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Fr, 29. März 2024

Fiore & Mattea - Bewertung

amarone1977
Experte
am 13. Dezember 2011|Update 20. Jän 2013
SpeisenAmbienteService
Drei Besuche bei Fiore & Mattea.

Auf der Suche nach einem viel versprechenden Restaurant in Wels ging ich zufällig durch die so genannte Gortanapassage, die den Welser Stadtplatz mit der Freiung verbindet.
Eine nette Einkaufspassage mit mehreren Lokalen.

Gleich am Anfang rechts erblickt man durch die Rundbögen das kleine Lokal, das wie ein überdachter kleiner Innenhof arrangiert ist. Jede Menge alter Bilder von der großen Loren, dem legendären Napoletaner Komiker Totò, und jeder Menge Bilder von Rom über Florenz bis Napoli.
Dazu die zwei Tafeln für die glasweise angebotenen Weine, eine für weiß, eine für rot. Erstaunlich, dass sich auf der Karte Weine von praktisch allen Regionen in Italien wiederfinden. Halbwegs ansprechend serviert, der Barolo kommt sogar in einem an ein überdimensionales Cognacglas erinnernden Kelch.

Einen gravierenden Nachteil hat das eigentlich entzückende Arrangement: die Glastüren schließen nicht bis oben, der Rundbogen bleibt also offen, zusätzlich muss man für einen weiteren Raum im Keller nach draußen. Dadurch zieht es gewaltig, und selbst wenn die Passage mit elektrischen Türen versehen ist, so ist das für die kalte Jahreszeit mehr als nur suboptimal.

Chef, Chefin, Kellnerin, vielleicht noch eine zweite Kellnerin. Mit einer Ausnahme allesamt aus Italien, was die Chance auf Authentizität enorm hebt.
Vorweg muss man aber noch sagen, dass sich nebenan ein Alimentari-Geschäft befindet, welches natürlich dazugehört.

Und hier fängt meine Kritik an: die Herrschaften scheinen nicht wirklich "echte Wirtsleute" zu sein, haben wohl mit den Alimentari begonnen. Vielleicht hätten sie auch dabei bleiben sollen, chissà...

An einem Abend hat die Mannschaft enorm zu tun, da eine geschlossene Gesellschaft in besagtem Kellerraum feiert. Die Türe nach draußen steht natürlich fast immer offen, es zieht noch mehr als sonst eh schon. Chefs und Kellnerinnen hetzen offensichtlich gestresst und genervt ein und aus. Die Koordination scheint auch nicht so ganz zu funktionieren. Das meinte ich auch zuvor mit "nicht echte Wirtsleute", welche mit solchen Gegebenheiten wohl routinierter und cooler umgehen würden.

An zwei weiteren Abenden gab es diese geschlossenen Gesellschaften nicht, was aber nicht wirklich die Stimmung zwischen den Herrschaften zu ändern schien.
Was bleibt ist praktisch nicht vorhandene Freundlichkeit, an jedem Besuch wurde ich vom Chef weder begrüßt noch beachtet, obwohl er x-mal an meinem Tisch vorbei ging.
Keiner fragt, ob ich eventuell noch was trinken möchte, keiner fragt nach, ob's geschmeckt hat.
Ich bin zwar kein Stammseher von Sendungen wie "Die Kochprofis" oder ähnlichem, aber wenn es ein Lokal gibt, welches einen Besuch nötig hätte, dann dieses. Man wird nie das Gefühl los, dass die Stimmung zwischen den Beteiligten nicht gerade die beste ist. Und das sind keine guten Voraussetzungen für einen netten Abend, weder allein, noch in Gesellschaft.

Das Essen:
Eine Minestrone, nicht schlecht, aber ein bisschen "bampfig", das Gemüse darf ein wenig knackiger sein.

Einmal wollte ich wissen, wie hier Spagehtti Carbonara gemacht werden. Wie schon einmal berichtet, hatte ich ein besonders erfreuliches "Erlebnis" diesbezüglich im Surace (PlusCity Pasching).
Hier sollte ich enttäuscht werden.
Die Spaghetti waren zwar bissfest gekocht, aber der Rest vermochte nicht zu überzeugen. Die Speckwürfel waren locker einen Zentimeter dick, das ist zuviel. Das Ei darf bei der Zubereitung nicht "ausflocken", sondern muss sich durch behendes Unterheben der gerade eben abgeseihten Nudeln sämig-cremig präsentieren.

