Was ist ein schönes Kaffeehaus. Altehrwürdig, geschichtsträchtig, reichlich Patina: das sind wohl die Begriffe die Vebraucher schnell mit Kaffeehaus in Verbindung setzen. Ich bin was das Weimar betrifft sehr zwiespältig. Zum einen der liebevolle Umgang des Eigentümers mit seinem Kaffeehaus. Maximilian Platzer. Er kultiviert dieses Eck in Wien Alsergrund seit Jahrzenten. Man darf ihn in puncto original getreuer Gestaltung dieses Kaffeehauses wirklich mit Lob überhäufen. Dieses Café wurde erst in den letzten Jahren zu einem L- förmigen Lokal ausgebaut. Hier hat der Eigentümer klar seinen Stempel aufgesetzt. Sämtliche Stoffe, Bezüge und Einrichtungen wurden detailgetreu nachgebildet und mit hohem handwerklichen Aufwand zum Einsatz gebracht. Dieses Kaffeehaus ist ein Juwel, perfekt in Schuss!
Während Wien das Frühstück entdeckt, diverse Lokale neue Zielgruppen mittels Buffets oder dem überstrapazierten Begriff Brunch mit Erfolg anspricht, ist dem Weimar dieser Weg nicht so ganz geheuer.
Den Geschäftserfolg sucht das Weimar in der senioren Altersgruppe.
Diese Karte ist seit Jahrzehnten gleich. Jeden neuen Trend in der Küchenpraxis wird man hier vergeblich suchen.
Traditionell gut: die Suppen.
Serbische Krautsuppe mit einem Löffel Sauerrahm - eine feine Sache. Auch die Kartoffelsuppe ist hier ein Klassiker der seit Jahren funktioniert.
Mit Kalbsgulasch oder Backhenderl findet sich unverändert gleiches auf der Karte wie eh und jeh.
Sie möchten leichte Kost? Vergeblich!
Zwischen 4-5 aktuellen Gerichten - gerne fleischlos auswählen zu können wäre ein feine Sache, gibt's nur leider nicht.
Stur die Zubereitung. Wenn sie Eier in Schinkenfleckerln haben wollen, haben sie Glück gehabt, anders gibts die nämlich nicht. Wer mutig ist fragt beim Kellner nach, ob man die Fleckerln auch anders haben könnte, vielleicht wird ihr Mut belohnt, wahrscheinlich aber wird ihnen eine Antwort gegeben die sie als Gast klein machen könnte.
Wenn sie als Leser dieser Zeilen es nicht glauben wollen, bestellen sie doch selbst den Zander von der Karte. Aber nicht in der angebotenen Form, sondern bitten sie doch den Fisch statt dessen paniert essen zu wollen, ab jetzt wird's amüsant. Von "gibt's net" bis " i frog ob des geht, wei eigentlich moch ma des hier anders" ist der Service um keine Antwort verlegen
Ich denke der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Der Chef ist wohl häufig präsent, er ist aber an einer Besserung nicht interessiert. Für die Gestaltung des Weimar gebührt ihm nicht der Kommerzialrat sondern eine weitaus höhere Anerkennung. Für die unspannende Karte ein 4-er und als Verantwortlicher der Servicebrigade eine 5. Sorry, zu oft erlebt, kaum Besserung in Sicht. Will man hier Stammgast sein? Nein.
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Service unter jeder Kritik? Na geh...des is nun mal so in Wiener Kaffeehäuser...is halt Kultur!
Ich kann mich dir nur anschliessen ! Das Ambiente ist top, das Essen ganz gut und der Service unter jeder Kritik - ich besuche das Weimar deshalb auch nur mehr sehr selten !