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Experte
am 19. März 2012
SpeisenAmbienteService
Erst vor kurzem eröffnete die Pizzeria – Ristorante Fantastico, nachdem das Vorgängerlokal (ebenfalls eine Pizzeria) etwas umgebaut und renoviert wurde. Die Pizzeria bietet zurzeit einige Eröffnungsangebote an, z.B. eine Schüleraktion = Pizza & Cola um EUR 5,90 (es gibt hier einige Schulen im Einzugsgebiet, besonders die sehr große HTL–Spengergasse), aber auch sonstige Angebote laut Internet. Außerdem gibt es derzeit über Groupon eine Eröffnungsaktion für ein 5-Gänge Menü bestehend aus:

- Prosecco-Empfang sowie Bruschetta
- Suppe nach Wahl aus der Karte
- Hauptgericht nach freier Wahl aus der Karte (Fleisch, Fisch, Pizza, Pasta,…)
- Salat
- Nachspeise Tiramisu

Gemäß Gutschein, am Tag davor im Lokal telefonisch beim Chef reserviert und bestellt - noch eine zusätzliche Person angekündigt, die á la carte essen wird.

Beim Eintreten in das Lokal trifft man auf einen frisch renovierten und frisch ausgemalten freundlichen Raum. Allerdings fällt einem gleich auf, wir sind die einzigen Gäste (es war aber außerhalb der „normalen“ Essenszeiten) und gleich am ersten Tisch liegen Kinderjacken mitten auf einem Gästetisch.

Der Chef = Koch begrüßte uns, und ich gebe ihm gleich vorab den Groupon-Gutschein. Sonstige Bedienung konnten wir nicht ausmachen, was sich aber später noch ändern sollte. Zunächst wurde völlig unprofessionell so agiert, als wüsste man nicht vom tatsächlichen Inhalt über das vom Chef selbst angebotenem Menü! Darauf hingewiesen, wir wollten zuerst den Prosecco & Bruschetta, verschwand der Chef einmal. Die Chefin, saß die ganze Zeit teilnahmslos und überheblich uns beobachtend an einem Gästetisch. Die zwei durchaus entzückenden aber lauthals lärmenden Kinder des Hauses liefen ungestüm durchs gesamte Lokal, „spielten“, rauften, etc. – spätestens jetzt wurde uns bewusst, es könnte hier noch „lustig“ werden…und es wurde noch „lustiger“!

Nun erschien relativ abgehetzt eine junge Frau im Lokal, die sich offensichtlich beim Chef entschuldigte und dann noch für uns gut mithörend regelrecht zusammengeputzt wurde. Die Servicekraft, wie sich noch herausstellte, war etwas zu spät gekommen. Sofort kam sie zu uns und erkundigte sich nach unseren Wünschen, aber den Inhalt des angebotenen Menüs wohl kennend. Gerne hätten wir eben zuerst den Prosecco & Bruschetta gehabt, aber leider musste man hierfür erst einkaufen gehen…die Chefin steckte der Kellnerin Geld zu und diese verschwand zum in unmittelbarer Nähe liegenden „Lidl“ (KEINE WERBUNG – KEIN SPAM!). Wieder zurückgekehrt sahen wir in Ihren Händen, Prosecco und eine Menge Toastbrot – wie bei „Versteckte Kamera“, es sollte aber nicht der letzte Einkauf bleiben.

Da wir auf warmen Prosecco gerne verzichten können, stellten wir in Absprache mit der Kellnerin die Speisenfolge um. Wir begannen nun mit der Suppe und danach Hauptspeise mit Salat. Zu trinken bestellten wir einmal ein Krügel (EUR 3,20), ein Seidel (EUR 2,60) und meine beste Tochter von allen einen Eistee (EUR 2,40 für 0,5L). Keine Bewertung hierfür, da Standard, gut gekühlt und in Ordnung.

Aber nun zu unseren Speisen:
Eine „Frittatensuppe“ (EUR 3,00) – die Suppe kam nicht einmal lauwarm daher und wurde daher auch gleich wieder zwecks Erhitzung retourniert. Die Frittaten waren hausgemacht, das sah man am Schnitt, die Suppe jedoch mit Suppenwürze derart gestreckt und vor allem versalzen, dass sie auch heiß kein Genuss war – eine arme Leistung.

