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Fr, 29. März 2024

Kowloon - Bewertung

schlitzaugeseiwachsam
Experte
am 3. Oktober 2013|Update 30. Dez 2013
SpeisenAmbienteService
Ich werde alt. Das merke ich unter anderem daran, daß ich in letzter Zeit ein dauerndes Verlangen habe nach Speisen, die ich als Kind/Schüler/Student bevorzugt gegessen habe und damit meine ich nicht nur die Küche meines Elternlandes sondern auch deftige Speisen Deutschlands/Österreichs wie beispielsweise Krautrouladen und Schweinebraten, so wie auch stereotypische retrochinesische Küche aus den siebziger und achtziger Jahren, aus einer Zeit, in der meine Eltern noch Kimchi aus Weisskraut machen mussten (Aus Mangel an Chinakohl) und Chop Suey zu den exotischen Gerichten gehörte, die Nudeln noch glücklich waren (weil immer frisch zubereitet und auf dem Teller serviert) und Gerichte wie Sushi (Roher Fisch? Wer isst denn sowas?) Abscheu in weiten Teilen Europas erregte(Frau Akakiko lebte damals noch in ihrem Land).

Zu so einem Chinalokal gehörte natürlich auch die extrem kitschige Einrichtung mit Pagoden, Tempellöwen, Buddhafiguren usw. Einige Leute finden diese Einrichtung scheußlich, mittlerweile betrachte ich sie als zeitgenössisches Kulturgut.

Lange Rede, gar kein Sinn...heute Mittag besuchte ich das Kowloon. Ich gebe es zu...die untere Bewertung hat mich dazu animiert aufgrund der pikant-säuerliche Suppe die angeblich Österreichsieger ist (Sagt wer?).

Das Ambiente wie schon erwähnt in einem neoklassizistischen Chinalokalinterieur, welches mir ein bisschen unvollkommen vorkam. Nicht so tragisch...das wichtigste ist hier eh das Essen. Der Service war angenehm. Es gab nichts zu beanstanden.

Ich bestellte das Mittagsmenü welches aus der klassischen scharf-sauren Suppe und Schweinefleisch gebacken mit süßsaurer Sosse bestand. Dazu orderte ich auch noch die Frühlingsrolle extra.

Die Suppe schmeckte typisch und kräftig, genauso wie ich sie immer in Erinnerung hatte. Scharf und sauer mit zartem Entenfleisch und Bambus. An der Qualität dieser Suppe sollt ihr sie erkennen! Nicht unbedingt als Österreichsieger zu betrachten, aber deutlich besser als das, was man bei vielen "Geldwäschereien" bekommt.

Die Frühlingsrolle kam etwas dunkel, aber sicher war sie hausgemacht. Die Aussenhaut knusprig, nach innen hin weich (umgedrehtes Al dente sozusagen), die Füllung knackig mit Fleisch und Kraut. Zum Eingraben, wenn ich Kollege adn1966 zitieren darf.

Das Schweinefleisch süß-sauer kam in einer großen Portion (extra Reis und extra Gericht) auf einem Warmhalter, was heutzutage auch nicht mehr so üblich ist. Man bedenke, daß ich ein MM (Mittagsmenü für 5,50 Euro) bestellt hatte. Das Schweinefleisch zart in einer knusprigen Panier in einer fruchtigen, dezent süsssauren Sosse mit viel Ananasstückchen und Paprika. Ich schwelgte in kulinarischen Erinnerungen... sicher nichts besonderes. Vielleicht waren es mehr die ideellen Assoziationen und Erinnerungen als der objektive kulinarische Genuss die ausschlaggebend waren. Es war einfach le...köstlich!
Der Reis als Sättigungsbeilage hätte jeden Gabeltest bei Onkel Tom bestanden. So mag ich es auch, aber andere Kontinentalgenossen hätten sich sicher beschwert über so einen Zustand.

Fazit: Für ein klassisches, retrochinesisches Mittagessen durchaus empfehlenswert. Gekostet hat mich diese Zeitreise in die kulinarische Vergangenheit insgesamt 9,50 Euro inkl. Trinkgeld und Sodawasser, 2 VS und 1 HS. Es gibt auch einen extra Raucherbereich.
Schweinefleisch nach Szechuan Art - Kowloon - WienMittagsmenü M1 für 5,50 Euro (bestehend Suppe /Frühlingsrolle & HS). ... - Kowloon - WienDie klassische scharf-saure Suppe. Meiner Meinung nach eine der Besten in Wien. - Kowloon - Wien
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7 Kommentare

Leider werden diese alten Austrochinesen immer weniger. An deren Stelle kommen immer mehr diese Machen-alles-können-nix-richtig-friss-soviel-du-willst - verböde-deine-Kinder-kulinarisch- mit-Gummibärchen-Geldwäscherei-Lokale ohne jegliche Existenzberechtigung mit unterbezahlten Personal, welche wahrscheinlich mit ihren unterbezahlten Jobs nicht nur ihre Familien in der Heimat versorgen, sondern auch noch die Schlepperkosten abbezahlen müssen und natürlich kein Lächeln im Gesicht haben und nach drei Monaten spätestens wieder verschwinden. Da wär ich auch grantig. Da haben diese alten Austrochinesen mit Familienbetrieb noch wahre Klasse dagegen!

10. Sep 2014, 20:22·Gefällt mir1

In Gehweite kenne ich 3 hervorragende Chinalokale, 2 Japaner und 1 Thai... Aber das weißt du selbst genauso, und wenn einem nach Austrochinesen ist, warum nicht. Ich freue mich auch, wenn ich wo noch selbst gefüllte und gewickelte Berner Würstel finde, das ist meine Reminiszenz an meine Jugend

10. Sep 2014, 19:33·Gefällt mir

Link Webseite des Lokals

13. Okt 2013, 23:12·Gefällt mir

Prinzipiell sollte man chinesische Gerichte frisch zubereitet essen (Hab ich recht, langnan?). Buffets sind hier, glaube ich, eher contraproduktiv für die Qualität.

4. Okt 2013, 13:01·Gefällt mir1

Natürlich. Die "klassischen" Chinalokale haben ja auch noch ihre Prinzipien. Man kann auch mit "billigen" Zutaten sehr gut kochen. Aber leider werden es immer weniger! Die alten guten Köche gehen in die Pension und es sei immer schwieriger neue gute zu finden wie man mir erzählte.

4. Okt 2013, 12:58·Gefällt mir

...ist doch ein Beweis dafuer, dass preiswert/guenstig nicht gleich schlechte Qualitaet heiszen muss, vor allem in asiatischen Lokalen.

4. Okt 2013, 12:44·Gefällt mir

SSW, dieser Bericht ist ebenfalls, wie immer, le....senswert, hilfreich und "gefällt mir", sowieso. ;-)

3. Okt 2013, 22:34·Gefällt mir2
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