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Do, 28. März 2024

HUTH da moritz - Bewertung

dieBrotvernichter
Experte
am 25. April 2014
SpeisenAmbienteService
20h der Hunger ist groß. Wir hatten eben erst ein schlechtes Steak-Erlebnis im Artner - Huth da Max, kennen wir schon und wir brauchen Pause von gegrillten Huftieren. Also gehen wir einmal um's Eck und kehren im Moritz ein.

Gleich beim Reinkommen sind wir vom gekonnten Gästeempfang des jungen Serviceherrn sehr angenehm überrascht. Reserviert ist. Da hat er uns schon auf der Liste gefunden und gibt uns zwei Tische zur Auswahl.

Einer gefällt uns auf Anhieb besonders. Der in der Fensternische soll's werden - der ist zwar für vier. Aber die sind ja dort nicht knausrig und dann sind's wir auch nicht. Unsere Tischposition mit Aussicht: die jungen Herren bedienen flott die Gäste an der großen Bar, und in der Küche wird aufgekocht - das können wir auch aus angenehmer Distanz beobachten. Wir sitzen zwar gleich beim Eingang an der Garderobe, gegenüber des Treppenabgangs in die Untergeschoßebene - aber das fällt uns überhaupt nicht auf - wir sitzen abseits vom Schuss an unserem großen Fenster in dieser gemütlichen Nische - ganz privat und abgeschirmt vom Trubel. Weil dort ist einiges los. Das Restaurant hat auch noch eine Obergeschoß-Galerie und ist ziemlich ausgelastet an dem Abend. Die Räumlichkeiten sind effizient aber dennoch auch am Wohlergehen des Gastes orientiert ausgenutzt. Viele Gäste in angenehmer Platzierung. Perfekt für Gast- und -geber. Alles stilsicher modern gestaltet, die Prosciutto-Schneidemaschine gibt den mediterranen Mittelpunkt im Lokal und den Hinweis auf die Küchenlinie. Ansonsten schlichtes Holz und gute omnipräsente Warmton-Beleuchtung - uns gefällt's gut. Wir fühlen uns ausgesprochen wohl.

Wein- und Speisenkarte bringt uns der junge Mann an den Tisch. Gleich mit dazu, das Gedeck (€ 1,80 p.P.). Angemessener Preis für: Weiß- und Kornkarottenbrot (relativ frisch, gut aber unspektakulär), zum Tunken ein Fläschchen mit hochwertigem würzig geschmacksintensivem Olivenöl (genau unser Geschmack) und auch kleine schwarze und grüne Oliven sind dabei.

Bevor wir uns der Essensentscheidung widmen haben wir uns übereifrig für 2 gute Rote entschieden - wir bekommen Wasser angeboten. Ja, Leitungswasser wär' dazu gut. Wein kommt und auch eine Literkaraffe, von der uns eingeschenkt wird. Der Maximus schmeckt Männern wahrscheinlich schon allein wegen dem Namen gut und Damen mögen den aber mit Sicherheit auch. Der ist toll und hat auch seinen Preis € 5,50 pro Achterl. Die Neugierige möchte sich durchkosten und bestellt für sich den Chianti Classico € 5,00.

