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Mi, 24. April 2024

Loibnerhof - Bewertung

adn1966
Experte
am 15. April 2013
SpeisenAmbienteService
Nachdem uns einerseits unser Neffe, der zur Zeit in Aberdeen studiert, über das Wochenende mit seiner Anwesenheit beehrt hat, und sich andererseits der Frühling nun doch dazu entschlossen hat, seinen Dienst anzutreten, entschlossen wir uns zu einem Sonntagsausflug in die Wachau. In der schönen Wachau gibt’s ja nebst Marillen, Klöstern und Ruinen eine Vielzahl netter Restaurants und Gasthäuser, einer unserer absoluten Favoriten ist seit Jahren der Loibnerhof.

Mein Vortester hat den Standard, die Hauben und die Geschichte des Hauses ausführlich beschrieben, daher werde ich mich hier etwas kürzer fassen. (obwohl der p.t. Leser sicherlich weiß, dass ich’s mit kurz halten nicht so habe).

Uns hat’s speziell der herrliche große Garten beim Loibnerhof angetan, leider war’s noch nicht frühlingshaft genug, - der Garten war noch nicht in Betrieb. Bei der telefonischen Reservierung hat mir Fr. Knoll freundlicherweise angeboten, dass wir einen schönen Tisch im Hof haben könnten, was wir dankend annahmen.

Der Loibnerhof ist ein klassisches „Wachauer Restaurant“, das Ambiente auch im Hof, in dem etwa 10 Tische stehen, sehr schön und angenehm ruhig. Wir eröffneten mit je einem Achterl Gelben Muskateller aus eigener Produktion, sowie einem Weißbier für unseren Neffen, dem die vorzüglichen Weine aus Österreich erst nahe gebracht werden müssen. Als Gedeck wurden 3 herrlich knusprige Wachauerlaberl gereicht.

Weiter gings mit einer Frittatensuppe (€4,63), stolzer Preis für eine Suppe, denkt man, diese Bedenken zerstreuen sich nach dem ersten Löffel. Fritattensuppe in Perfektion wird hier serviert. Hervorragender, echter Rindsuppengeschmack in Kombination mit Frittaten, die man nur als ausgezeichnet bezeichnen kann. Die Liebste entschied sich für das Tartar vom Alpensaibling (€ 14,20), auch hier wurde Perfektion erreicht. Sehr appetitlich angerichtet, tadelloser Saibling, mit etwas Vogerlsalat und Spargel eine gelungene Komposition. Junior entschied sich für die Bärlauchsuppe mit Fleischlaberl (€ 5,35), und auch er beschied mir volle Begeisterung für Geschmack und Konsistenz von Suppe und Laberl.

Auf zur nächsten Runde: Jungschweinsbraten mit Waldviertler Knödel (€16,40) für mich, „Dry Aged“ Beiriedschnitte (€ 24,10) mit Gemüse für die Liebste, Geschmortes Ochsenbackerl im Rotweinsaft mit Semmelknödel (€ 18,00) für der Liebsten Bruder Fortpflanz (© Angelika Hager/Polly Adler).

Der Schweinsbraten kam in Form von zwei Schnitten Karreé daher, mit reichlich Saft und zwei kleinen Knödeln. Geschmack, Saft und Knödel erreichen aus dem Stand eine glatte 5, das Fleisch selbst war mir persönlich einen Touch zu trocken, wenn auch geschmacklich einwandfrei. Bei Schweinsbraten präferiere ich eher die Schopf-Variante, wegen saftig und so.

Auch der Liebsten Beiriedschnitte tut sich schwer, einen Spitzenplatz einzunehmen. Ein respektabel großes Stück Beiried fand sich auf dem Teller, auch durchaus gut, allerdings bei Geschmack und Konsistenz doch noch ein Stück vom „WOW“ Effekt entfernt, den wir bei dry-aged Fleisch anderswo schon hatten.

