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Fr, 19. April 2024

Galileo - Bewertung

Pressesprecher
am 11. Jänner 2014
SpeisenAmbienteService
Gelistet in: Italien in Bregenz
Den gestrigen Besuch im Bregenzer Westend kann man mit einem Wort zusammenfassen: medioker. Synonyme dafür laut Online-Duden: durchschnittlich, durchwachsen, einigermaßen, erträglich, mäßig, mittelmäßig, soso. Und genau so war es in der „Pizzeria Ristorante Galileo GmbH“. By the way: Der klingende Name des Geschäftsführers (Hasan Kastrati) deutet darauf hin, dass die Heimat der Wirtsleute auf der falschen Seite der Adria liegt, um als authentischer Italiener durchgehen zu können.

Die Zuckerpuppe, der Sohnemann (der ältere, sprich Allesesser) und ich finden uns kurz nach 20 Uhr an der Ecke Rhein-/Felchenstraße (letztere benannt nach dem hier heimischen Coregonus) – im ehemaligen Gasthaus Exerzierplatz – ein. Die Orientierung ist denkbar einfach: vor einem der Tresen, rechts der Raucher- und links der Nichtraucherbereich. Die außen ausgelobte Trennung ist innen nicht hermetisch ausgeführt: die Bogengänge zwischen den Bereichen sind offen.

Wir biegen nach links. Der Nichtraucherbereich ist recht groß und eher locker bestuhlt. Am Boden Naturstein, an den Wänden teils Rauputz, teils eine marmorierte Oberfläche. Die Tische sind mit Tüchern eingedeckt. Das Holz von Stühlen und Bänken wirkt nach spätem Resopal. Die Polsterung ist Orange. An den Wänden hängen vereinzelt nichtssagende, gerahmte Poster. Neben uns sind noch zwei ältere Herren anwesend, die sich bei einem Bier unterhalten.

Wir erhalten die Karte und ordern die Getränke. Die Karte bietet alles, was man sich beim Italiener erwartet: Pizza, Pasta usw. Für meinen Geschmack etwas zu viel, um sich auf die Qualität konzentrieren zu können. Für den ersten Gang wählen wir (für die Herren) zwei Mal die Knoblauchcremesuppe (4,10 Euro) sowie einen gemischten Salat (3,80 Euro).

Was beim Service auffällt: zwei Dinge zugleich gehen sich kapazitätsmäßig offensichtlich aus. Bei drei Getränken muss der Gang zum Tresen zwangsläufig ein zweites Mal angetreten werden. Ansonsten ist der Kellner (der Chef?) zwar nicht unfreundlich, aber sehr wortkarg. Stimmung kommt definitiv keine auf. Zum Essen: die Knoblauchsuppe ist OK, etwas dünn, aber schmackhaft. Der Salat hingegen ist lieblos aus diversen Dosen zusammengestellt und leidlich mariniert.

Das es sich beim Padrone definitiv nicht um einen Italiener handelt, lässt sich auch bei der Bestellung des Hauptganges leicht feststellen: Quattro Stagione (Einzahl) und dann noch das erste „i“ ausgesprochen ... geht gar nicht. Neben den vier Jahreszeiten wird noch eine Hawaii ohne Käse und eine Siciliana bestellt.

Über den Teig der Pizze(n) ist man sich am Tisch uneinig: der einen zu „fluffig“, für die anderen OK. Zweifelsfrei hätte man bei der Zuckerpuppe mehr Punkte sammeln können, hätte man die vier Jahreszeiten quartalsweise belegt und nicht alles einfach vermengt. Der Sohnemann ist mit Pilzen und Paprika zufrieden. Auf der Hawaii ist auffällig viel Ananas. Offensichtlich wollte man gleich die ganze Dose ins Rennen werfen, bevor der Inhalt schlecht wird. Wie schon eingangs erwähnt: alles sehr durchschnittlich.

Beim zwischenzeitlichen Austreten stechen vor allem die Beckensteinen in den Urinalen in die Nase (olfaktorisch, nicht wörtlich). Ansonsten sind die Sanitäranlagen ausreichend sauber. Für Zechpreller könnte sich auch der nicht verschlossene Hinterausgang zum Parkplatz als hilfreich erweisen.

Zum Abschluss gibt es eine Runde Cappuccino. Auf den Tassen steht Lavazza, über den Inhalt ist man sich uneinig. Zumindest ist er durch einen Siebträger gelaufen und meines Erachtens durchaus genießbar. Das Tiramisu ist geschmacklich stark rumlastig und erinnert ansonsten an Coppenrath & Wiese. Die Sahne erweckt nicht zwangsläufig den Eindruck, frisch hergestellt worden zu sein.

Bis uns die Möglichkeit eingeräumt wird, zahlen zu dürfen, vergeht eine halbe Ewigkeit. Der Koch vertieft sich am Tresen in einen Gastro-Katalog und der Patrone leistet den – von unserem Tisch aus nur hör- aber nicht sichtbaren – Gästen im Raucherbereich Gesellschaft. In Summe sind 55 Euro fällig.

Fazit: Alles hier pendelt zwischen „mäßig“ (= 2) und „gut“ (= 3), und es ist Geschmackssache, auf welche der beiden Seiten man sich schlägt. Das Gesamtpaket kann man jetzt nicht per se als „unsauber“ oder „unprofessionell“ abqualifizieren. Es schrammt aber sicher am unteren Rand der Erwartungshaltung dahin. Für die Vorstadt mag's reichen. Dem mobilen Teil des Publikums würde ich raten, die 2 1/2 Kilometer bis ins Zentrum auf sich zu nehmen und die gute Konkurrenz dort zu frequentieren.
Die Rechnung. - Galileo - BregenzPizza Siciliana. - Galileo - BregenzDer abgetrennte Raucherraum ist eher ein Gerücht. - Galileo - Bregenz
Hilfreich15Gefällt mir12Kommentieren
5 Kommentare

Ich war schon bei mehreren "richtigen Italienern" bei denen waren die Pizzas nicht so gut wie beim Galileo

10. Mai 2014, 10:15·Gefällt mir

Im Absatz, der den nicht-italienischen Wirten entlarvt, empfehle ich "Patrone" durch "Padrone" zu ersetzen, damit alles seine Richtigkeit hat.

12. Jän 2014, 02:17·Gefällt mir2

Muss dem allerdings hinzufügen, dass es natürlich beim Koch mehr darauf ankommt, bei wem und wo er gelernt hat als von wo er selbst stammt...

11. Jän 2014, 20:46·Gefällt mir1

@Schlitzaugeseiwachsam: Das geht mir öfter bei "asiatischen" Lokalen so, die chinesische, japanische, thailändische, indonesische Küche anbieten.... Habe mich schon gefragt, ob es in der weiten Welt auch ein "House of European Taste" gibt... Vor meinem geistigen Auge sehe ich da Pizza neben Currywurst und Bouillabaisse , Wiener Schnitzel, salade niçois neben baked beans und bolos de nata... So muss sich wohl einem Asiaten in unseren Asiarestaurants fühlen...

11. Jän 2014, 20:44·Gefällt mir1

Das mit den falschen Italienern gibt auch analog mit den sogenannten japanischen Restaurant die hierzulande zu 98% von Nichtjapanern geführt werden. Dies führte unter anderem zu einer totalen Sushiinflation. Ergo was manche dieser Lokale als Pizza oder Sushi anbieten ist ein Graus!

11. Jän 2014, 20:13·Gefällt mir1
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