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Do, 18. April 2024

Nihon Bashi - Bewertung

schlitzaugeseiwachsam
Experte
am 1. Dezember 2014|Update 3. Dez 2014
SpeisenAmbienteService
Das Nihon Bashi war für mich nicht unbekannt. Vor einigen Jahren war ich dort zum Mittagessen mit einem Kollegen und hatte es nicht unbedingt in der besten Erinnerung. Es war nicht schlecht, aber damals auch nicht so berauschend, das es mich wieder so schnell hingezogen hätte und irgendwann verschwammen auch die letzten Erinnerungen von dem Besuch. Kann also nichts Umwerfendes gewesen sein. Selbst die Empfehlung vom hochgeschätzten Kollegen Amarone verführten mich nicht so schnell zu einem neuen Besuch. Was weiss denn schon ein Österreicher von japanischer Küche, haha! (Scherz! ;) )

Das Wetter war schuld, wie immer. Mies und depressiv machend wie es nun mal im November ist, verspürte ich den Drang nach guter japanischer Küche...authentisch, mit Herz und Seele und Geschmack. Außerdem ist jetzt gereade die beste Zeit für Sushi und Sashimi. Auf Pseudojapaner habe ich aber auf sowas von keinen Appetit! Zufällig kam ich wieder am Nihon Bashi vorbei und entdeckte die Mittagskarte, die für 19,90 Euro ein ziemlich faires Angebot machte. Ich nahm mir also vor, dies bei nächster Gelegenheit zu probieren.

Heute war es dann endlich soweit.
Das Ambiente war relativ authentisch japanisch eingerichtet und auch der Service war überraschender Weise sehr authentisch, da sie sich alle auf japanisch unterhielten und in Kimonos gekleidet waren. Im Hintergrund tönte dezente klassische japanische Musik, die sehr entspannend wirkte. Der schlauchförmige Raum ist aber eher gewöhnungsbedürftig und nicht mein Geschmack. Die Dame vom Service war sehr freundlich und höflich genauso wie man es sich in einem echten japanischen Lokal erwartet.

Ein kurzer Blick auf die Karte. Auch hier authentische japanische Preise, soll heissen NICHT GANZ BILLIG. Wer also auf geizgeile minus 50% Sushis abfährt ist hier total falsch. Und wer meint es gebe eh keinen Unterschied im Geschmack...nun ja...ich will mich nicht ständig wiederholen.

Ich bestellte einen grünen Tee, der mich vom Geschmack her sehr überraschte. Mein erster Schluck war eher unangenehm. Hatte dieser doch einen starken Umami-Geschmack (ähnlich wie Ajinomoto aka MSG zum besseren Verständnis). Mein Gesicht verzog sich unwillkürlich. Ich fragte die japanische Servierkraft, warum das so sei und sie erklärte mir freundlich, das in diesem Grüntee nicht nur die Bätter, sondern auch die Blätterstile mitenthalten sind. Diese sorgen für einen weicheren Geschmack, den ich als Umami (Herzhaft und leicht salzig) empfand, aber tatsäclich bis zum letzten Aufguss (ich hatte zwei) keine Bitterkeit enthielt. Nach einer Zeit gewöhnt man sich daran und empfindet es dann später sogar mit Wohlwillen. So einen köstlichen Tee habe ich bei den unzähligen Pseudojapanern in Wien noch nie bekommen. Ein interessantes neues Detail beim Grüntee, den ich hier kennenlernen durfte. Gefällt mir!

Der erste Gang war eine kleine Schüssel mit Udon Nudelsuppe. Die Suppe war die beste Udonsuppe seit langem. Vollmundig, würzig, mit einer Tiefe und einem herrlichem Abgang und leichtem Rauchfischaroma. Unglaublich...hier war ein wahrer Spezialist am Werk. Die enthaltenen Nudeln waren aber leider für meinen Geschmack viel zu weich, fast gatschig, aber vielleicht muss das ja so sein. Man sollte halt das Original kennen um die Fakes beurteilen zu können. Hier war ich mir nicht sicher, ob das gewöhnlich so ist. Ein Japaner hätte mir sicher mehr sagen können.

Es folgten weitere Gänge wie:

Eisbergsalat und Tomatenscheiben in einem erfrischend fruchtig sauren Dressing. Köstlich. Ins Dressing hätte ich mich einlegen können.

