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Do, 25. April 2024

DSTRIKT - Bewertung

Diese Review zählt nicht für die Gesamtwertung des Lokals, da dieser Tester dieses Lokal bereits neuerlich bewertet hat.
dieBrotvernichter
Experte
am 15. August 2014|Update 13. Apr 2015
SpeisenAmbienteService
Wir sind unheilbar: B(urger)S(ucht)E(rkrankung) und Wiederholungstäter. Also Burger - diesmal aber (wieder) im DSTRIKT. Und dieser Burger dort, hat für sich eine 5 verdient. Genau so, wie das junge Serviceteam, das noch nicht die Quantität an Lebensjahren mitbringt, dafür überraschend viel an Feingefühl für den Gast.

Wir kommen an, direkt im Gastgarten und betreten von dort aus kurz das Lokal, um auf unsere Ankunft aufmerksam zu machen. Ja, reserviert haben wir auch. Die junge Frau begleitet uns zu unserem perfekt positionierten, nett eingedeckten Tisch und sagt:"Schön, dass Sie da sind. Wir freuen uns, dass Sie heute unsere Gäste sind." Oh, danke - sehr nett. Da fühlen wir uns doch sofort gut aufgehoben. Wahrschheinlich hat sie das schon öfter gesagt, an diesem Abend. Aber der Ton macht's und der klang herzlich ehrlich.

Wir werden weiter von einer kleinen jungen Asiatin umsorgt. Mit ganz großem Weinwissen und einer sehr angenehmen Persönlichkeit. Während die Männerhände vor dem manuellen Burgeressen noch gereinigt werden müssen, plaudert sie mit der sitzengebliebenen Weinverkosterin über das Loire Thal und den dort angebauten Sauvignon Blanc (Sancerre Langlois € 6,50 für 0,1), der gerade zum Antesten eingeschenkt wird - nicht nur oberflächliche Informationen, sondern ganz viele interessante Details. Beeindruckende junge Sommiliere, die noch dazu mit Gästen umzugehen weiß. Gute Kombination.

Das gute Thymian-Brot im Buchtel-Style ist auch schon am Tisch. Dazu gute Almbutter. Und Bergsalz. Perfekt - der Wein schmeckt einfach besser, wenn vorher auch schon die Zähne was zutun bekommen haben. Vor allem, wenn das zu verarbeitende Material so gut schmeckt wie dieses Thymianbrot. Lauwarm aus dem Ofen, saftig, ordentlich gekräuteter, leicht speckiger Teig - trotzdem noch locker und eine dünne aber resche goldgelbe Kruste. Hände und Mund sind gut beschäftigt bis die Vorspeise kommt.

Die muss schon sein. Es herrscht Einklang bei uns am Tisch, wir essen das Gleiche. Da wir zur Hauptspeise sowieso faschiertes Huftier bekommen, darf's zur Vorspeise was mit ganzen Körpern und Tentakeln sein. G'schmackiger dann als: Frittierte Calamari mit "old bay" Tartare (€14,00) auf der Karte zu finden. Am Teller war dann aber eigentlich eine Sauce Gibriche aber eben das, was wir hier unter Sauce Tartare verstehen mit Zugabe: Jawohl die Küchenmannschaft versteht was von guten Geschmackskombinationen, genau das Richtige für uns. Da traut sich wer, mit der verstaubten Sauce Tartare und den panierten Meerestieren zu experimentieren. Zum einen ist die Mayonaise der kreativen Sauce natürlich selbst gemacht, dann mit ganz viel Karpern, Cornichons und (vermutlich) Jalapenos bestückt UND mit einem Fischgewürz (old bay: Muskat, Piment, Ingwer, Zimt, Senfsaat etc.) aromatisiert. Diese "Sauce" erinnert tatsächlich eher an ein Tatar von dem Essiggemüse. So viel zerheckseltes umzogen von beige-cremiger Mayonnaise. Schmeckt uns. Zitrone passt immer zu Meeresgetier und die war auch dabei. Die Calamari in einer leicht rötlichen hauchdünnen Panade - wahrscheinlich wegen pulverisiertem Paprika - gebacken. Gibt einen guten Geschmack - ohne Frage. Eine gute Portion. Hätten aber beißfreundlicher sein können. Etwas dehnbar waren die schon im Mund - trotzdem gut.