Jetzt passen die beiden aber leider nicht zu den nachträglich ausgewählten Vorspeisen. Auch roh verschmähen wir heute die Huftiere. Und wir bestellen: Carciofi fritti mit Chili-Aioli und die Scampi Aglio e Olio. Die frittierten Artischockenböden sehen aus wie Pommes Frittes und werden auch so serviert - im Pseudo-Zeitungspapierstanitzerl. Kennen wir aus dem Nebenlokal. Diese frittierten kleinen Herrlichkeiten hätten zwar bei der Präsentation am Teller mehr Raffinesse verdient - aber bei der Zubereitung haben die davon gut was abbekommen. Sehr gekonnt vormariniert - leichte Säure von der Zitrone war angenehm vorhanden. Macht das frittierte Gemüse geschmacklich schön frisch. Die Panade hätte ein wenig feiner sein können. Ein leichter Teig (so kennen wir's aus Italien) wäre da angenehmer gewesen, als die Brösel-Ei-Variante. Die Brösel sind dort zum Glück von der feinen Sorte und daher: Trotzdem noch sehr gut, schön knusprig und frisch im Geschmack. Die Chili Aioli war die perfekte Ergänzung dazu. Einfach mit Händen zu essen und wenn der Wein dann noch passt - fast perfekt. Aber leider, der Chianti will damit nicht. Auch der Maximus mag die Garnelen nicht. Dabei sind die doch so schön am Tisch von der Pfanne auf den Teller drapiert worden. Saftige, dickige und aromatische Garnelen von mittlerer Größe. Ja, die wurden wirklich ohne Eile in diesem guten Olivenöl, mit frischem Rosmarin, Thymian, Knoblauch und Chili gegart. Auch die knusprigen Artischocken haben sich mit dem Meeresgetier super vertragen. Nur die Weine streiken. Gut, dann müssen wir eben nachbestellen: Welschriesling € 4,40 und Gelber Muskateller € 4,70. Beide ganz ok. Nicht so gut, wie die Roten aber die Harmonie passt wieder zwischen den Protagonisten am Tisch.

Die jungen Herren im Service durchwegs flott und aufmerksam - wenn auch immer zügig am Arbeiten und weiterkommen - wir wurden gut umsorgt.

Die Roten heben wir uns auf für die Hauptgänge: Perlhuhn mit gebackenen Kerbelkartoffeln dazu weißer Spargel (€ 16,90) und Maishendlbrust Supreme mit Honigsenfkruste, Grillgemüse, Estragonsauce und Pommes Frittes (€ 15,90). Portionen recht übersichtlich aber nach Brot, Oliven (fest und flüssig) und den Vorspeisen hätten wir nicht mehr als das, was da am Teller war geschafft. Das haben wir natürlich alles aufgegessen, weil uns hat's geschmeckt: das Maishuhn supersaftig zart, die leicht knusprige Honigsenfkruste hat das Ganze noch getoppt - im wahrsten Sinne des Wortes: herzhaft süßlich. Pommes Frittes hausgemacht und die gehen bei uns immer. Die Estragonsauce erinnert an eine leichte Sauce Bernaise. Kräftig aufgeschäumt - eine lockere Geschmackswolke. Ein wenig angebratenes Gemüse (Zucchini, Karotte, Paprika). Nicht mehr ganz bissfest - hat so aber gepasst.

Dafür war der Biss in den gebackenen Kerbelkartoffeln zu viel. Die tournierten, mittig gefüllten und außen panierten Erdäpfel hätten noch eine Minute länger gebraucht. Aber sie waren essbar und aufgrund der cremigen Kerbelfülle auch wirklich genießbar. Alles Frittierte wird im Moritz angenehm gesalzen. Für uns genau richtig. Der weiße Spargel in einem abgeschmeckten Sud durchgegart. Beim weißen ist das auch absolut in Ordnung so. Ein geschmackvoller Jus vom Perlhuhn darüber getröpfelt. Das Perlhuhn einmal als Brust und als zierliches "Keulchen". Brust und Bein mit knuspriger Haut. Die Brust hell und schön weich. Der Schenkel von dünklerem Fleisch mit ordentlich wildem Geschmack und saftig sowieso. Nur eins fehlt noch: diese Sauce vom Maishuhn passt doch da noch viel besser dazu. Also bitte einmal! Schnell nachgebracht und gut so: Kartoffel, Geflügel, Spargel alles da hinein getunkt - jetzt ist das Gericht komplett.

Gutes Timing. Es waren schöne 77 Minuten zu zweit, wir wurden mit zwei schmackhaften Gängen und Weinen gut bewirtet, währenddessen waren wir in ein gutes Gespräch vertieft. Das macht Freude und bringt gute Laune für die Heimfahrt. Die Karte wechselt ja monatlich - da gibt's noch was zu entdecken. Wir freuen uns auf's nächste Mal.
Hilfreich10Gefällt mir5Kommentieren
3 Kommentare

Danke!

25. Apr 2014, 22:20·Gefällt mir
25. Apr 2014, 22:19·Gefällt mir

"toniert"?

25. Apr 2014, 21:38·Gefällt mir
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