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Mi, 24. April 2024

Forsthaus - Bewertung

amarone1977
Experte
am 20. Mai 2012
SpeisenAmbienteService
Teil 3 der Peter-Rosegger-Spurensuche.

Fischbach liegt zwischen dem obersteirischen Mürztal und der Gegend nördlich von Weiz und Birkfeld. Hügel und Wald soweit das Auge reicht. Das Dorf liegt auf über 1000 Höhenmetern und darf sich dank der Steirischen Landesregierung als Höhenluftkurort „am Teufelstein“ ausweisen.

Die Anfahrt von Kapfenberg über das Stanzertal zieht sich allerdings gewaltig und so hatte ich es einer illustren Italienerrunde am Nebentisch zu verdanken, dass auch ich noch mehrgängig schmausen durfte.

Das Dorfgasthaus scheint sich im Laufe der Jahre weiter entwickelt zu haben, die Einrichtung dürfte ziemlich die „originale“ sein, aber offenbar hat der Sohn des Hauses noch viel vor mit dem elterlichen Betrieb.

Das macht sich natürlich auf der Speisekarte bemerkbar. So gibt es einerseits eine „Klassikerkarte“ mit allem, was gute Wirtshausküche zu bieten hat, mit ebenso hemdsärmeliger Preisgestaltung: Schnitzel, Blunze, Beuschelsuppe. Sulz, Backhendl, Kalbsleber. Steiermoark!
Oder man wählt das handwerklich anspruchsvollere Feinschmeckerprogramm.

Vorweg: auf „echte“ Hauptspeisen habe ich diesmal ganz verzichtet, dafür gibt’s eine ordentliche Vorspeisenkarte.

Tatar vom Almo Filet mit Asmonte Käse, Kürbiskernpesto und Kartoffelgratin.
Asmonte? Ganz einfach, laut Karte ist dies die steirische Antwort auf Parmigiano Reggiano.
Das ganze kommt auf einer dunklen Schieferplatte daher. Garniert mit zwei gerösteten Weißbrotscheiben, die als Nest voller Sprossen und Wiesenkräuter verziert sind.
Aufwändig angerichtet, mit der Tendenz zum Gemälde. Hübsch anzusehen, schmeckt auch sehr gut.

Auch die zweite Runde geht an das rohe Fleisch: ein Carpaccio mit Rucola.
Zartes Fleisch, allerdings auch ordentlich steirisch-säuerlich mariniert. Da erinnere ich mich an die Rindfleisch-Orgien meiner „Vorfahren“: mit Zwiebel, Kernöl und ordentlich Essig . Ist mir fast zu viel der Säure. Geschmacksache!

Eine Rindsuppe mit gekochtem Schwarzbrotstrudel. Ich war neugierig, nicht immer nur Fleisch oder Lunge im Strudel zu finden. Hier ist das Schwarzbrot durch’s Kochen irgendwie allein auf weiter Flur. Schwarzbrot täte sich gut mit einer Einmachsuppe, hier hat man es allerdings mit einer Rindsuppe zu tun. Und so wartet man ein wenig vergebens auf das große Geschmackserlebnis, das Schwarzbrot als „Hauptdarsteller“ in der Suppe ist dann doch ein wenig schwach auf der Brust.

„Nougat kalt und heiß“: die Nachspeise. Wieder ein wunderschönes Arrangement auf schwarzem Schieferbrett. Helles Gefrorenes, eher unauffällig. Ein schönes Parfait und ein heißer Nougatknödel. Ananas schön süß-sauer abgeschmeckt, die Macadamia-Nüsse komplettieren das Bild. Gut, aber fast zu viele Geschmäcker auf einmal.

Service: die Mutter des Hauses (?) serviert routiniert, fragt um Sonderwünsche und serviert gut temperierten Wein. Dieser allerdings überzeugt nicht immer. Die Cuvée aus dem Burgenland ist ordentlich, der Blaufränker ist mir allerdings zu international „angepasst“ geraten.
Kaffee: der Espresso ist sehr heiß, allerdings fast gänzlich ohne Crema und dadurch auch typisch „scharf“.

Meine Meinung: sehr ambitionierte Küche, die ein Dorfgasthaus mit dem gewissen Etwas sein will. Nicht immer gelingt aber die Ambition nach Mehr. Denn oft ist sogar zu viel Verschiedenes am Teller, weniger wäre mehr. Sehr gutes Tatar, das Carpaccio ist mir zu „steirisch“ säuerlich, der Schwarzbrotstrudel hinterlässt Fragezeichen. Aber die Klassikerkarte und die Fleischgerichte machen Lust auf einen weiteren Besuch.
Allerdings: 60 Euro für zwei Vorspeisen, eine Suppe, ein Dessert, zwei Achtel Wein, ein kleines Bier und einen Espresso sind auch nicht ohne für Roseggers Waldheimat.
Forsthaus - FISCHBACHForsthaus - FISCHBACHForsthaus - FISCHBACH
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1 Kommentar

aldebaran: Danke! Ich hoffe doch, ich versuche, Tolles nicht krank zu reden und weniger Tolles nicht schön zu reden. Warst du zufällig auch schon dort?

10. Feb 2013, 16:14·Gefällt mir1
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