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Do, 25. April 2024

Ü Lokal

Obere Augartenstraße 46, 1020 Wien
Küche: Österreichische Küche
Lokaltyp: Beisl
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Ü Lokal

Speisen
Ambiente
Service
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Bewertungen

MartinS5
am 8. Februar 2015
SpeisenAmbienteService
Ich habe ja das Glück, Mitglied eines monatlich wiederkehrenden Stammtisches zu sein. Und jedes Mal ist die Lokalauswahl ein interessanter basisdemokratischer Vorgang. Im Winter umso mehr, weil man da nicht nur Gastgarten/Alkohol/Hochschaubahnnähe benötigt, sondern tatsächlich ein Dach überm Kopf...Mehr anzeigenIch habe ja das Glück, Mitglied eines monatlich wiederkehrenden Stammtisches zu sein. Und jedes Mal ist die Lokalauswahl ein interessanter basisdemokratischer Vorgang. Im Winter umso mehr, weil man da nicht nur Gastgarten/Alkohol/Hochschaubahnnähe benötigt, sondern tatsächlich ein Dach überm Kopf und - weil wir gesetztere Herrschaften sind - etwas, worüber man schwelgen kann. Das Essen also.
So begab es sich also, daß gestern das "Ü Lokal" ausgewählt wurde. Was das ist? Ein Vorarlberger Lokal, mit Vorarlberger Personal, ganz offenbar auch hauptsächlich für Vorarlberger, den meisten Besuchern nach zu schließen. Aber ich mag den Dialekt ja, und somit fand ich das schonmal ganz charmant.

Das Lokal selbst ist - abgesehen vom Barbereich beim Eingang - ein langer, ausgeweißter und auch ansonsten unbehübschter Schlauch. Angesagte Kerzen in Papiersackln stehen bei bzw. auf den Tischen, die Klimatisierung ist - wie heutzutage wohl unvermeidlich - offen an der Decke sichtbar, manifestiert als große Metallrohre. Alles sieht neu aus, gepflegt und durch die Sackerlkerzen ein bissi heimelig. Gut, daß das Lokal nicht mit irgendwelchem Tand überfrachtet ist! Aber gemütlich geht auch anders. Seis drum, wir sind ja zum Plaudern und Essen gekommen.

Wenn man schon mal dazukommt, Mohrenbräu zu ergattern, tut man das auch. Als Getränk bestellte ich mir also mal ein Mohrenbräu-Zwickl und ich habe es nicht bereut. Ich werde hier jetzt keinen Bierdiskurs machen, aber das war ein gutes Zwickl ;)
Genügend Mitesser und -trinker gab es ja, und so probierte ich auch das helle Mohrenbräu, war aber ganz und garnicht begeistert. Wenig Körper, süss-säuerlich dahinmäandernd. Komisch, diese Diskrepanz. Aber egal, habs ja nur bei meiner Frau gekostet.

Prinzipiell wurden an diesem Abend abseits der Desserts, die ich traditionellerweise nicht esse, nur 4 verschiedene Gerichte konsumiert: Die Vorspeisenplatte, die Kürbissuppe, Grillteller und (vorzubestellende!) Kasknöpfle.

Die Suppe hab ich nicht probiert. Die Vorspeisenplatte haben wir uns zur Degustation geteilt und sie kam mit folgenden Zutaten:
Bregenzerwälder Rohschinken, Hirschsalami, Bergkäse, Kapern, Pfefferoni, gefüllter Pfefferoni, Speck, ein Weichkäse und Senf/Chiligarnitur.

Für 8.90 hatten wir sogar zu zweit was davon, Brot wird dazugereicht und auf Zuruf nachgebracht. Tadellos, den Hirschen in der Salami konnte ich zwar nicht schmecken, jedoch waren alle Zutaten wohl drapiert, von allem die richtige Menge am Teller und geschmacklich paßte alles wirklich hervorragend. Eine nicht extrem hungrige Person hätte dieser Teller durchaus satt gemacht. Aber wir waren ja zu zweit - und hungrig.