Gemüsetempura: Sehr groß, knusprig, nicht zu ölig, herzhaft und köstlich, aber leider auf dem Boden in einer Shoyuwürzsosse eingetränkt. Separat wäre es wohl noch besser gewesen.

Schwarzer Seealgensalat: Nicht übel, lustige Textur und gewöhnungsbedürftig, aber sicher sehr gesund. Geschmack in Ordnung. Nicht abschrecken lassen vom Äusseren.

Sushi-Maki Kombination: Ein paar übliche verdächtige (Lachs, Garnele , Thunfisch) Sushi und Avokado Thunfisch Makis.
Sehr gute Zubereitung, handwarme Temperatur wie es sein soll. Reis nicht zu intensiv gewürzt. Sehr schön serviert. Beim Fischfalltest (Sushi auf den Kopf drehen und hochhalten) bleibt der Fisch am Reis festklebend. Handwerklich also in Ordnung.
Bei schlecht geformten Sushi löst sich der Fisch sofort vom Reis beim Kopfstand (Wie neulich beim Hanil Running Sushi). Gari (eingelegte Ingwerscheiben) schmeckten frisch und intensiv, der Wasabiersatz (ES IST KEIN ECHTES WASABI, sondern feuchtes Krenpulver mit grünem Farbstoff angerührt) war allerdings schon ausgeraucht und ohne Aroma.
Das Omelettsushi (auch hiermit wird das Können des Sushikochs beurteilt) durchschnittlich. Nicht schlecht, aber jetzt auch keine geschmackliche Offenbarung.

Sashimi: bestehend aus Thunfisch in Nori (Seetang) eingewickelt und ja...wieder Lachs...ist halt beliebt und billig. Der Thunfisch war köstlich und der Lachs erwartungsgemäß in Ordnung, aber eher fad.

Als Dessert gab es geschnittenes Obst mit Joghurtsosse, worauf man hätte gut verzichten können. Zwei kleine Stück Mochi mit süsser Rote Bohnenfülle wären da einfach passender gewesen für meinen Geschmack. Gut gemachte Mochis können schon Kunstwerke an sich sein, was aber wahrscheinlich wieder den Menügesamtpreis angehoben hätte.

Mit allem (inkl.Trinkgeld) zusammen habe ich insgesamt 25 Euro bezahlt, was für die gebotene Leistung durchaus preiswert war.

Das Nihon Bashi ist für mich sicher eines der besten japanischen Lokale in Wien in jeder Hinsicht, was aber nicht unbedingt heissen muß, daß es jedermanns Geschmack entspricht. Vergesst hier mal Akakiko, Natsu und Hitomi und wie sie alle heissen. Es ist eher japanische Küche für Fortgeschrittene und man muß sich darauf einlassen. Für ein gehobenes authentisches japanisches Mittagessen in ruhiger und authentischer Atmosphäre ist es allemal empfehlenswert.
So müssen Sushi sein! Mehr Fisch als Reis und dieser fächerförmig über den ... - Nihon Bashi - WienDas ganze Set! - Nihon Bashi - WienSchwarzalgensalat. Köstlich! - Nihon Bashi - Wien
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4 Kommentare

Ich glaube, es ist eher dein instinktives Gespür für gutes Essen. Du weisst einfach, was schmeckt.

3. Dez 2014, 15:58·Gefällt mir

SSW, @"Was weiss denn schon ein Österreicher von japanischer Küche, haha! (Scherz! ;) ) " Tja, hin und wieder haben eben selbst die ahnungslosen Glubschaugenbleichgesichter den richtigen Riecher, ich hab's dir ja gesagt :-D

3. Dez 2014, 15:53·Gefällt mir

Update 3.12.2014: War heute mit meiner Frau wieder dort und wir haben genau das gleiche Setmenü bestellt. Meine Frau, die noch pingeliger mit dem Essen ist als ich es bin, war absolut begeistert und bestätigt hiermit meinen persönlichen Eindruck. Sie als leidenschaftlicher Japanfoodfan meinte: "Genau das habe ich seit Jahren gesucht!"

3. Dez 2014, 15:29·Gefällt mir2
1. Dez 2014, 21:08·Gefällt mir
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