Eine „Zwiebelsuppe“ (im Menüpreis inkludiert, sonst EUR 3,50) – die Zwiebelstreifen schön in Butter geröstet und ebenfalls mit der Suppe (siehe oben) aufgegossen, jedoch war diese Suppe nicht so versalzen, auch etwas Wein war zu schmecken und in Summe war sie gar nicht so schlecht. Auf das geröstete Toastbrot mit Käse gratiniert darf man sich hier nicht freuen, es wird einfach nicht serviert (dabei wurde frisches Toastbrot gekauft – siehe vorher). Auch eine eigentlich arme Leistung der Küche.

Eine „Minestrone“ (im Menüpreis inkludiert, sonst EUR 3,50) – wie die Frittatensuppe völlig überwürzt, das TK-Gemüse vorher angeröstet, was O.K. ist, aber die Suppe nicht tomatisiert und somit mutierte sie zu einer versalzenen klaren Gemüsesuppe – von Parmesan gar keine Rede. Eine ebenfalls sehr arme Küchenleistung.

Eine „Pizza Salame“ (EUR 6,80) – sehr guter Teig, schön kross im elektrischen Steinofen gebacken, schmackhafter Käse und wohlschmeckende Salami – die war wirklich gut.

Eine „Pizza Di Rucola“ (im Menüpreis inkludiert, sonst EUR 8,00) – serviert wurde eine Pizza Margherita, daher Reklamation und die überaus nette, zuvorkommende aber eben auch oft hilflose Kellnerin schaute in der Karte nach und verschwand wieder mit der Pizza. Fünf Minuten später kam gleiche Pizza wieder mit ausreichend frischem Rucola belegt. Leider fehlten aber noch immer die frischen Tomaten und der Parmesan! Also wieder retour. Abermals fünf Minuten später wurde gleiche Pizza mit völlig unpassenden riesigen Tomatenscheiben (eiskalt) statt Cherry-Paradeiser und frisch geriebenem Grana (das war kein Parmesan) serviert. Dass mittlerweile die ganze Pizza nur mehr maximal lauwarm war, liegt auf der Hand – der Pizzakäse völlig erkaltet, zäh und nun auch noch fettig schmeckend. Eine mehr als armselige Küchenleistung, besonders wenn man als Koch in einer Pizzeria nicht einmal die Pizzakarte beherrscht. Das spätere Angebot des Chefs, man hätte die Pizza noch einmal kurz in den Ofen geben können musste ich, ob der frischen Zutaten, nur mit großem Mitleid belächeln. Auch der Vorschlag, man hätte vorher den Belag heruntergekratzt, muss nicht weiter kommentiert werden.

Eine „Pizza Calzone“ (im Menüpreis inkludiert, sonst EUR 7,80) – gefüllt mit Schinken, Champignons, Artischocken und Mais, der allerdings nicht hätte hineingehört. Auch hier kann man nur feststellen, man hat nicht einmal die eigene Pizzakarte von den Zutaten her im Griff. Mir war es recht egal, es soll aber Menschen geben, die haben eine Aversion gegenüber Mais. In Summe war diese Pizza aber objektv gut.

Zweimal „Insalata Mista“ (im Menüpreis inkludiert, sonst EUR 2,50) – grobmotorisch die Gurken, Tomaten und Salatblätter geschnitten und am Teller verteilt, mit einem leichten, wässrigen Joghurtdressing aus der Flasche, das völlig blass war, sowie Mais aus der Dose „verfeinert“. Außerdem waren die Salatzutaten derart kalt, das man in Wien dazu „Plombenzieher“ sagen würde – frisch aus dem Kühlschrank, nahe der Gefriertemperatur. Eine sehr bedauerliche Küchenleistung.

