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Do, 28. März 2024

Gasthaus Gutmann - Bewertung

dieBrotvernichter
Experte
am 17. August 2013
SpeisenAmbienteService
Die Wiener beim Gutmann in Zöbing. Wie war das wohl für die Sarah, im schattigen Gastgarten die Entenbrust und Marillenknödel von der Frau Ilse zu verkosten?

Die vier Wiener wissen das jetzt. Eine war nämlich besonders neugierig, seit die "Kulinarischen Abenteuer" Station in Zöbing gemacht haben und im Fernsehen zu sehen waren. Wir folgen also den längst verwitterten Spuren und haben unser eigenes Abenteuerprogramm: Jagd von Nandu-Eiern auf der Straussenfarm, Käsebeschaffung bei den Wasserbüffeln und Stärkung beim Gutmann.

Durch die vorherige Missionsplanung der geübt bedachten Lieblingsnachbarn, war der Tisch für uns natürlich reserviert. Kleiner Ausführungspatzer im Zeitplan der kulinarischen Fernsehschauerin und daher auch Verzögerung der geplanten Ankunftszeit (17 Minuten) bei Tisch.

Wir warnen per Mobilfunk beim Gutmann vor und werden trotzdem recht nett empfangen. Tisch ist gedeckt, die großzügigen eisernen Sessel gut gepolstert und die großen alten Nussbäume tun, was sie am besten können: Schatten spenden. Der Hunger ist groß geworden.

Der nette Herr vom Service bringt uns gleich die Karte und fragt nach den Getränken. Wir müssen einsatzfähig bleiben, also mittags jetzt lieber kein Wein – wir haben noch viel vor. Hollersoda, naturtrüber Apfelsaft und ebenso naturtrübe Traubensäfte (weiß) mit Leitungswasser. Die großen Gläser kommen schnell und die Wespen ebenso. Aber die Familie Gutmann hat vorgesorgt und ist bemüht das Wespenaufkommen zu minimieren. In der Zwischenzeit noch die Speisenkarte durchgelesen und jetzt wissen wir auch, woher die guten Zutaten kommen – alle von regionalen Produzenten. So macht Essengehen Spaß! Sogar die Dame, die um faltenfreie Servietten und Tischtücher bemüht ist, kommt aus der Region - Info aus der Speisenkarte. Auch steht da, dass alles hausgekocht ist (Nudeln, Brot, Marmelade, Sirup etc.) und kein Gedeck verrechnet wird, aber konsumiertes Gebäck. Alles klar.

Vorspeisen standen nicht wirklich auf dem Plan aber der lauwarme Tafelspitz mit Kren und Kernöl will vom tafelnden Feinspitz bestellt werden und die gratinierte Zucchiniblüte mit Schafskäsefülle ist ja in Wien auch eher selten anzutreffen. Gutes Argument – also wird bestellt. Unsere unterhaltsamen aber hungrigen Abenteuerkollegen müssen noch warten bis zur Hauptspeise. Aber die Vorspeise war so schnell da und wir sind zügige Genießer – da kann’s nicht lang dauern. Auf den Vorspeisentellern befinden sich jeweils zwei kleine Scheibchen (in Dukatengröße) Weißbrot. Wenn’s nicht selbst gebacken wär‘ – nicht der Rede wert aber so: feiner Germteig, in Ordnung. Die Zucchiniblüte mit wenig Kräutern gratiniert, schwimmt dafür im umso reichlicheren aromatischen Fett des zerschmolzenen Frischkäses – trotzdem gut. Ein Löffel wär‘ hilfreich gewesen, aber das Servicepersonal war für weitere Anliegen zu beschäftigt. Deswegen ja das kleine Brot zum Dunken. Auch beim Tafelspitz gerade ausreichend für das Kernöl und den Kren zum schön mürben Tafelspitz. Brotbeilage ist sehr knapp bemessen. Aber extra ein Gebäckkörberl anzufordern wär‘ schlecht für die Dessertplanung.

