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Fr, 19. April 2024

Ikaros - Bewertung

zuckerpuppe
am 21. April 2013
SpeisenAmbienteService
„Es war schon dunkel, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging. Da war ein Wirtshaus, aus dem das Licht noch auf den Gehsteig schien. Ich hatte Zeit und mir war kalt, drum trat ich ein.“ Es war tatsächlich kalt, allerdings wollte ich zum Spanier. Der war aber voll. Und in Bregenz ist's von der einen zur anderen Seite des Mittelmeers nicht weit. Frau muss lediglich von der Maurachgasse in die parallel verlaufende Deuringstraße wechseln.

Das tat ich und landete im Ikaros. In der kleinen Taverne finden fünf runde, blau gestrichene Tische Platz. Ich ergatterte den letzten davon und nahm Platz (Link). Der Raum ist kitschig mit Griechenland-Devotionalien geschmückt. Weniger ins Bild passt der Standardparkett. Es wird geraucht. Bei meiner Ankunft legte der Wirt mit dem klingenden Namen Panagiotis Pyrovolikos, der das Ikaros hier vor 18 Jahren eröffnete (Link), gerade die DVD von Alexis Sorbas ein. Zu hören war allerdings nicht der Filmton, sondern griechische Folklore.

Der freundliche Kellner brachte mir die Karte, in der – zu meiner Enttäuschung – kein Fisch als Hauptspeise zu finden war. Auf seine Empfehlung hin entschied ich mich für die Vorspeisenplatte, die er nach meinen Angaben „konfigurierte“: Tzatziki, Taramas (Fischeierpaste), Feta, Dolmadakia (gefüllte Weinblätter mit Reis), Octopussalat, Tintenfisch, Muscheln, Peperoni mit Schafkäse gefüllt, Gigantes (Riesenbohnen in Tomatensauce), verschiedene Oliven, Artischocken, Pitta ... Durch die Bank alles lecker, besonders die Meeresfrüchte. Der ebenfalls vom Kellner empfohlene Retsina rief Erinnerungen an lauschige Abende auf dem Segelboot in der Ägäis in mir wach.

Trotz der reichlichen Vorspeise orderte ich noch Stifado, das hier nicht mit Kalb- oder Lamm-, sondern mit Schweinefleisch zubereitet wird. Die Sauce war etwas zu wenig gebunden, wodurch ein deutlicher „Ölrand“ zu sehen war. Der Reis wurde im separaten Teller mit Thymian serviert. Das Fleisch war sehr mürbe und wohlschmeckend. Trotzdem war die Portion zu ölig, der Geschmack zu indifferent und erinnerte eher an ein Gulasch.

Nach den zwei Gängen bildete ein hervorragender griechischer Kaffee in einem entzückenden Tässchen den Abschluss. Am Nachbartisch gab’s Nachtisch, nämlich selbstgemachten Schokokuchen. Etwas irritiert war ich allerdings, als der Chef zur Sprühsahne aus der Dose griff.

Die unangenehme Überraschung kam mit der Rechnung: für die Vorspeisenplatte waren stolze 23,90 Euro zu berappen. Dagegen nahm sich das Stifado (15,90) bescheiden aus. Daher der Tipp: Empfehlungen des Hauses auch preislich abklären, damit frau einen ungetrübten Abend erleben kann.
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3 Kommentare

Und er hat mehr als drei Sätze durchgehalten. Wie schafft sie das nur, die Zuckerpuppe? Im Ernst, H-G-L, what else, für eine tadellose Review!

21. Apr 2013, 15:18·Gefällt mir2

Schau, schau ... der Literat wie ausgewechselt. Da hat die Literatin wohl ein ernstes Wort gesprochen!

21. Apr 2013, 15:05·Gefällt mir1
Literat

Endlich jemand, der in der Lage ist, eine vernünftige Bewertung zu verfassen!

21. Apr 2013, 15:03·Gefällt mir2
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