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Do, 28. März 2024
salomon
am 29. Mai 2013
SpeisenAmbienteService
Strahlender Sonnenschein zur Bärlauch und Spargelsaison. Also auf in den Prater, zu einem ausgedehnten Spaziergang die Hauptallee entlang. Zuerst die Natur und dann ein gutes Essen geniessen. Was braucht man mehr für einen perfekten Tag!
Der erste Teil des Planes ging voll auf. Ein entspannender Spaziergang bei herrlichem Wetter. Nun fehlte uns nurmehr ein gutes Essen zum perfekten Glück. Am Ende der Hauptallee hatten wir die Wahl zwischen dem `Alten Jägerhaus´und dem `Lusthaus´. Unsere Wahl fiel auf Ersteres. Es war früher Nachmittag und auch ohne Reservierung leicht ein Tisch für 6 Personen zu bekommen.
Unsere Hauptspeisen: `Rosa gebratene Beiriedschnitte mit Marchfelder Solospargel, dazu Chili-Hollandaise und gebackene Bärlauch-Erdäpfelkrapferl´,`Gebratene Bauernente im Honig-Orangensaftl mit Apfel-Rotkraut und Erdäpfelknödel´ und `Rosa gebratenes Hirschkalbsrückensteak an Jungzwiebelkonfit mit Holunderblüten-Kaiserschmarrn´. - Klingt doch allesamt sehr verlockend!
Die `rosa gebratene Beiriedschnitte´ war so etwas von über-`well done´ und somit leider alles andere als rosa. Eine solche lieblose Zubereitung hat sich das bestimmt ursprünglich wohlschmeckende Salzburger Alpenrind nun wirklich nicht verdient! Der Marchfelder Solospargel bestand aus zwei sehr weichgekochten Stangen, die in einer Lacke aus `Chili-Holandaise´- Fertigsauce mit Cayennepfeffer aufgepeppt? - badeten und von ein paar kleinen, viel zu dunkel frittierten Eräpfelkrapferl begleitet wurden. Die Erwartungen, die nicht nur durch den Titel des Gerichts, sondern auch durch den Preis von € 21,80 geweckt werden, werden keinesfalls erfüllt. Zur totgebratenen `Bauernente´: Dem wenigen, trockenen Fleisch hätte eine ausgewogene Sauce gut getan. Das sehr, sehr süsse Honig-Orangensaftl wurde der Aufgabe nicht gerecht. Auch das Apfel-Rotkraut war viel zu süss geraten und glich mehr einem Dessert als einer Beilage zu einem Hauptgang. Die Erdäpfelknödel…? Gummiknödel, die durch das Aufwärmen in der Mikrowelle nicht gerade flaumiger wurden. - € 15,90
Die grösste Ernüchterung erlebten wir allerdings beim Hirschkalbsrückensteak! Dieses Hirschkalb ist definitiv umsonst gestorben! Zwei komplett durchgebratene Stück graues Fleisch, von rosa keine Spur! Die Jungzwiebelkonift sehr süss, eher Marmelade und dennoch vielleicht das einzig brauchbare am Teller, vorausgesetzt es hätte irgendeinen Gegenpol gegeben. Vielleicht eine fein-herbe Rotweinjus oder ähnliches? Das hätte auch dem `Holunderblüten-Kaiserschmarrn´ gutgetan, der sich auf dem Teller als simple zu dunkelstem braun frittierte Schöberl präsentiert hat. Alles in allem eine viel zu trockene, zu fettig kund süss geratene Angelegenheit, die auf dem Teller absolut nicht stimmig war und die wir aufgrund ihrer fehlerhaften Zubereitung eigentlich hätten zurückschicken sollen. Die € 22,80 fanden sich auf dem Teller keinesfalls wieder!
Der verlockend klingende `Warme Sacherauflauf´entpuppte sich als ein Stück rund ausgestochener, trockener Schokoladekuchen, der in der Mikrowelle etwas erwärmt und mit Schlagobers und Supermarkt?-Vanilleeis garniert wurde. - € 6,50
Sie haben bestimmt bereits bemerkt, dass die Fritteuse im `Alten Jägerhaus´ eine wichtige Rolle spielt.Umso erstaunlicher ist es, dass man sie trotzdem so überhauptnicht in Griff hat! Für Kinder gibt es trotz zweimaligem Nachfragen, lediglich ein fettiges, sehr dunkel geratenes Kinderschnitzel mit ebenso fettig wie salzigen Pommes-Frites. Das ist für ein Restaurant, dass sich den Anstrich eines gehobenen Etablissements gibt, doch recht dürftig! Es lässt sich nicht leugnen, dass das `Alte Jägerhaus´ in erster Linie ein Ausflugslokal ist. Da kann es für die Betreiber keine grosse Überraschung sein, dass sich ab und zu auch der eine oder andere jüngere Gast hinverirrt, der bewirtet werden will!?
Die Weinkarte ist einfallslos. Das war in unserem Fall allerdings nicht so tragisch, denn ausgehend von der Temperatur mit der unser Rotwein serviert wurde, hätten wir ebensogut Glühwein bestellen können.
Warum kann ein Restaurant in einer grossartigen Lage nicht auch einmal positiv überraschen, indem es auch bei Küche und Service punktet? Im `Alten Jägerhaus´ anscheinend, garantieren eine idyllische Lage und gutes Wetter einen ansehnlichen Umsatz. Warum schliesst das automatisch aus, dass man den Ehrgeiz entwickelt den Gast kulinarisch zufriedenzustellen? Schade, denn nach einem schönen Spaziergang oder einer Radtour wäre es doch so wunderbar sich selbst mit einem guten Essen zu belohnen. Viel mehr als den Hunger gestillt zu bekommen und dafür ganzschön tief in die Tasche greifen zu müssen, sollte man vom `Alten Jägerhaus´ aber nicht erwarten. Wohlklingend ist die Speisekarte bereits, nun müsste man aber daran arbeiten auch zu halten was man verspricht. Im Moment stimmt das Preis-Leistungsverhältnis jedenfalls überhauptnicht!
Hilfreich21Gefällt mir3Kommentieren
3 Kommentare

Danke, salomon, für eine sehr ausführliche und gut geschriebene Bewertung. Deinen Schilderungen folgend hätte ich hier wahrscheinlich auch strenger (wie laurent) bewertet. Eine kleine Bitte für künftige (hoffentlich zahlreiche) Reviews: mit mehr Absätzen liest sich's wesentlich leichter. - Danke Sonst aber ein sehr gelungener Bericht, mein Beileid für die katastrophale Küchenleistung.

11. Jun 2013, 01:20·Gefällt mir

So herzlos wollte ich nicht sein; aber Sie haben natürlich vollkommen recht! `Was´wiegt, das hat´s!´-auf gut Wienerisch gesagt!

10. Jun 2013, 23:39·Gefällt mir

Wenn ich mir diesen wirklich sehr detaillierten Bericht durchlese hätte ich die Küchenleistung als mangelhaft (1) wenn nicht gar als nicht genügend(0) bezeichnet

29. Mai 2013, 22:43·Gefällt mir
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