Der erste Abend unseres Salzburg Aufenthaltes fiel auf einen Sonntag, überraschender weise war es auch in der Festspielzeit nicht so einfach, am Abend ein offenes Restaurant zu finden. Zum Glück konnten wir uns auf zwei "locals" verlassen, die für uns Vier das Gasthaus "Zum guten Hirten" ausgesucht hatten.
Natürlich wurde das Lokal von mir auf rete gesucht und auch gefunden - die Adresse Bahnhofstrasse 1 und die eher durchwachsene Review von geschätztem Forenkollegen Kuechenmeister ließen mich ein wenig zweifeln. Trotzdem wagten wir das Experiment - man will ja nicht unhöflich erscheinen.
Mit dem Taxi gings kurz vor sieben Uhr quer durch die Stadt, vorbei am Bahnhof mit all seinen sagen wir mal "bunten" Gesellen - ich sah meine Befürchtungen in Richtung Bahnhofsresti schon eintreffen. Am Lokal angekommen ließ uns der umsichtige Taxler an der wesentlich ruhigeren Rückseite vom Restaurant und damit direkt vor dem Gastgarten raus. Auf den ersten Blick zerstreute sich unsere Skepsis ein wenig; ein recht großer aber gemütlicher Gastgarten, der schon sehr gut besucht war, erschloss sich uns.
Wir gesellten uns zu unserer Begleitung für diesen Abend, die schon an einem der rustikalen Tische mit Tonkrug als Besteckhalter auf uns warteten.
Es herrschte perfektes Gastgartenwetter, ab und zu meinte man sogar, einen leichten Luftzug zu erahnen. Der erste Zitronenradler war schnell bestellt, wie üblich wurde die Karte beim Aufnehmen der Getränkewünsche gereicht.
Die Gerichte trugen das ihrige dazu bei, die anfängliche Skepsis weiter schwinden zu lassen, bot sie wirklich eine gute Auswahl an großteils bodenständigen Gerichten.
Wir entschieden uns für die Rinderfiletspitzen mit Eierschwammerlsauce und Spätzle sowie die Fischplatte nach Art des Hauses. Entweder waren beide Gerichte von der Tageskarte, oder die Karte von der Homepage sollte dringend überholt werden, dort finden sich beide Gerichte nämlich nicht wieder.
Der Gastgarten füllte sich zusehends mit einer interessanten Mischung aus asiatischen Touristen, einheimischen Stammgästen und sonstiger Laufkundschaft. Das mehrheitlich trachtig gewandete Servicepersonal agierte großteils gekonnt und ließ sich durch wenig aus der Ruhe bringen.
Wir hatten mit dem für uns zuständigen jüngeren Mitarbeiter allerdings ein wenig Pech. Da wurde schon mal ein Mineral mit einem Radler oder ein kleines Getränk mit einem großen verwechselt. Vielleicht lags ja an der Hitze (auch das Boniersystem ausgerechnet unseres Kellners schien laufend seinen Geist aufzugeben), oder lags am fehlenden trachtigen Outfit...vielleicht musste er sich das ja auch erst mal verdienen.
Auf riesigen Tabletts wurden unermüdlich Speisen aus der Küche in den Gastgarten geschleppt. Während unseres Besuches war im Gastgarten eine Grillstation eingerichtet, in der quasi vor dem Gast einzelne Gerichte zubereitet worden waren. Ebenfalls aussen stand eine Vitrine mit Salaten, an der man sich selbst bedienen konnte. Nach kurzer Wartezeit war es dann auch für uns soweit: das Riesentablett mit unseren Speisen drauf schwebte durch den Gastgarten, um letztendlich auf unserem Tisch zu landen.
Die Portionen waren generell recht groß, meine Rinderfiletspitzen machten optisch einen guten Eindruck, der sich auch nach der ersten Verkostung nicht änderte - ganz im Gegenteil. Das Fleisch war sehr hochwertig und zart, der Brokkoli hatte noch Biß und war vorallem in gesalzenem Wasser gekocht worden und auch die Spätzle waren sehr gut. Die Eierschwammerl in der Sauce waren noch nicht zu Tode gekocht, die Sauce selbst sehr gut gewürzt.
Die Fischplatte bot optisch ebenfalls ein interessantes Bild, geschmacklich war sie eher durchwachsen. Es fanden sich jeweils ein Stück panierter und gebratener Fisch (beides eher durchschnittlich im Geschmack), einige Garnelen (geschmacklich ok) sowie gegrillter Tintenfisch (kein Gummiringerl) am Teller. Leider war die Beilage der vorwiegend ungewürzte Versuch der Küche, ein Risotto unter Verwendung von Langkornreis herzustellen. Der matschige Berg blieb am Teller zurück, veranlasste den jungen Mann vom Service beim Abservieren allerdings auch nicht, diesbezüglich genauer nachzufragen.
Nach noch einer Runde Radler wurde die Rechnung geordert - die beiden Gerichte, vier Radler und ein Cola summierten sich zu rund 50 Euro.
Zum Fazit: der gute Hirte kann in jedem Fall mit seinem Gastgarten punkten. Die Serviceleistung zeigte sich recht unterschiedlich von professionell bis "in Grundzügen vorhanden", je nachdem in wessen Bereich im Garten man sitzt. Die Speisen werden generell in stattlichen Portionsgrößen serviert und variierten stark in ihrer Qualität. Meine ursprünglichen Befürchtungen sind zwar nicht vollständig eingetreten, ganz makellos blieb der Besuch aber dennoch nicht - einen weiteren würde ich riskieren.
Hilfreich14Gefällt mir9Kommentieren
Beim nächsten Mal dann wirds der Auerhahn werden, danke für den Tip
Bluesky73: schau mal beim Auerhahn vorbei, paar Hausnummern weiter... :)