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Fr, 29. März 2024

Herbeck - Bewertung

Alphawoelfin
Experte
am 12. Juli 2015
SpeisenAmbienteService
Obwohl wir in 5-Minuten-Fussdistanz wohnen, und es das Lokal schon einige Monate gibt, konnten wir uns nicht entschließen, es zu besuchen.
Zu sehr habe ich das "Nells" geliebt - früher, in glücklichen Zeiten. Und nachdem das "Herbeck" immer wieder mit dem "Nells" verglichen wird, war mir das zu gefährlich. Ich wollte einfach nicht wissen, wie das neue Lokal so ist.

Beim Überlegen, in welchem Gastgarten wir zu Abend essen könnten, beschließen wir, doch mutig zu sein und das "Herbeck" aufzusuchen
Zwei Stunden zuvor rufe ich wegen einer Reservierung im Garten an. Ein sehr freundlicher, junger Mann reserviert anstandslos für Samstag Abend, 18 Uhr.

Als wir einlangen, ist der Gastgarten spärlich besetzt und 3, 4 Servicekräfte stehen im Garten. Als man unser ansichtig wird, kommt sofort eine junge, dem Anschein nach studentische, Kellnerin, um uns zu unserem Tisch zu geleiten.
Gleichzeitig nimmt sie zwei Speisekarten mit. Diese ist ein A4-Blatt, in Folie geschweisst, beidseitig beschrieben.
Kaum sitzen wir, möchte sie auch sogleich unsere Getränkebestellung aufnehmen. Das ist selbst mir zu rasch, ich konnte ja noch nicht mal die Karte studieren.

Ich entscheide mich für den Schankwein, einen GV von Kührer, das Achterl um 1,90. Zudem Leitungswasser. Das mache ich fast immer, denn steigern kann ich mich später ja immer noch.

Der Wein ist ausgezeichnet, spritzig, pfeffrig, ein richtiger Veltliner. Das Leitungswasser ist eisgekühlt.

Die Karte enthält einige Klassiker der Wiener Küche (Gulasch, Schnitzel, Zwiebelrostbraten, Saibling) und aktuell auch Eierschwammerl. Diese werden uns von der Kellnerin empfoheln: A la creme oder geröstet.

Nachdem Cmling das Backhenderl so gut beschrieben hat und die Kellnerin auf Nachfrage sagt, dass es "steirische Freilandhendl" seien, entscheide ich mich für selbiges.
Der liebe Begleiter möchte Eierschwammerl a la creme mit Semmelknödel.

Als die Kellnerin unseren Labrador entdeckt, bringt sie ihm, natürlich nicht, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen, einen Leckerli-Stick und Wasser. Sehr aufmerksam.

Langsam füllt sich der Gastgarten. 18 Uhr 45 scheint der Zeitpunkt zu sein, an welchem hier gegessen wird.

Der Garten wird von altem Baumbestand beschattet. Das Gasthaus liegt direkt an der Endstelle der Straßenbahn 40, hier heroben ist naturgemäß nicht allzu viel Verkehr, sodass es keine Lärmbeeinträchtigung gibt. Im Garten verteilt einige Terrakotta-Blumengefäße, ein alter Brunnen, ohne Wasser. Am hinteren Ende des Gartens schaut es ein bisschen unfertig aus, der Schilf-Zaun ist heruntergerissen, etwas ungepflegt.

Nach nicht allzu langer Zeit kommen unsere Speisen.
Das Backhenderl wird in einem kleinen Drahtkörbchen serviert, dazu eine Schüssel mit Rahmgurkensalat (€ 12,50). Die Eierschwammerl sind in einem grossen, auf alt getrimmten Teller angerichtet, eine ordentliche Portion, mit zwei Scheiben angebratener Semmelknödel ( 14,50). Dazu ein extra bestellter Blattsalat (3,50).

So, jetzt aber.
Ich muss vorausschicken, dass wir am liebsten einen 5er vergeben würden.
Doch ich denke mir, dass eventuell nach oben doch noch Spiel ist. Obgleich mir eigentlich unklar ist, wie dieses Spiel sich darstellen sollte. Denn das Essen ist perfekt.

Das Backhenderl sind drei große Filets, richtig gut gebacken. Knusprige, frische Panier, keine einzige Sehne oder Flachse im Fleisch, perfekt.
Aber das Allerbeste: Der Rahmgurkensalat - oder, so wie ich ihn in meiner Heimat kennenlernte: "Rahm-Murkn-Salat". Hauchdünn geschnittene Gurken, viel Dille, köstlicher Rahm, nicht zu viel - umwerfend.
Diesen Salat will ich ab sofort jeden Tag haben!

Bei den Eierschwammerl hat der Koch es geschafft, dass sie trotz der Rahmsauce nicht zu fett schmecken, das Aroma der Schwammerl ist vollkommen erhalten geblieben, wunderbar gewürzt, nicht überwürzt - die Schwammerl schmecken, als seien sie vor 2 Stunden noch im Wald gewachsen.
Die angebratenen Knödel harmonieren vollkommen.

Der extra bestellte Blattsalat ist mit Senf-Dressing angemacht, knackig, eine schöne Portion - ebenfalls perfekt.

Wir finden überhaupt nichts auszusetzen.

Alle paar Minuten kommt eine der beiden jungen Kellnerinnen, versorgt uns mit Wein und Wasser, erkundigt sich aufmerksam nach unserem Befinden.

Wir fühlen uns sehr wohl. So wohl, dass uns jetzt der Sinn nach Marillenknödel steht. Auf Nachfrage erfahren wir, dass diese oft verlangt würden, aber erst in zwei Wochen, wenn auch die österreichischen Marillen reif seien, auf der Karte stünden. Schade.

Nach kurzem Überlegen, ob süss (Apfelstrudel, Erdbeerparfait) oder pikant, entscheiden wir uns für eine Käseplatte, zu zweit .

Die Käse werden mit hausgemachtem Kriecherlmarmelade serviert (6,80).
Es sind einige Scheiben älterer Bergkäse (sehr, sehr würzig), Schafkäse (ebenfalls sehr geschacksintensiv, wenig gemein mit dem herkömmlichen Feta) und Brie (mir ein bisschen zu fad). Die süssen Kriecherl harmonieren ausgezeichnet mit dem Käse.

Dazu trinken wir Muskateller vom südweststeirischen Weingut Strablegg (3,80). Das ist einer der besten Muskateller, die mir bislang untergekommen sind. Ich bin begeistert.

Zum Schluß macht die Rechnung für diese lukullischen Genüsse 52,-- aus.
Wir stapfen beglückt nach Hause und haben - zumindest für die Sommersaison - ein neues Lokal entdeckt.
Im Lokalinneren herrscht Rauchverbot.
Hilfreich12Gefällt mir9Kommentieren
1 Kommentar

Ich freue mich sehr, liebe Wölfin, daß Du auch dort Freude hattest!

4. Okt 2015, 02:50·Gefällt mir1
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