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Sa, 20. April 2024

Stockerwirt - Bewertung

dieBrotvernichter
Experte
am 1. Juni 2013|Update 23. Okt 2014
SpeisenAmbienteService
Wenn uns das Phänomen, des wirklich guten Essens außerhalb unseres Eigenheims zu einem absolut angemessenen Preis widerfährt, dann muss es schon so gut sein, dass wir es kaum glauben können. Und damit wir unserem Geschmacksinn und Wohlgefühl trauen, muss es über längere Zeit auf die Probe gestellt werden. Das soll heißen: dieses Phänomen muss unabhängig von Jahreszeit und Gast reproduzierbar sein. Also wir fahren wieder…
…abermals mit dem Auto oben ohne auf den schönen Wegen in den Wienerwald und diesmal in Begleitung unserer Lieblingsnachbarn. Ganz nach dem Motto: doppelt kritisch hält besser. Zu viert am sonnigen Sonntag - dann aber doch lieber mit Tischreservierung. Einen schönen halbschattigen Platz im bekannt idyllischen Garten (mit alten Bäumen, großem Teich und ein paar entzückenden Enten) bitte.
Dort angekommen werden wir wieder freundlich empfangen und uns gleich zwei reservierte Tische zur Auswahl gestellt – leider beide nicht mit der besten Platzierung (Vollschatten). Wir wählen das geringere „Übel“ unter einem der alten Bäume. Naturgemäß fallen nun die verblühten Knospen auf den Kopf, in die Getränke und auf volle Teller. Das fällt dann wohl unter höhere Gewalt und kann nicht kritisiert werden.

Wohlwissend ob der Portionsgrößen, dem klassischen Küchenstil und unserem 3-Gang-Verlangen kommen wir mit Sonntagshunger. Wir bestellen pure Säfte aus Früchten des Wiener Walds - mit Leitungswasser (geht auf’s Haus). Dann prompt die Vorspeisen bitte: gegrillter Ziegenkäse im Speckmantel an Bärlauchpürree und Vogerlsalat, kurz gebratenes Tunafilet in Sesamkruste und Asiasalat, Beef Tartar und Spargelcremesuppe. Brotkorb kommt dazu. Wein auf gute Empfehlung des Servicepersonals passt und schmeckt perfekt. Nach den aufgegessenen und -getunkten Vorspeisen sind wir eigentlich schon satt. Aber es ist Sonntag-Mittag und das Spanferkel kommt mit Semmelknödel und Kraut frisch aus dem Ofen, die Rindsrouladen schmoren seit dem frühen Vormittag im Rohr (dazu gibt’s Bandnudeln) und die gefüllte (Bärlauch, Semmel) Maishändlbrust mit Solospargel, Petersilerdäpfel und hausgemachter Sauce Hollandaise wartet im Rohr. Dann bitte alles an unseren Tisch und das mit Mais gefütterte Huhn gleich zwei Mal.
Die Teller waren so leer, dass kein Spüldienst mehr notwendig gewesen wäre. Egal wie sauber verputzt, werden die Teller – um jeglichen Keim auszuschließen – in der Küche gemäß HACCP gesäubert, das hat man uns versichert. Das Maishendl und das Ferkel ganz wie wir uns das vorgestellt haben: saftig und beide mit knusprigem Bezug. Die Rindsrouladen mürbe weich geschmort im Wurzelsaft und die Bandnudeln leicht in Butter angeschwenkt.

Weil uns die ersten beiden Gänge wieder so gut geschmeckt haben, setzen wir uns über unser alarmschlagendes Sättigungsgefühl hinweg und bestellen uns Nachspeisen. Der Schokokuchen mit flüssigem Kern und auch die Nougatknödel sind uns schon bekannt und in sehr positiver Erinnerung geblieben. Jetzt aber lieber den Grießflammerie mit Erdbeeren und Rhabarberkompott und einmal die selbstgemachte Malakofftorte. Ja und gern darf’s diesmal auch eine Runde Kaffee dazu sein. Das prächtige Stück der cremig saftigen Malakofftorte war mit gerösteten Mandelblättchen bestreut und eindeutig die bessere Dessertentscheidung. Der Grießflammerie hinkt den anderen verkosteten Süßigkeiten hinterher, bleibt aber trotzdem tadellos. Der Kaffee ist für diejenige von uns, die ein zartbesaiteteres Geschmackskostüm besitzt eher ungenießbar aber für denjenigen der’s gerne recht herb mag, genau der richtige.

Die Personen, die uns so unaufdringlich umsorgten und uns jeden Wunsch erfüllten, waren derart engagiert und dezent zugleich, dass wir uns ganz ungestört bis zum letzten Bissen unserer abschließenden Kaffeejause unterhalten konnten. Ein rundum gelungener Sonntag-Nachmittag zum Wohlfühlen – vor allem für die Gaumen- und Bauchregion… Das Stockerwirt-Phänomen lässt sich also jederzeit wiederholen und mit so netter Begleitung, wie wir sie dabei hatten – wird’s dann fast schon kitschig. Die Rechnung wurde mit gutem Gefühl bezahlt und am Abend blieb der Herd bei uns zu Hause kalt.
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1 Kommentar

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1. Jun 2013, 18:34·Gefällt mir3
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