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Fr, 29. März 2024

La Casa Grande - Bewertung

uc0gr
Experte
am 18. Juni 2012|Update 21. Jun 2012
SpeisenAmbienteService
Bereits von außen kommen bei der Pizzeria „La Casa Grande“ Jugend- oder sogar Kindheitserinnerungen hoch, die sich auch noch im Inneren des Lokals dann fortsetzen. So musste einfach eine Pizzeria in den frühen 80ern aussehen, kein Zweifel. Zwar hängen keine Fischernetze vom Plafond, jedoch wurden rund um die kurze aber massive, mit Kunstleder gepolsterte Holzschank alle typischen Klischees mit diversen Dekorationsstücken bedient. Sei es ein Schiff, oder die darunter drapierten Muscheln. Mir gefiel es wirklich gut, denn genau das hatte ich hier erwartet, erhofft und auch gewünscht, nachdem sich das Lokal von außen ebenso bereits präsentierte. Je mehr man den Blick durch das Lokal schweifen ließ, desto mehr fiel einem bei der Einrichtung die Liebe zum Detail auf. Es gab doch auch glatt die berühmten Hussen über die Hochlehner im Lokal – die Tische waren sowieso adrett eingedeckt. Es ist natürlich kein Hauben- oder Sternelokal und stellt auch nicht den Anspruch an gehobene Küche, daher findet die Bewertung genau in diesem Rahmen und auf diesem Niveau statt.

Ein kleiner Gastgarten direkt an der Schönbrunnerstraße befindet sich vor dem Lokal, der aber sehr klein und eher eng ist. Leise ist es hier natürlich auf Grund des Straßenverkehrs auch nicht gerade, das ist klar. Ich nahm also im Lokal als einziger Gast Platz und setzte mich direkt vor die Schank und das Schiff mit den Muscheln. Freundlich wurde ich von der Servicekraft empfangen, und sofort wurde mir die Speisekarte ausgehändigt. Die Speisekarte ist nicht überladen oder üppig, denn im Prinzip gibt es eine Seite Pizze, eine Seite Pasti und etwa eine Seite Fleisch beziehungsweise Fisch & Meeresfrüchte. Das machte sowohl das Studium der Karte als auch die Entscheidungsfindung relativ leicht.

Ein recht gutes Bier vom Fass, ein „Reiningshaus Pils“ (EUR 3,60 das Krügel) – gut eingeschenkt und sehr kühl, man muss es aber mögen. Pils ist nicht jederfraus bzw. jedermanns Sache.

Einmal die „Tomatencremesuppe“ jedoch mit dem Sonderwunsch nach Büffelmozzarella als Suppeneinlage. Leider gibt es hier schon das eine oder andere Verständigungsproblem mit der netten Servicedame. Irgendwie aber dann doch noch verstanden, verneinte sie meinen Wunsch insofern, als dass es eben nur „normalen“ Mozzarella gäbe, also von der Kuh. Ich wollte ihn trotzdem und musste daher für die Suppe auch etwas mehr bezahlen (EUR 4,40 statt EUR 3,40). Die Tomatencremesuppe war brennheiß und die zahlreichen Mozzarellawürfel darin zogen Fäden durchs Schmelzen, dass es eine einzige Freude war. Weniger Freude machte allerdings die Basilikumgarnitur, die aus getrockneten Kräutern bestand. Dass die Paradeiser aus der Dose waren, diese auch nicht durch ein Haarsieb passiert und somit mit den Kernen serviert wurden, störte keineswegs. Erstens liebe ich die Kerne in der Suppe, sie geben einen guten Geschmack, und zweitens sind mir in voller Reife geerntete italienische Pelati-Tomaten aus der Dose allemal lieber als geschmacklose Frühsorten oder Treibhaustomaten aus welchem Land auch immer. Die Suppe war sehr gut mediterran abgeschmeckt und in Summe daher GUT.