Zügig können jetzt auch die Hauptspeisen kommen. Wir warten auf die Entenbrust mit gebratenen Erdäpfelkäselaibchen und Chilli-Zwetschgen, zwei gebratene Saiblinge mit Paradeiser-Kräuter-Nudeln und die mit Tomaten-Schinken-Käse-Basilikum gratinierte Hendlbrust und Kräuternudeln. Nach einer Stunde kommt ein Krug Leitungswasser an den Tisch. Herzlichen Dank, sehr aufmerksam aber wir müssen nett anmerken, dass wir schon bei der Ankunft sehr hungrig waren und noch immer sind. Erklärt wird, dass wir ja zu spät gekommen wären und dann eine Hendlbrust bestellt wurde, die zuerst gebraten und dann im Ofen gebacken werden muss. Und da ist auch noch ein größerer Tisch, der zu versorgen ist. Ok, alles klar – die ganze Schuld liegt bei der trödelnden Hendlbrust-Esserin. Doppelt schwarzer Peter. Bis zur Hauptspeise können wir dann noch eine gute weitere halbe Stunde, den schönen Ausblick auf die Kamp genießen. Zeit zur kurzen Lokalinspektion: alles schön sauber, simpel gemütlich gestaltet und durch die offene Küchentür sieht man: die Dame des Hauses steht selbst am Herd unter der geschäftigen Küchenmannschaft. Unsere animalischen Abenteuer müssen noch warten.

Aber kulinarisch geht’s dann endlich los: Saibling schön auf der Hautseite gebraten, saftig sowie auch die Nudeln in der fruchtigen Paradeisersauce. Nudeln allesamt bissfest, schön gleichmäßige Form (spaghettiähnlich) – perfekt. Tortzdem - so wurde gemeint: zu Hause schmeckt's fast besser. Ein bisschen stolz waren dann die Köchinnen vom heimischen Herd schon. Ebenso saftig die Hendlbrust, die schwimmt leider wieder in Fett, diesmal wahrscheinlich in jenem der ungewürzten Bechamelsauce, mit welcher sie überbacken wurde. Käse war nicht zu finden. Tomatenscheiben und Basilikumblätter zwischendrinnen haben’s auch nicht besser gemacht. Schade, insgesamt war diese Bestellung ein Fehlgriff. Total fad. Wieder kein Löffel für die Nudeln, kein Salz am Tisch und auch kein Pfeffer. Jetzt müssen unsere Wünsche aber gehört werden. Ohne Würze kann man das nicht weiter essen und die Zeit drängt unerwartet aber schön langsam doch sehr. Daher auch gleich die Nachspeisenbestellung aufgegeben. Dafür aber jetzt zum Glücksgriff am Tisch: die Entenbrust. Rosa gebraten, saftig, dezenter Geschmack, die Zwetschgen aber schön fruchtig kräftig mit der Schärfe hinterher und eine gut abgestimmte Beilage. Super!

Nachspeisen waren treffsicher ausgewählt und da kann man bei der dessertversierten Chefin Ilse nichts falsch machen. In gutem Zeitabstand wurden serviert: Zwei Prachtmarillenknödel in Mandelbutterbrösel (dezent zimtig), ein luftiger Topfenzitronenauflauf mit Vanilleeis und Himbeeren und der flaumige Honig-Mohn-Schmarrn mit Zwetschgenröster und Vanilleeis. Alle Desserts meisterschaftlich gut zubereitet. Öfter fiel das Wort: sensationell.

Verabschiedet wurden wir vom Herrn des Hauses sehr herzlich. Seine Herzdame kam in den Garten und stellte einfach fest: „Bei euch hat’s lang dauert!“ Absolut. „Halb so schlimm.“ Schlimm war, dass für die 2 Scheibchen simples trockenes Weißbrot 2x € 1,50 verrechnet wurden.

Auf Wiedersehen, war von der Frau Ilse kein's zu hören aber für diese Entenbrust muss noch einmal eine Gelegenheit gefunden werden, wieder hierher zu kommen und auch der Nachspeisen wegen. Aber den Kaffee hinterher, muss man sich nicht antun.
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