In der Umgebung
Do, 25. April 2024

Brandstätter - Bewertung

amarone1977
Experte
am 12. Juni 2013
SpeisenAmbienteService
A1 Westautobahn, eine Ausfahrt weiter. Salzburg Mitte.

„Der Brandstätter“ ist so einfach wie kaum ein anderes Lokal von der Autobahn aus erreichbar. Einfach mal runter, Richtung Freilassing, nach vielleicht 200 Metern links.
Einparken, „Griaß Gott“, Platznehmen, Essen, trinken. Vielleicht danach auch noch gleich in den Whirlpool und im 4-Sterne-Bett einmümmeln (ab ca. 100 Euro für eine Person und Nacht).

Ein Platz ist schnell gefunden, auch wenn die Stüberln heute allesamt ausgebucht sind. Eine große Gesellschaft, festlich bis elegant-leger gekleidet, spaziert in Richtung Séparée.

Wie schon zuletzt in Bergheim wissen die alteingesessenen „Groß“-Betriebe hier in Salzburg und Umgebung sehr gut, was zumeist ausländische Festspielgäste und Kurzurlauber wollen. Architektur mit verschiedenen „Themen“-Räumen, viel Platz auch in den Vorräumen, ein Stadtplan von Salzburg, ein Tisch mit Broschüren, eine nette Zweierbank mit „Trenn-Reling“ und Aschenbecher. Ja, so was gibt’s auch.

Im Vergleich zu Bergheim geht’s hier aber weit gemächlicher zu, das Service-Team wirkt nicht gestresst, es herrscht aber eine ganz andere Stimmung hier im Haus. Begrüßt werde ich nur von jenen, die auch wirklich mit meinem Tisch zu tun haben (oder haben wollen).
Kleidernorm: irgendwo wieder zwischen Sound of music und Heidi, obwohl: so richtig nehme ich das nur mehr den wirklichen Dorfgasthäusern ab.

Das Trumer Pils (Zitat Biertest im Internet: „ein Trum von einem Pils“) wird rasch und mit ordentlich „Foam drauf“ in Tulpenform gebracht.

Die Karte bringt nicht die ganz großen Überraschungen, hier wird traditionell gekocht, ohne wirklich große Experimente, einzig die Tageskarte experimentiert schon mal mit Fenchel, Flusskrebs, oder Haussulz.
Sonst gibt’s Lammrücken, Wienerschnitzel, Kalbsrahmgulasch, Beuschel, Zander. Die Preise sind für die Kategorie sicher gehoben, aber man darf auf gepflegte Umsetzung von Altbekanntem hoffen.

So sei es:
Aufstrich. Einmal Schnittlauchgervais (schön cremig-krümelig) und einmal – erraten – Liptauer, der 568ste. Vielen Dank.
Brot: Baguette weiß und hell mit Kerndl. Ok, aber sicher keine stehenden Ovationen dafür.
2,20 dafür, 3,20 würde ich gerne zahlen, wenn’s ein wenig origineller wäre.
Schade drum, wenn nämlich nach einer Messerspitze hier und einer Messerspitze dort der Rest stehen bleibt.

Frittatensuppe. Eine ordentlich kräftige Rindsuppe, scheint einen Zwiebeltouch zu haben, hat ordentlich Farbe bekommen, das Aroma geht ein wenig über die reine Fleischsuppe hinaus.
Die Frittaten sind mir persönlich zu dünn geschnitten, man will wohl mit dem Schnittlauch konkurrieren.
Konsistenz fest, das Salzburger Eigenheit mit ein wenig mehr Ei und zarter, gummig-buttriger Machart geht hier ein wenig ab. 4,90 für die kleine Suppentasse.

Ein gefülltes Stubenküken mit Mangold. Laut Service mit einer Knödel-Pilzfülle.
Nicht so ganz: die Pilze (Champignons) sind ein Teil des intensiven Sößchens, die Knödelmasse, schön batzig, guckt allein aus dem Junghendl raus.
Der Name geht übrigens auf die Haltung „in der Stubn“ zurück, normiertes Kampfgewicht nicht viel mehr als ein halbes Kilo.

Das macht den Jungflieger ordentlich zart und saftig, die Haut tut gut, nicht entfernt worden zu sein. - Wie kann man auch darauf freiwillig verzichten?
Mangold: eine Mischung aus rutschig-weich bis bissfest-zäh, Mangold eben, auch wenn mir der kroatische immer noch um ein Eck besser in Erinnerung ist. 29 Euro.

Darf’s ein Dessert sein? Der Topfenknödel mit Marillenröster steht nicht auf der Karte.
Den will ich – und der sollte der unerwartete Hauptdarsteller werden.
„Wird a Wengei dauern!“ – Gut so, ich erwarte mir Hausgemachtes, es möge also dauern, ich habe – wie fast immer – beim Essen die nötige Ruhe und Zeit.

Präsentation in relativ sparsamem Gmundner-Häferl, ein Knödel, gebettet auf dem Marillenröster. Die Marillen sind nur grob halbiert bis geviertelt, und das hat seinen guten Grund. Marmeladenköche schwören darauf, Marillen nur ja nicht zu „z’merschern“, weil sonst das ganze Gewebe aufschlossen wird und die Säure zu prägnant wird. Ein echtes Problem bei Marillen, das man dann nur mehr mit (zu viel) Zucker niederknüppeln kann.

Nicht so hier: wunderbar mit Zimt und/oder Nelken abgeschmeckt, nicht zu süß, aber eben auch ohne die soft unangenehm stechende Säure. Den Röster könnte man getrost auch allein löffeln. Mmm.

Der Knödel schön zart, auf den Staubzucker hätte man gut und gern vergessen können, im Kern vielleicht einen Tic zu weich geraten, vielleicht ist das aber auch hier auch so gewollt. 6,80.

Dazu darf's dann auch ein Achtel sein. Zweigelt aus dem Kamptal, Winzer ist mir entfallen. Kein schlechter Wein, gut temperiert.

„Und, hamm’S den Gnedl bereut?“ – Sicher nicht! - Endlich taut die Dame in zünftiger Tracht "a bissei" auf.

Finale: der sehr milde Decaf von Nespresso. What else? Nix. Auf den Zusatz „corretto“ wird heute verzichtet.

Also: über 52 Euro sind nicht so ganz wenig, da werkelt dann doch die vergleichende Erinnerung in mir. Gut war’s, aber wirklich über der Erwartung blieb nur der wirklich einfach wie geniale Topfenknödel, der wahrlich kein Allerweltsknödel war.
Vielleicht komm ich mal für was Klassisches aus der Pfanne wieder hier her, allerdings wäre ich dann doch gern in einem der gemütlicheren Stüberln. Und wehe, es kommt Liptauer Nr. 569…
Brandstätter - SalzburgFrittatensuppe - Brandstätter - SalzburgStubenküken - Brandstätter - Salzburg
Hilfreich14Gefällt mir8Kommentieren
2 Kommentare

adn: lass es, ich hab's dir schon mehrmals gesagt, er/sie findet's halt nicht hilfreich. Punkt und aus.

13. Jun 2013, 09:26·Gefällt mir

... und ich hätt' so gerne, dass sich der "nicht-hilfreich-klicker" outet und sinnerfassend begründet, was hier nicht hilfreich war.

12. Jun 2013, 22:37·Gefällt mir1
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