Als Hauptspeise gab es einerseits "Kasknöpfli", also etwas, das anderswo als Kasnocken bekannt ist: Nockerln mit (dreierlei) Käse und Röstzwiebeln, in einer hübsch großen Schüssel mit einem ordentlichen Holzlöffel, um sich selbst zu bedienen. Wie bereits erwähnt, gibts die Knöpfle nur gegen Vorbestellung und wir hatten 5 Portionen bestellt. Daher also der Riesenpott mit Holzschöpfer. Schön urig.
Ich weiß nicht, welche 3 Käsesorten GENAU drinwaren, eine davon war wohl Bergkäse, vielleicht auch etwas in der Art eines Greyerzer- oder Raclette-Käse, das Ergebnis war jedenfalls fantastisch. Die richtige Auswahl der Käsesorten macht aus einem an sich einfachen Gericht entweder was Besonderes oder eben nur ein einfaches, aber fettes und schweres Gericht. Hier war es was besonderes, geschmacklich auf jeden Fall. Fett und schwer wars natürlich auch, aber wir wollen da jetzt nicht hadern.
Dazu wurde ein Mix aus Grünem und Erdäpfelsalat serviert. Ersterer war gut, mit wohlabgeschmeckter Marinade, die nicht aufdringlich aber bemerkbar war. Der Erdäpfelsalat war nicht so toll, die Erdäpfelscheiben waren nicht durchgekocht und daher fehlte ihm die Konsistenz, die einen perfekten Erdäpfelsalat ausmacht. Ich vermute Metro Gastrogroßpackung für Warmhalteöfen oder Dampfgarer für "warmen Erdäpfelsalat".

Vorweg: Das war der einzige kulinarische Lapsus.
Ich hatte nämlich den Grillteller.

Was einfaches. Wer kenn ihn nicht. Ein paar Stück Fleisch mit Pommes und der typisch österreichischen Salatgarnitur.
So war das auch hier.
Vier Stück fleischlicher Kost: Schwein, Huhn, Rind und ein Grillwürstel, hübsch aufdrapiert auf einem Bett aus Pommes. Dazu eine orangliche Kräuterbutter, ein Fingerhütchen Barbequesauce und eben der unvermeidliche Salat.

Aber dann. Ok, die Pommes sind ganz normaler, nicht lätscherter Durchschnitt und vermutlich wohl auch Gastro-Großpackung. Aber das Fleisch. Klasse.
Das Schwein war fingerdick und daher saftig.
Das Huhn war zwar dünn, aber noch weich und nicht fasrig.
Das Grillwürstel war ein Grillwürstel.
Das Rind schien ein kleines Stück Filet zu sein, medium durchgebraten und geschmacklich perfekt. Das war der Augenöffner, das kleine Stück Fleisch in einem Grillteller zu 13.90 war liebevoller zubereitet als das Ribeye-Steak im Frank´s vor ein paar Wochen. Um...pff...25,- oder so.

Zusammen mit der Sauce, die nach getrockneten Tomaten schmeckte und der wirklich interesanten Kräuterbutter (ich weiß nicht, was drin war, es schmeckte nicht wie sonst üblich), war das ein wirklich feines, dem Fleischliebhaber angemessenes Gericht.

Den Salat muß ich auch noch erwähnen: Grüne Salatblätter, Karottenstreifen, ich glaub ein bissl Kraut und Rote-Rüben-Würfel. Was eben im typischen Gasthausmix enthalten ist. Nur hier schien es mir, waren die Zutaten frisch(er) und NICHT in Marinade ertränkt. Ausgezeichnet.

Habe ich bereits erwähnt, daß die Preise eigentlich angenehm moderat angesichts der Qualität sind?

Aufgrund von Vorspeisenplatte, Grillplatte und Verkostung der Kasknöpfli stellte sich bald ein Völlegefühl ein, das mit Schnaps bekämpft werden muße. Die Wahl der Waffen fiel auf einen Kriecherl- und einen Quittenschnaps. Letztere roch nach Rosen und schmeckte mild, was meiner Frau zwar behagte, mir aber nicht so.

Der Kriecherlschnaps war aber sehr in Ordnung. Kein Kriecher, sondern ein Hammer. Stark, scharf, aber mit Geruch und Geschmack. So mag ich Schnäpse (auch).

Insgesamt ein gelungener Abend. Es gibt einen kleinen Gastgarten, wir werden wohl zu wärmerer Jahreszeit mal wieder kommen, uns hats geschmeckt.