Nun erhielten wir noch den Prosecco, der natürlich schockgefrostet wurde, da erst eingekauft, was sowohl Kohlensäure als auch Aroma abtötet – so schmeckte er auch. Auf die Bruschetta wartend wurde die Kellnerin abermals einkaufen geschickt – was fehlte denn noch? Das Rätsel wurde schnell gelöst, sie kam mit zwei Schüsseln Tiramisu zurück, das uns auch sofort, nach kurzer Garnitur, serviert wurde. Da das Tiramisu definitiv kein Fertigprodukt war (zubereitet mit einer sehr leichten und lockeren Creme und vor allem mit Savoiardi und nicht mit Biskotten gemacht), vermuten wir, dass es von der etwa 100m entfernten nächsten Pizzeria stammt. Leider erschlagen mit Schlagobers (keine künstliche Schlagcreme) war es aber geschmacklich durchaus O.K.

Da wir nun sowieso satt waren und eine Bruschetta bestehend aus Toastbrot zu erwarten war (für die Zwiebelsuppe wurde es nicht verwendet), verzichteten wir gerne und bezahlten. Die Kellnerin, die wirklich sehr bemüht war, aber von der Küche = Chef völlig im Stich gelassen und für jegliches Küchenmanko an die Front geschickt wurde, bedauerten wir sehr, und ich gab gerne ein großzügiges Trinkgeld. Alleine schon als Bewunderung und als „Schmerzensgeld“, das hier auszuhalten.

Das Lokal hat einen kleinen aber heimeligen Nichtraucherbereich, der größere Teil ist jedoch der Raucherbereich.

Fazit: die Pizzeria wird wohl nie ein Ristorante werden und muss zuvor erst einmal die Bezeichnung „Pizzeria“ verdienen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man von Schüleraktionen, Pizzazustellungen, besonders, wenn diese in dieser Qualität und auch nicht korrekt ausgeführt werden, überleben kann. Ich sehe aber auch kein echtes Bemühen oder Feuer bzw. keinen Enthusiasmus beim Besitzer. Diese Pizzaqualität bekommt man an jeder Ecke mindestens so, an jeder zweiten Ecke besser. Daher kann ich dieses Lokal nicht empfehlen, auch nicht Mitnahme oder Zustellung. Mir tut es ehrlich in der Seele weh, ein neues Lokal so zu bewerten, denn es stehen Schicksale, Risiken etc. eines Unternehmers dahinter. Aber andere Gastronomen bemühen sich wirklich fast Tag und Nacht, bemühen sich um Gäste, kochen wirklich gute Qualität und, und, und. Alleine diesen Gastronomen gegenüber wäre es unfair, besser zu bewerten, denn für die Pizzeria Fantastico war die uns gebotene Leistung mit „Nicht Gut“ noch eigentlich milde benotet. Besonders die Küchenleistung war teilweise von den Basics her erschreckend.
Pizzeria Fantastico Speisekarte Seite 1 - Pizzeria Fantastico - WienPizzeria Fantastico Speisekarte Seite 2 - Pizzeria Fantastico - WienPizzeria Fantastico Speisekarte Seite 3 - Pizzeria Fantastico - Wien
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4 Kommentare

Vielen Dank Inaisst! Ich gehe gerne "einen Schritt voraus", wenn's auch manchmal so endet...immer dem Forscherdrang folgend... Gerry

20. Mär 2012, 15:28·Gefällt mir

walt, jeder hier, der dich nur annähernd kennt weiss, dass du der letzte Rassist in diesem Forum bist... Aber du hast einfach recht damit, dass anscheinend JEDER meint, einen "Italiener" kann ich immer noch aufmachen...und genau so habe ich es verstanden. Gerry

19. Mär 2012, 23:07·Gefällt mir

Danke, lieber walt! Ich wollte auf die Herkunft des Besitzers bewußt nicht eingehen, da ich immer versuche, relativ "unbedarft" an diese Dinge heranzugehen. Und warum sollte ein Ägypter nicht eine geniale Pizza machen können, wenn er auf Saison in Italien war, ein kleines Kochgenie ist, sich damit wirklich intensiv auseinandersetzt etc. Aber es ist erschreckend, dass mit völliger Unwissenheit der Kochgrundkenntnisse heutzutage versucht wird, ein Lokal zu eröffnen. Wir haben unser Geld, das wir dort lassen, auch nicht auf der Strasse gefunden... Gerry

19. Mär 2012, 22:55·Gefällt mir

Ich wundere mich immer wieder was manche Menschen reitet, ein Lokal zu eröffnen.

19. Mär 2012, 22:09·Gefällt mir
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