Des Neffen geschmortes Ochsenbackerl wiederum schafft es ohne Probleme, als Sieger bei den Hauptspeisen hervorzugehen. Unglaublich zartes Fleisch, tadelloser Saft, flaumige Knödel, just perfect.

Als Begleitung wählten wir eine Flasche Grüner Veltliner Smaragd (Riede Schütt) um € 40,60 – ein echter und ehrlicher Genuss. So schmecken erstklassige Wachauer Weißweine.

Nachdem wir uns durch die Wahl der Speisen ohnedies bereits diametral vom Konzept eines „light lunch“ entfernt hatten, und es sich in der Nachmittagssonne so angenehm im Hof saß, dachten wir „What the hell?“ und ließen uns die Dessertkarte bringen. Die Wahl fiel auf: Marilleneisparfait (€ 8,00) für den Neffen, die Liebste und ich beschlossen, nebst dem Leben auch eine Portion Powidltascherl mit Mohnbrösel und Joghurteis (€ 7,80) zu teilen.

Großes Dessertkino im Loibnerhof. Hier läuft der Küchenchef noch einmal zur absoluten Hochform auf und lässt erkennen, dass alle Hauben und Sterne redlich verdient sind. Perfektes Parfait, viel Marilllengeschmack, und zweifelsfrei die besten Powidltascherln, die ich bisher hatte. Die Powidltascherl wurden, obwohl „shared“ auf zwei Tellern serviert, sehr aufmerksam. Das Joghurteis war ein Gedicht, die Kombination von Mohn, Bröseln und Powidltascherl ein echter Hochgenuss.

Zum Abschluss orderten wir noch drei Espressi (zwei Ristretti für mich, einen normalen Espresso für die Liebste, à € 3,70), - guter Illy – Espresso, wenn auch nicht zum Niederknien. Ein wirklich sämiger, kurzer, fast schon dickflüssiger Ristretto ist in Österreich leider wirklich selten zu bekommen.

Zum Service: Eine glatte 5 in allen Belangen. Wir wurden von zwei Kellnern bedient, beide sehr effizient, höflich, freundlich, mit der richtigen Portion „Schmäh“, - so soll Service sein.

Die Rechnung machte schließlich etwa € 180,- aus, für Qualität der Speisen und Getränke, den Service und das Ambiente absolut angemessen.

Als wir auf die Uhr sahen, konnten wir kaum glauben, dass tatsächlich 5 Stunden vergangen waren, seit wir das Restaurant betreten hatten. Es war ein wirklich wunderschöner Nachmittag im Loibnerhof, Familie Knoll und ihrem Team ist es gelungen, dass wir in einem gemütlichen und angenehmen Ambiente, umsorgt von tadellosem Servicepersonal und verköstigt mit sehr guten Speisen und Getränken die Zeit komplett vergessen hatten. Mehr kann man von einem guten Lokal wirklich nicht verlangen.
Powidltascherl - Loibnerhof - DürnsteinSaibling Tartar - Loibnerhof - Dürnstein
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19 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Deutsch ist meine Muttersprache und die Sprache meiner Eltern, die nicht meine Muttersprache ist, ist ihre Muttersprache. Deshalb ist ist sie für mich die Elternsprache. ;)

30. Sep 2013, 10:19·Gefällt mir

Ei will!

30. Sep 2013, 09:44·Gefällt mir1

However, @amarone: wie war euer Meeting? Let us know... ;)))

30. Sep 2013, 09:43·Gefällt mir1

PS: Sprache ist Kultur. Sprache darf kein Einheitsbrei werden. Anglizismen, Deutsch und auch Web-Abkürzungen gehören nicht zur österreichischen Sprachkultur. Um Kultur und Sprache zu profilieren, muss man Grenzen ziehen. Nicht nur beim Gemüse sondern doch auch in der Kultur soll die Vielfalt erhalten bleiben oder?