Nachtrag: Zu Preis "mittel" beziehe ich mich hauptsächlich auf die Speisen.
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1 Kommentar

Das mit dem Apfelmus hab ich gehört, aber ich glaub, das wollte man den Wienern nicht zumuten ;)

9. Feb 2015, 11:53·Gefällt mir
Gastronaut
Experte
am 10. April 2013
SpeisenAmbienteService
Das Lokal in der Oberen Augartenstrasse im zweiten Wiener Bezirk wirkt auf den ersten Blick unauffällig, abgesehen von einigen gerahmten Fotos mit Vorarlberger Landschaften erinnert nichts an die Heimat der Betreiber. Die Speisekarte ist absichtlich klein gehalten, und enthält neben ein paar "nor...Mehr anzeigenDas Lokal in der Oberen Augartenstrasse im zweiten Wiener Bezirk wirkt auf den ersten Blick unauffällig, abgesehen von einigen gerahmten Fotos mit Vorarlberger Landschaften erinnert nichts an die Heimat der Betreiber. Die Speisekarte ist absichtlich klein gehalten, und enthält neben ein paar "normalen" Vertretern der Austro-Küche vor allem viele Speisen mit Bergkäse und Speck.

Als Vorspeise hatten wir einerseits einen mit Bergkäse überbackenen Semmelknödel mit Salat als Beilage. Der Knödel selbst war unspektakulär, da er geschmacklich vom überdominanten Bergkäse erschlagen wurde. Der Salat dazu war knackig und schön, damit ein passender Ausgleich zum schweren Käse.

Wir probierten als zweite Vorspeise auch von der Gerstlsuppe. Die Suppe selbst war wunderbar komponiert und abgeschmeckt, mit frischer Rollgerste und knackigem Gemüse. Der Speck darin hatte aber einen Tick zu viel Räucheraroma, das sich wie ein Schleier über alle anderen Geschmäcker legte.

Das selbsterklärte Highlight des Lokals sind sogenannten "Käsknöpfle", Verwandte der Käsespätzle, die es im Lokal entweder nur auf Vorbestellung oder jeden Freitag als einzige (!) erhältliche Speise gibt! Die Spätzle selbst sind durchschnittlich bis gut, der Käse darüber ist aber ein wahrer Traum und unglaublich intensiv. Wir teilten uns eine Portion zu zweit und waren danach mehr als satt. Das kann übrigens auch daran liegen, dass zu den Käsknöpfle ausgerechnet sättigender Kartoffelsalat serviert wird.

Als Nachspeise hatten wir dann noch Vorarlberger Riebel, etwas Ähnliches wie Sterz: Mais- und Weizengrieß, der lange mit Schmalz gekocht wurde und mit Apfelmus und Puderzucker serviert wurde. Geschmacklich würde ich dieses Erlebnis so beschreiben: Wenn man auf die Riebel besonders viel Apfelmus und Puderzucker draufmachte, schmeckten sie nach Apfelmuß und Puderzucker. Wer also zu Riebel noch keine emotionale Bindung hatte, wird hier auch keine aufbauen!

Insgesamt ist die Idee hinter dem "Ü" nett und erfrischend, nur sind die Speisen oft mit dem sonst köstlichen Bergkäse erschlagen und überhaupt ziemlich schwer. Schwer verdaulich sind hier auch die Getränkepreise, denn während das Bier hier noch durchschnittlich teuer ist, beginnen die Weinpreise bei 3,5 Euro pro Achtel, was für die Gegend doch beachtlich hoch ist. Hauswein gibt es keinen und es stehen auch Viertel-Preise in der Karte, die die Weinpreise dann noch höher erscheinen lassen.

Wenn man sich am sämtlichen anderen exotischen Neueröffnungen in der Hauptstadt satt gegessen hat, dann ist das "Ü" durchaus einen Besuch wert, man muss intensiven Käse aber wirklich lieben....
"Käsknöpfle" - Ü Lokal - WienÜ Lokal - WienGerstsuppe mit Speck - Ü Lokal - Wien
Hilfreich19Gefällt mir6Kommentieren
14 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Jaa, das stimmt :-))

17. Mär 2017, 11:30·Gefällt mir
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