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Fr, 19. April 2024

Benjaminis - Bewertung

Zap1501
Experte
am 16. November 2015
SpeisenAmbienteService
Vor drei Wochen war ich mit ein paar Arbeitskollegen, die gerne mal mit Groupon oder DailyDeal neue Lokale ausprobieren, im Benjaminis - mit DailyDeal-Gutschein. Das Angebot: Ein Filetsteak (Dry aged) mit Grillgemüse und Bratkartoffeln mit Pfeffersauce oder Rosmarinkartoffeln mit Rotweinsauce. Danach ein Schnapserl. Kosten um die 15,-. Klingt gut, also schließe ich mich an.

Wir haben vorab reserviert, für 6 Personen. Beim Eintreffen bietet der anwesende Herr mit Wollhaube entweder welche der "normalen" 2er-Tische an, die im vorderen Bereich des Lokals stehen, diese könnte man zusammenschieben; oder den Hochtisch rechts von der Eingangstür, gedeckt für 4 Personen. Somit folgere ich, dass die Reservierung untergegangen ist. Wir entscheiden uns für den Hochtisch, irgendwann wird Besteck und eine Stoffserviette für die weiteren Personen nachgebracht.
Nun zur Essensbestellung: Wir hätten gerne Rosmarinkartoffeln in der Kombination mit Pfeffersauce, ob das geht. Kein Problem, kann man tauschen! Super, sehr entgegenkommend. Nur: das Grillgemüse ist bei diesem Tausch anscheinend untergegangen, obwohl es laut Gutschein bei jeder "Kartoffel-Variante" dabei ist. Somit erhalten wir später unser Fleisch nur mit Kartoffeln, aber wie gesagt, erst später. Viel Später.
Der Mann mit Wollhaube sagt anfangs zwar, dass die Kellnerin noch nicht da ist und es deshalb länger dauern könnte, die Dame trifft aber zehn Minuten später ein. Lange bevor wir unser Amuse Bouche bekommen.

Das Gedeck (€ 2,90) umfasst eine halbe Scheibe Weißbrot und ein kleines Schüsserl Fischaufstrich. Dieser ist sehr gut, aber ein ganzes Scheiberl Weißbrot hätte es schon sein dürfen. Oder zwei.
Auch wäre ein halbwegs gleichzeitiges Servieren nett gewesen, aber nein. Zuerst kommen zwei Teller, kurz darauf wieder zwei und dann, etwa 5 Minuten später die letzten zwei. Ist bei einer kalten Speise jetzt nicht so schlimm, aber dennoch ungut, wenn man warten möchte, bis alle haben.

Danach sitzen wir ziemlich lange vor dem leeren Teller. So lange, dass eine Kollegin am Tisch beginnt, die Teller vom Gedeck aufeinander zu stapeln. Eine Unsitte, bei der ich normalerweise sofort einschreite, aber da es wirklich schon lange dauert denke ich mir gut, ist als Zeichen des langen Wartens ok. Irgendwann kommt die Dame vom Service und bedankt sich für die Mithilfe beim Zusammenstellen der Teller. Und das meint sie wirklich ernst, da sie keine Ahnung vom Tragen, Servieren oder Abservieren der Teller hat.

Auftritt Fleisch: Abgesehen davon, dass die junge Frau anscheinend nicht weiß, was Garstufen beim Fleisch sind, hat sie auch kaum Ahnung, wer welchen Teller bekommt, also wer sein Steak durch (wurde tatsächlich bestellt, solche Leute gibt es tatsächlich!) medium-well und medium bestellt hat. Das originellste aber ist ihre Art, den Teller vor den Gast zu stellen: Mit der rechten Hand den Teller am rechten Rand gegriffen, als ob man mit einem Tablett vor der Essensausgabe einer Kantine steht und das Tablett lässig in die Hüfte stemmt, 4 Finger unter dem Teller, Daumen oben - aber von links eingestellt! Somit war ihr Arm, auch durch den Hochtisch, auf dem wir saßen, irgendwo knapp über dem Essen und vor dem Gesicht des Gastes.
Nun zum Geschmack: es schmeckt ausgezeichnet! Meine Garstufe (medium) perfekt erwischt, das Fleisch mürbe, saftig, gut zu kauen, geschmackvoll, heiß! Ich bin wirklich begeistert!
Das well-done Steak ist tatsächlich medium-well, zuerst meint die Esserin das geht so nicht, kostet dann aber und sagt, dass es eh gut schmeckt. "Aber rosaner darf es nicht sein!" Ok.
Die Kartoffeln dazu sind ok, ich hätte mir ein bisschen mehr Rosmarin gewünscht, aber nicht zu beanstanden. Auch die Sauce passt, vielleicht etwas schwer zu dem Gericht, ich hätte in Wirklichkeit gar keine Sauce gebraucht. Vielleicht ist es auch eine gute Fertigsauce? Ich weiß es nicht, bestelle in Lokalen fast nie Gerichte "mit Sauce", kann es also schwer beurteilen.

Auf das Abservieren der Teller warten wir wieder länger, diesmal aber nicht so lange. Mittlerweile ist es fast 20 Uhr, wir sind um 18 Uhr eingetroffen, hat also ziemlich lange gedauert. Da ich etwas verkühlt bin und rasch heim möchte, verzichte ich auf meinen Schnaps und sage der Kellnerin, dass ich zahlen will. Sie sagt ok und verschwindet. Ewig. Sie schwirrt zwar immer wieder hinter der Bar herum, blickt aber nie zu unserem Tisch, also stehe ich auf und will zur Bar zum Zahlen. Ein Gedeck und ein Obi gespritzt. Da kommt sie mir nun doch entgegen, mit einem Taschenrechner in der Hand. Diesen benutzt sie auch, um diese zwei Posten zusammenzurechnen. Nicht ohne länger nach den richtigen Ziffern zu suchen. Es macht 7 Euro irgendwas aus, ich gebe ihr 10 Euro, sage danke und gehe. Die Kellnerin war wirklich nett, aber dermaßen verunsichert und unversiert, als wäre es ihr erster Tag im Service. Ich überlege noch kurz, ob es nun zu viel oder zu wenig Trinkgeld war, beschließe aber, dass es passen muss.

Kurz zum Ambiete: Es ist ein stylisches, aber doch interessantes Nichtraucher-Lokal in dem man sich wohl fühlen kann, offene Fassade mit großen Fenstern, ein vorderer Lokalbereich mit Bar, wo es eben einen Hochtisch und etwa 6 2er-Tische gibt. Im hinteren Lokalbereich, den ich nicht genau sehen konnte, stehen weitere Tische, hier befindet sich auch die offene Küche. Der Abgang zu den Toiletten befindet sich zwischen diesen beiden Bereichen, ist leider nicht angeschrieben, man findet die Toiletten also durch Intuition. Diese sind sehr gepflegt und sauber.

Ob ich noch mal hier essen gehe? Ich weiß es nicht.
Gedeck - Fischaufstrich und Brotscheiberl - Benjaminis - WienSteak mit Rosmarinkartoffeln und Pfeffersauce - Benjaminis - Wien
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1 Kommentar

Bin gespannt, ob Du Dich ein zweites Mal traust. Wenn ja, bitte berichten!

17. Nov 2015, 19:02·Gefällt mir
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