30. Sep 2013, 09:41·Gefällt mir1

Unregistered: Die Menschen ohne gefestigtes Allgemeinwissen lassen sich vom Fernsehen verderben: Fernsehen macht dumme Menschen dümmer und intelligente Menschen intelligenter - hängt davon ab was man sich anschaut. Wir haben aufgrund der nicht mehr erträglichen und penetranten Werbeflut uns vor 3 Monaten dazu entschieden die Fernseher zu entfernen. Es gibt aber immer noch gute Sender wie zb. ARTE, 3SAT, ORF 3 usw. die leider von den meisten Konsumenten irgendwo in den hinteren Reihen programmiert sind.

30. Sep 2013, 09:18·Gefällt mir2
Unregistered

Ergänzend zu den sehr schönen Ausführungen von Panello erlaube ich mir die Anmerkung, dass heute ganz besonders das Kabelfernsehen zur schleichenden Germanisierung unserer Sprache beiträgt. Menschen ohne gefestigtes Wissen um die heimische Sprache werden durch den regelmäßigen Konsum von bundesdeutschen Sendern kulturell „verdorben“, weil sie viele Germanismen in ihren eigenen Wortschatz aufnehmen.

30. Sep 2013, 08:01·Gefällt mir1

Ich vertrete die Ansicht, dass 'lecker' im Österreichischen nur in Kombination mit 'Oasch' zulässig ist ;-)

30. Sep 2013, 07:02·Gefällt mir3

Dann lies Lernet-Holenia [676] statt Thomas Mann[564000] [in eckigen Klammern die Frequenz von "lecker" im Zusammenhang mit dem Autor

30. Sep 2013, 02:51·Gefällt mir1

Diese Aussagen klingen für mich nicht besser!

30. Sep 2013, 02:38·Gefällt mir

“Lecker” ist reinster Germanismus, der in der österreichischen Sprache nichts zu suchen hat, Durch die nahezu ausschließlich in Deutschland erfolgende Syncronisierung von Filmen wird dem österreichischen Idiom ohnehin genug Gewalt angetan. Damit unterwandern Germanismen immer mehr die österreichische Gebrauchssprache, besonders bei Äußerungen zu Bewegungen dominiert die Germanische Diktion! Es handelt sich bei „lecker” zweifellos um das nervtötendste aller nervtötenden Modewörter – ein Wort, gegen das der übliche Teenieslang (voll super, endkrass) geradezu originell wirkt. „Lecker”, das klingt so militant fröhlich, so aufdringlich, dass es nicht nur der süddeutschen Sprachmentalität widerspricht, sondern jeglicher allgemein menschlichen Empfindung. So banal kann nicht mal ein künstlicher Orangensaft schmecken, dass man ihn als „lecker” bezeichnen muss. Warum aber sagen plötzlich alle „lecker”? Im Supermarkt, in der Kantine, in der Schule, auf dem Spielplatz: „Total lecker, das Eis!” … Doch dann kamen das Werbefernsehen und Wolfram Siebeck. In der Reklame gehört „lecker” zum festen sprachlichen Inventar sämtlicher Lebensmittel-Spots. Und Siebeck, der Gourmet-Schnösel von der Zeit, würzt seine Betrachtungen etwa über das wahre Wesen der getrüffelten Perlhuhnbrust gerne mit einem dreifachen: „Lecker, lecker, lecker!” Jahwe, kannst du die Plage nicht zurücknehmen? Hilft kein Beten wie bei den Heuschrecken? Nein, nichts hilft, gar nichts. Nicht einmal die einzige, heldenhafte Initiative, die uns bekannt ist: Mitten im Zentrum des „Lecker”- Geschreis, an einer Grundschule in Sendling, gibt es die Betreuerin eines Kinderhortes. Und die ist einfach unermüdlich, wenn die Kinder vor ihrem Mittagessen sitzen: „Herrschaftzeitn, des heißt ned lecker, des heißt: schmeckt gut!” Man möchte sie umarmen und die Siebenjährigen anflehen: Sagt meinetwegen, es schmeckt geil. Oder schmeckt supi. Oder schmeckt voll krass. Aber bitte nicht lecker, bitte nicht... Arno Makowsky

30. Sep 2013, 02:34·Gefällt mir5
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