Tat es leider nicht, im Gegenteil, was vor allem auch ärgerlich war: die Nudeln waren kaum abgetropft, da hatte wohl jemand Eile. Das Ergebnis ist dann natürlich ein wenig wässrig, das Wasser steht am Tellerboden und die Speckwürfel kriegen auch was vom Wasser ab. Schade, der nachträglich darüber geriebene Pfeffer konnte die Sache nicht retten.

Pesce all'acqua pazza. Ein uraltes Rezept von den Inseln vor Napoli. Da Salz früher hoch besteuert war, verwendete das Volk Meerwasser zum Kochen von Fisch, so zu sagen aus Protest. Wasser, Salz, Tomaten, Petersilie, Knoblauch, Olivenöl und ein bisschen Weißwein sind die Zutaten für ein viel zu selten angebotenes Gericht.

Hier schmeckt es mehr als passabel, auch wenn die Schwanzflosse, die über die Kasserole rausragt, beim Servieren schon verdächtig kühl ist. Ebenso die Miniaturportion Rosmarinkartoffeln, die (aufgrund des zugigen Lokales?) schnell kalt sind.

Pluspunkt: das hauseigene Brot macht sich gut beim Tunken im "acqua pazza". Im Grunde genommen kann man mit der italienischen Küche, sofern man gute Rohstoffe verwendet und das Minimum an "saper fare" da ist, nicht viel falsch machen.

Hier hapert es immer wieder an gewissen Kleinigkeiten und Unachtsamkeiten und dem Quäntchen Liebe für das, was man tut. Wer sein eigenes Lokal liebt, der bringt das auf Speis und Trank immer rüber. Hier ist dadurch das Ergebnis - sagen wir mal - durchwachsen.
Ein Tiramisu z.B. muss eine homogene, schnittfeste Konsistenz haben. Ist es zu frisch, dann rinnt schon mal aus den Savoiardi beim Durchschneiden der Kaffee raus. Genauso war es auch hier.

Gut wiederum: Panna cotta al balsamico. Dieses Condimento hatte ich bis dato zusammen mit der Panna cotta noch nicht. Gute, echte Vanille, nicht zu süß, und der reduzierte Balsamico, der nicht nach künstlich eingedickter Balsamicosauße vom Supermarkt schmeckte. Das passt.

Trotzdem, alles in allem muss hier mal ein Mediator rein, der versteckte Stärken rausholt und eklatante Schwächen eliminiert. Ein feines Eck wäre das Lokal nämlich, für's Stammlokal reicht's aber noch nicht.
Fiore & Mattea - WelsFiore & Mattea - WelsFiore & Mattea - Wels
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5 Kommentare

Uc: er will uns erzählen, dass er in Wels vorbei geschaut hat und dank der Empfehlung von Freunden in dieses gemütliche Lokal im Zentrum essen gegangen wäre. Die Wirtsleut sind seiner Darstellung nach alles, nur nicht das, was hier mehrere schon unabhängig voneinander erlebten. Also, sympathisch, handwerklich geschickt, Preis/Leistung. Endlich mal ein Italiener, der die Herkunft perfekt rüberbringt.... Eine Empfehlung also. Mag sein, dass die Wirtsleut das auch bei italienischen Gästen so einhalten. Allerdings habe ich, und wohl auch andere, bemerkt, dass man hier den Inländern gern ein italienisches X für ein U vormachen will, im kulinarischen Sinne. Darauf aufmerksam gemacht ist es mit dem ohnehin schon mageren Charme der beiden Pugliesi schnell vorbei...

22. Mär 2012, 22:39·Gefällt mir1

BITTE amarone1977, übersetze uns das... Garzie Geraldo

21. Mär 2012, 17:03·Gefällt mir1
Negroamaro

Ero di passaggio in questa città e consigliato da amici ho provato questo accogliente ristorante in centro , che dire Fiorenzo e Mattea simpaticissimi e professionali , attenzione maniacale ai piatti , ottimo rapporto prezzo /qualità finalmente un ristorante italiano in Austria che porta benissimo il buon nome della terra di origine. Lo consiglio è da provare !

21. Mär 2012, 16:39·Gefällt mir1

Magic: Weil Biskotten Biskotten sind und Savoiardi Savoiardi. Wenn du beides schon probiert hast, weißt du, dass das zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

13. Dez 2011, 15:46·Gefällt mir

Savoiardi ... wieso schreibst du nicht einfach Biskotten?

13. Dez 2011, 15:42·Gefällt mir
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