorschlag 1: "Ich war dort!" (ups, jetzt ist mir schon wieder ein Fehler unterlaufen, denn, wen interessiert, dass du dort warst?) Vorschlag 2: "............" (so ich glaube, jetzt haben wir es: Informativ - aussagekräftig - objektiv - nicht zu sehr auf den Tester eingehend .....) Jetzt habe ich richtig Hunger bekommen und reserviere mir beim Stockerwirt einen Tisch - MAHLZEIT !

20. Apr 2013, 14:20·Gefällt mir2

Literat: vonn allen Berichten, die ich lese, freuen mich die am meisten, die mir nicht nur objektive Informationen über Speisen, Ambiente, etc. vermitteln konnten, sondern deren Lektüre auch Spass macht, die kurzweilig zu lesen sind und auch die Persönlichkeit des Verfassers vermitteln. (wie es amarone, hautschi, Pressesprecher, Gastronaut und viele andere Tester in diesem Forum immer wieder schaffen) Melde Dich im Forum an und schreib einen Bericht, das wäre das bessere Statement als unregistriert von oben herab pseudo-sarkastisch zu schulmeistern.

20. Apr 2013, 12:00·Gefällt mir5

Literat: weiß man nach deiner literarisch wertlosen "Kurzversion", was mich in diesem Lokal erwartet?

19. Apr 2013, 23:49·Gefällt mir3
Literat

Die Kurzversion: Wir wurden freundlichst vom Chef des Hauses empfangen und es war ein wirklich wunderschöner Tag und Abend.

19. Apr 2013, 20:43·Gefällt mir

Das gehört zu den wenigen Dingen im Leben die man aussuchen kann ... lesen oder "überfliegen".

19. Apr 2013, 20:09·Gefällt mir

Danke magic, danke adn!

19. Apr 2013, 19:36·Gefällt mir

@ Unregistered: DU liest das vielleicht nicht, viele andere lesen genau solche Bewertungen sehr GERNE!!!

19. Apr 2013, 19:34·Gefällt mir3
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