Ich bin kein bösartiger Zeitgenosse, glaube an das Gute im Menschen, manchmal auch an seine Vernunft und gönne jedem seine persönliche, kulinarische Entgleisung. Auch ich stand mir anno 1977 die Füße platt, als am Wiener Schwarzenbergplatz der erste McDonald's eröffnet hatte und freute mich wie all die anderen Pubertierenden über meinen ersten Viertelpfünder in einer gelben, ökologisch bedenklichen Styroporverpackung. Ich wagte es damals nicht, öffentlich kundzugeben, dass die letscherten, lauwarmen Laberln eigentlich grauslich waren und ohne Ketchup nur nach Karton schmeckten - man wollte ja cool sein und mit der Zeit gehen.
Warum sich heutzutage doch so viele Leute in einer langen Warteschlange brav bei "Happy Noodles" am Schwedenplatz anstellen, um nahezu unessbare, vor Fett triefende Industrie-Gummi-Nudeln zu kaufen, bleibt mir aber ein Rätsel. Nicht nur dass es für eine Nudelhütte ziemlich lange braucht bis man sein stylisches Falt-Kartönchen überreicht bekommt, sind die erhältlichen Speisen auch noch (bestenfalls!) unterdurchschnittliches Junk-Food. Das "knusprige" Hühnerfleisch besteht zu 70% aus Panier, ist praktisch geschmacksneutral und versteckt sich geschickt hinter den glücklichen Nudeln. Gleiches gilt für das gegrillte Hühnerfleisch, nur halt ohne Panade. Überhaupt sieht der mächtige, blasse Fleischhaufen, den man hinter dem Verkaufspult ganz links deponiert hat, ziemlich unappetitlich aus. Ich mutmaße, dass hier keine "happy chicks" aufgebahrt sind. Das Lachs-Teppanyaki war trocken und hatte eine leicht ledrige Konsistenz. Über das TK-Gemüse in den Nudeln könnte man weinen. Die Sushi und auch die Frühlingsrollen habe ich mir vorenthalten, mein Selbsterhaltungstrieb war stark genug.
Wenn man nur wenige Euro mehr investiert, kann man sein Geld in dieser Gegend gastronomisch wesentlich besser angelegen und muss das Essen nicht auf der Straße stehend hinunterwürgen oder gar ein öffentliches Verkehrmittel damit versauen. Und das Gefühl, einen Ziegelstein verschluckt zu haben, erspart man sich auch.
Um abschließend doch noch etwas Positives zu sagen: die scharfe Sauce zum Nachwürzen aus den großen Flaschen schmeckt gut.
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Otternase - deine Bewertungen werden hier stark vermisst! Wieder mal Tränen gelacht.
ich habe 10 japan hinter mir und finde das sushi in wien unglaublich schlecht. es gibt jedoch eine ausnahme wo man auch für den japanischen standat echt guten sushi bekommt und zwar beim Kojiro den man auf den ersten 100 m von der rechten wienzeile findet
Bei den Kommentaren wird eines ausser Acht gelassen. Die Kundschaft von HappyNoodles sind meistens Personen, welchen es an Zeit und Geld mangelt an qualitativem Essen. Geht man in eines der umgebenen Restaurants kostet es mehr Zeit und mehr Geld (und meistens ist das Essen auch nicht besser) In der heutigen Zeit hat man meistens beides nicht. Also verstehe ich diese negativen Argumente hier nicht. Wo kann man um 4,00 Euro in Wien qualitativ gut und schnell essen? Würstel, Burger und Kebap sind auch nicht besser. Schweinbraten, Schnitzel kosten 1. zuviel Zeit und 2. mehr Geld. Eine Aussage, dass man für mehr Geld woanders besseres Essen bekommt ist nicht ganz Richtig bzw eher Ansichtssache. In manchen 5 Stern Restaurants schaut man am Besten gar nicht erst in der Küche nach.