Eigentlich wollte ich eine Pizza mit frischen Paradeisern, Rucola und Büffelmozzarella und sonst nichts. Leider ist das hier nicht möglich, denn alle drei Zutaten gibt es hier nicht. Man ist also auch was die Küche betrifft in den frühen 80ern stecken geblieben, denn damals wurden bei uns Büffelmozzarella oder Rucola nicht unbedingt angeboten. So entschied ich mich für eine für mich völlig atypische Pizza, eine Pizza „Provinciale“ (EUR 6,00, da im Menüangebot als Hauptspeise, sonst EUR 7,90) bestehend aus Tomatensauce, Käse, Speck, Mais und Pfefferoni. Zu meinem Bedauern gibt es hier keinen Holzofen (nur Elektro), aber trotzdem hatte die Pizza eine schöne und ansprechende Bräunung, den Geschmack des Holzes bekam sie natürlich nicht. Der Teigrand wurde automatisch und tüchtig mit Knoblauch bestrichen, was mir sehr gut gefiel. Es sollte aber unbedingt auch in der Karte deutlich erwähnt werden, denn es gibt auch Menschen mit einer Knoblauch-Aversion. Ebenso automatisch wurde die Pizza in Achtel vorgeschnitten, was mich auch nicht störte. Tomatensauce war nur wenig auf der Pizza, der Speck geschmacklich gut, Mais natürlich aus der Dose, aber eine gute Konserve, der einzige auf der Pizza drapierte Pfefferoni ein Witz. Das eingelegte „Spitzgurkerl“ hatte überhaupt keine Schärfe und war halt ein eingelegter milder und „letscherter“ Ölpfefferoni, der eben durch die konische Form maximal als „Spitzgurkerl“ durchgehen könnte. Es ist mir immer unverständlich, wieso man nicht pro Pizza, wenn Pfefferoni eine ausdrückliche Zutat ist, wenigstens EINE frische Peperoni in feine Ringe schneidet und auf der Pizza verteilt. Das kostet dem Lokal ein paar Cent, den Gästen aber bringt es ein Lächeln ins Gesicht. Geschmacklich könnte man sich so vom Einheitsbrei auch abheben. Der Teig war knusprig und sowohl geschmacklich als auch von der Stärke her in Ordnung, der Rand innen recht flaumig. In Summe ebenfalls wieder ein ehrliches GUT in diesem Rahmen.

Den Abschluss machte ein „Espresso Doppio“ (EUR 3,40), der zwar O.K., mir aber definitiv zu wenig kräftig war.

Der Service war sehr bemüht und freundlich, aber auch öfters privat am Telefonieren, was man mithören „durfte“. Leichte Verständigungsprobleme müssen hier aber eventuell auch in Kauf genommen werden. Die Sanitäranlagen sind durchwegs sauber und adrett, wenn gleich es schon sehr blumig roch. Extra Räume (ein Raum oben und ein Raum ebenerdig, beides NR-Räume) für je bis zu 45 Personen (großer Extraraum) machen das Lokal unerwartet groß, denn der Bereich, durch den man das Lokal betritt, ist ein relativ kleiner Gastraum und zugleich der Raucherbereich. So aber kommt man hier insgesamt auf bis zu 100 Gastplätze – damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Angesehen habe ich mir die Räume aber nicht, daher gehen sie auch nicht in die Bewertung ein.

Fazit: wer besonders gerne in Nostalgie schwelgt, eine Pizzeria wie früher in den 80ern besuchen will, der ist hier bestens aufgehoben. Die Auswahl mag eingeschränkt sein, ich finde sie jedoch durchaus ausreichend und einmal nicht überladen, frische Zutaten jedoch wären sehr willkommen. In diesem Rahmen und auf diesem Lokalniveau gebe ich für ein gutes Essen ohne echte Tiefen, aber auch ohne echte Highlights, ein ebenso ehrliches und bodenständiges GUT. Die Preise sind durch die Bank moderat bis günstig und das Lokal kommt irgendwie sympathisch rüber. Es gibt ein tägliches Mittagsmenü, Kreditkarten werden erst ab einem Wert in Höhe von EUR 20,00 genommen. Das Lokal hat keinen Ruhetag, ist jedoch auch nicht mehr durchgehend geöffnet. Ich erhielt einen Gutschein für einen Aperitif bzw. ein Dessert bei nächstem Besuch – eine nette Geste. Von mir gibt es hier eine Empfehlung mit ruhigem Gewissen – hingehen und ausprobieren. Behindertengerecht ist das Lokal übrigens nicht, öffentlich ist es sehr gut zu erreichen, besonders mit dem Bus.
La Casa Grande Visitenkarte - La Casa Grande - WienLa Casa Grande Visitenkarte - La Casa Grande - WienLa Casa Grande Lokalinnenbereich - La Casa Grande - Wien
Hilfreich21Gefällt mir5Kommentieren
3 Kommentare

Natürlich kann man nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Meine persönlichen Erfahrungen nach ist einen Pizzeria, die von Italienern geführt oder bekocht wird, einfach eine Spur authentischer als die von Araber, Türken, Persern usw. Inzwischen schreiben viele, der von mir "mediterane Pizzeria" genannten Lokale, auch türkische oder mediterane Pizza auf die Speisekarte - das ist fair und ich weiß, was mich erwartet.

18. Jun 2012, 22:35·Gefällt mir

Nein, nicht meiner Erfahrung nach. Aber das ist für mich auch absolut nicht relevant. Das Ergebnis zählt, woher der Koch kommt, ist mir völlig egal.

18. Jun 2012, 22:10·Gefällt mir

sind echte Italiener als Besitzer oder in der Küche?

18. Jun 2012, 21:56·Gefällt mir
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