Zwischendurch wird noch nachbestellt. Wir steigen mit leichtem Schwierigkeitsgrad ein: Ketchup bitte zu den Burger-Pommes-Frites. Klar, gern kein Problem. Einen guten Roten dann bitte zum Burger. Eigentlich wollen wir den Ghost Pines vom letzten Mal, aber die junge Sommeliere schlägt uns vor, was Neues zu probieren. Gut, was denn? Einen Shiraz. Naja, so neu ist uns der nicht. Aber der kommt aus Australien. Na gut, dann doch neu und wir sind gierig. Da kommt die kleine junge Frau mit einer Riesen-Magnum-Flasche von dem Roten (Salomon, € 6,50 für 0,1). Das macht Eindruck. Sie gießt dem Ketchup-Junkie einen winzigen Schluck ins Glas und die Verkosterin weiß, dem Mann wird der besonders gut schmecken. Das ist genau sein's. Er nimmt gleich doppelt so viel, also: 0,2. Sie selber mag' den auch, aber befindet den Ghost Pines für besser. Dennoch, beides sehr gute Weine. Sehr gute Beratung.

UND jetzt wird's komplizierter: knusprigen Speck wollen wir in letzter Minute auch noch in den Burger. Der Wein verträgt das und wir auch. Unsere Ratgeberin fragt nach in der Küche. Und ja sie hat's möglich gemacht. Der Speck kommt mit in den Burger. Das Ketchup im Miniglas von Heinz (leider nicht hausgemacht) auf den Tisch. Aber all das nicht auf die Rechnung.

Es dauert nicht lang, da kommen auch unsere Burger dazu. Die machen schon den Augen Freude. Ein glänzendes, gut aufgegangenes, flaumiges, goldbraunes Briocheweckerl bestreut mit gerösteten und gehackten Kürbiskernen. Hebt man die halbrunde Oberhälfte ab, ist die braun knusprig angeröstet und es kleben dünn geschnittene Cornichons in einer Paradeiser-Mayonnaise drauf - nichts suppt durch. Auch nicht an der unteren Hälfte, weil die ist natürlich auch geröstet und raffiniert mit karamellisierten Rotweinschalotten bestrichen. Nur an manchen Stellen schimmert noch der pastellgelbe feinporige Briocheteig durch. Eisbergsalat, Paradeiserscheiben. Eine Riesenportion knusprig gebratener aromatisch rauchiger Speck toppt das saftige medium gegarte Fleischlaberl vom Salzburger Bio-Rind. Darauf ist der gut gereifte Vorarlberger Bergkäse richtig durchgeschmolzen. Das sind kräftige Aromen. Jede Komponente für sich geschmacklich und qualitativ auf sehr hohem Niveau. Die Pommes Frites ebenso. Goldig braun gebacken. Knusprig außen, pürreeartig weich innen. Einige davon am großen Teller. Genau richtig mit Bergkristallsalz gewürzt. Davon werden sogar wir satt. € 18,00 ist uns der Spaß wert und ja, das hat uns dieses Essen auch gemacht.

Daran beteiligt war natürlich auch die wirklich aufmerksam zuvorkommende Servicemannschaft. Die wissen was man braucht, bevor man's selber weiß und die Sommeliere, wusste wir brauchen noch was. Darf's noch ein Glas Rotwein sein? Nein danke, wir sind zufrieden - es wird schon dunkel, wir werden dann aufbrechen. Vielleicht noch ein Grappa oder ein Schnapserl auf Einladung? Naja, eigentlich nicht. Na aber sie hätte da was Feines. Was schmeckt uns denn? Wissen wir nicht. Aber die Sommeliere weiß es. Sie kommt mit einer fragilen Flasche und präsentiert uns: einen Haselnuss-Schnaps. Sie schenkt uns ein - in die langstieligen kleinen Gläser. Und ein Duft von Nussnougat macht sich auf den Weg in unsere Nasen. Beim schluckweisen Genießen bleibt der samtig am Gaumen. Gelungene Überraschung. Gelungener Abend. Danke für die Neuigkeiten. Es hat alles so gut geschmeckt.

Burgeressen immer wieder gern im DSTRIKT. Und jetzt wissen wir, wir hatten in Wien noch keinen besseren und ein dermaßen gutes Schnapserl danach ist doch ganz brauchbar für uns.
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1 Kommentar

Jetzt bin ich ziemlich hungrig geworden.

15. Aug 2014, 21:55·Gefällt mir
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