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Fr, 26. April 2024

The Landings, Bregenz - Bewertung

Pressesprecher
am 18. Jänner 2013
SpeisenAmbienteService
Der ehemalige Münchner Hof in der Anton Schneider Straße 19 hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Zuletzt beherbergte er 15 Jahre lang "Pizza Charly" und seit sieben Jahren residiert hier "The Landings" - American and Caribbean Restaurant. Das klingt spannend genug, sodass wir nach einem Spaziergang durchs tief verschneite Bregenz kurz vor 18 Uhr den Blick hinter die Kulissen wagten.

Und wahrlich, fürs Auge wird hier viel geboten. Zwar schimmert die Vergangenheit in Form von dunklen Fließen und Klinker noch durch. Sie ist aber extrem detailverliebt von allerlei amerikanischen und karibischen Artefakten zugedeckt: Kitsch as Kitsch kann. Die Sitzbänke sind mit Leoprint überzogen; die Tische sind mit Glas eingedeckt, darunter Sand, Blüten und Blätter; Captain Morgan steht in Lebensgröße vor der Theke usw. Aus den Boxen strömt Country-Muke in angenehmer Lautstärke. Ein optisches Highlight auch das WC: mit Boxer-Shorts bzw. Bikini wird zwischen Mändlein und Weiblein unterschieden. Beiderorts findet sich ausreichend Lektüre, wiewohl die Gala bei den Herren etwas enttäuscht. Ein Biker-Mag sollte schon drin sein. Angenehm jedenfalls der angenehme Duft, der das stille Örtchen ziert und man(n)/frau findet auch allerlei hilfreiche Accessoires (Gel usw.).

Noch weit dominanter als das Ambiente ist die Hausherrin: Sheila Dörfler (Link). Zyniker würden sagen, schon hier beginnt der US-Bezug und Sheila könnte die Hauptrolle in Cougar-Town spielen. Das wäre aber böse und Sheila ist extrem herzlich! Sie spricht fließend Fränkisch (hat sie von ihrem Mann Jürgen), ist aber, wie spätestens bei der Bestellung klar wird, tatsächlich Amerikanerin mit Wurzeln in Kansas, Kentucky und Chicago. Sie kümmert sich reizend um ihre Gäste: alle werden geduzt und mit Kosenamen (Schneggele, Schätzle, ihr Süßen) angesprochen. Wir sind die ersten Gäste, der Laden füllt sich aber schnell. Durch das zunehmende Aufkommen und Sheilas intensive Betreuung beginnen die Reaktionszeiten (Anfangs extrem prompt) etwas zu leiden. Die Wartezeit aufs Dessert läßt sich mit "eine gefühlte Ewigkeit" beschreiben. Aber man nimmt es ihr nicht krumm, die Aschenbecher werden immer prompt geleert (Raucher und Nichtraucher sind nicht räumlich getrennt) und Sheila fragt stets nach, ob's eh schmeckt und auch der Besteckwechsel funktioniert einwandfrei.

Nun zum eigentlichen Zweck unseres Besuchs: das Essen! Die Karte bietet einschlägige Vorspeisen (3,50 bis 14,20 Euro), Salate (5,90 bis 13,20 Euro), Steaks (von 21,40 für 120 Gramm bis 38 für 800), Burger (8 bis 15 Euro), Rips (14,80 Euro) und Sweets (5,30 Euro). Die vier Weiß- und sechs Rotweine kommen aus Kalifornien, Australien und dem Burgenland.

Ich starte mit den Meatballs mit Sweet Potatoe Fries um 6,70 Euro. Diese sind mit Kraut- und Blattsalat garniert und dazu gibt's eine Barbecue Sauce. Die 5 Meatballs sind etwas zäh in der Konsistenz, ansonsten wohlschmeckend. Die Fries sind OK, detto der mit American Dressing marinierte Blattsalat. Der Krautsalat ist sehr sauer und hat einen schwer definierbaren Beigeschmack.

Als Hauptspeise gibt's meinerseits einen "Classic Burger" (8 Euro) mit Pommes Frites. Letztere sind leider etwas versalzen. Der Burger schmeckt wirklich klassisch und ist ausgiebig.

Madame genießt ein vorzügliches 120 g Filetsteak (21,40 Euro), gönnt sich dazu einen Beilagensalat (2,50 Euro) mit Honey Mustard Dressing (Dressing sehr gut, Salat vermutlich aus dem Packerl), sehr süßliche Maiskolben (2,50 Euro) und gute Zwiebelringe (im Steak inkludiert).

Als Nachspeise gönne ich mir Buttermil PanCakes (5,30 Euro) mit Ahornsirup, Butterflöckchen und Bacon. Jenseits der Kartenangabe waren noch Heidelbeeren vertreten. Den Speck begründete Sheila damit, dass man das zu Hause in Kansas auch so macht. Mir hätten die vorzüglichen PanCakes mit dem geschmacksintensiven Sirup aber vollends gereicht. Natürlich kam der Nachtisch prompt mit 2x Besteck. Es gibt sie noch, die Frauensolidarität ...

Das Cola Light war tadellos und die Zitrone darin bereichernd. Der kalifornische Chardonnay (der Hauswein) war sehr gut, richtig temperiert und schön trocken.

Da es nur eine Wertung für die Speisen gibt, bilden wir aus Licht und Schatten mit einer 4 den Durchschnitt.

Zum Abschluss gibt's noch zwei Stamperl samtig weichen Jamaica Rum aufs Haus! Alles in allem schlägt der Abend mit 59 Euro zu Buche. Durchaus gerechtfertigt. Übrigens: Ihre 5 Service-Punkte hat sich Sheila endgültig verdient, als wir grußlos (weil wir sie nicht sahen) das Lokal verlassen haben, sie die Tür öffnet, uns rügt, den neuesten Nachtisch ans Herz legt, küsst und uns einen schönen Abend wünscht. Man muss sie lieben!
The Landings - BregenzCaptain Morgan läßt grüßen ... - The Landings - BregenzKitsch as Kitsch can. - The Landings - Bregenz
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1 Kommentar

Da habe ich heute nicht schlecht gestaunt ... man sieht sich ja bekannter Maßen immer 2x im Leben ... aber dass Sheila D. zwei Stockwerke unter mir wohnt, damit habe ich nicht gerechnet ;-)

19. Jän 2013, 14:57·Gefällt mir1
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