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Grünspan - Bewertung

dieBrotvernichter
Experte
am 26. August 2012|Update 27. Aug 2012
SpeisenAmbienteService
Moderne aber bodenständige Gerichte gibt es im Grünspan. Ein Synonym für bodenständig ist zum einen heimatlich (was auch auf die Speisen zutrifft) und zum anderen verankert. Leider hat sich die Zufriedenheit bezüglich der Gerichte und der Qualität im Grünspan bei uns nicht verankert.

Neben der italienischen und japanischen Küche mögen wir die traditionelle heimische Küche ganz besonders gern.

Im Grünspan, haben wir den Eindruck, dass die Zubereitung (keine Pulverpackerl) und die Zutaten (Weideochse) der Gerichte zeitgemäß sind und wir uns so etwas Gutes gönnen. Zumindest versprechen das auch die Preise. In der Hoffnung, dass wir hier wirklich einige gute Stücke vom glücklichen Weideochsen verspeisen mit viel gutem Wurzelgemüse, (nicht immer) flaumigen Leberknöderl (vielleicht auch vom glücklichen Ochsen?) in einer wirklich guten Rindssuppe - schmeckt es uns gleich viel besser und wir bezahlen für diese Speise, ein gutes Gewissen und ordentliches Sättigungsgefühl gerne gute € 18,00.

In letzter Zeit bekamen wir aber nicht mehr das Wohlgefühl, für welches wir - wie gewohnt - einen hohen Preis bezahlen.

Wenn wir im Winter ins Grünspan gehen, dann sind wir hungrig und freuen uns auf den gemütlich knisternden Kamin und anständiges Essen und eben solche Portionen. Die Spare-Ribs schmecken auch im Winter, die Breznknödel sind gut genießbar - ob mit Schweinsbraten oder der Weidegans. Für den (karamellisierten) Kaiserschmarrn - bitte mit Zwetschkenröster (nein, kein Apfelmus, danke!) - finden wir nach JEDEM Essen noch ein bisschen Platz. Die Krautfleckerl waren für eine von uns beiden immer eine gute vegetarische Alternative. Das Kraut schön karamellisiert und der Bummerlsalat außergewöhnlich gut mariniert.

Wenn wir im Sommer ins Grünspan gehen, sind wir genauso hungrig und freuen uns auf den schönen Gastgarten, der gut mit Sonnenschirmen ausgestattet ist, auf gleichbleibend anständiges Essen und ebensolche Portionen. Doch: leider nicht in diesem Sommer!

Das beste vom Weideochsen wurde um ein gutes Stück Fleisch reduziert. Der Preis aber nicht.
Diesmal wäre als vegetarische Alternative (laut Website-Speisekarte) ein Eierschwammerlgulasch mit Breznknödel oder die Eierschwammerl-Gnocchi in Frage gekommen, nur leider gab's die dann doch nicht. Also dann halt auch wieder die winterlichen Krautfleckerl. Um auf den Preis von € 9,00 für Krautfleckerl zu kommen, fehlt uns ein ordentlicher Schöpfer mehr davon, die Frische/Saftigkeit und der Goldstaub oben drauf. Küchentipp: die Saftigkeit der Krautfleckerl geht verloren, wenn sie in einem Backofen am Teller aufgewärmt werden - dann werden sie trocken und die Oberfläche zäh. Die Marinade für den dazugehörigen Bummerlsalat wird im Sommer für die Durstigen anscheinend mit ordentlich Wasser gestreckt. Wahrscheinlich, damit der Flüssigkeitshaushalt der Gäste in Schuss bleibt.

Trotzdem freuen wir uns auch in diesem Sommer auf unseren Kaiserschmarrn danach und diesmal brauchen wir ihn auch wirklich, damit wir satt nach Hause gehen. Bestellung beim Kellner: "Nach der halben Portion Krautfleckerl hätten wir jetzt gerne noch 2 ordentliche Portionen Kaiserschmarrn." Kellner: "Ja, deswegen machen wir die Portionen klein, damit Sie dann noch eine Nachspeise bestellen. Aber Palatschinken gibt's im Sommer leider nicht. Die werden immer frisch gemacht und bei einem vollen Gastgarten geht das nicht." (Anm.: Der Gastgarten war bei weitem nicht voll.) Wir (gestellt dumm) wollen aufklären: "Nein, wir wollen doch den Kaiserschmarrn - weil wir so hungrig gemacht worden sind." Der nette Kellner: "Das ist das gleiche." Laut Karte ist der Grünspan-Coup (Vanille- und Erdbeereis mit hausgemachten Beerenragout, Vanille- und Erdbeersauce, Schlagobers und Hippe) richtig groß. Also will die Krautfleckerl-Esserin den und der Weideochsen-Esser verzichtet aufs Dessert. Für fast € 6,00 kommt ein durchschnittliches Glasgefäß gefüllt mit 2 Kugerln Eis und ein bisschen von den genannten Beilagen.

Fraglich ist, ob es ratsam und zielführend ist, die Portionsgrößen bei Hauptspeisen & Nachspeisen zu reduzieren, die Preise dabei aber gleich hoch zu belassen und gleichzeitig das Nachspeisenangebot einzuschränken, um dann mehr von den Nachspeisen zu verkaufen? Führt das zur hoffentlich angestrebten Gästezufriedenheit? Bringt das (Stamm-)Gäste dazu, Stammgäste zu werden (bleiben)? Ist das die richtige Strategie zum Erfolg für einen Gastronomiebetrieb?
Hilfreich19Gefällt mir7Kommentieren
3 Kommentare

Ergänzung: mit Lieferant war nicht der Kartoffelbauer gemeint, sondern die anliefernde "Kartoffelsalatmanufaktur"

3. Nov 2012, 19:17·Gefällt mir

Hervorragende Review! Endlich deckt mal wieder jemand auf, wie "ernst" es dem Herrn Plachutta um das Wohlergehen seiner Gäste ist. Ich fragte auch mal nach, warum denn der Kartoffelsalat so schlecht schmeckt. Antwort des Patrons:"Kommen´s in einer Woche wieder, dann haben wir dafür einen neuen Lieferanten..." Man kann ihm wirklich keine unehrliche Art vorwerfen...Ein echter Kaufmann dieser Herr Mario P.

3. Nov 2012, 19:14·Gefällt mir

Köstlich - danke für diese Bewertung

3. Okt 2012, 21:26·Gefällt mir
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