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Fr, 29. März 2024

ChinaBar - Bewertung

Gastronaut
Experte
am 1. November 2011
SpeisenAmbienteService
Die Chinabar von ON-Macher Simon Xie Hong ist tatsächlich mal etwas neues. Denn so etwas wie eine chinesische Bar, in der Essen und Trinken gleichbedeutend sind, gibt es eigentlich gar nicht. Logisch, dass sich Simon den Naen auch gleich schon mal schützen hat lassen...

Das Lokal selbst ist mehr als schlicht eingerichtet, nichts außer dem Schriftzug über der Bar erinnert daran, dass es sich hierbei um ein chinesisches Lokal handelt. Die Weinkarte ist österreichisch und auch sonst stammen die Getränke aus der ganzen Welt.

Essenstechnisch wollten wir uns überraschen lassen. Und überrascht waren wir immer wieder. Zunächst bekamen wir eine Meeresfrüchte-Suppe mit Chorizo! Was eigentlich klingt wie ein Widerspruch fügt sich wunderbar harmonisch zusammen, die Fischstücke in der Suppe sind herrlich dick und saftig, die Chorizo gibt dem Gesamtkonstruckt noch dazu die richtige Schärfe!

Weiter ging es wirklich unerwartet: Im Wok gebratene, würfelig geschnittene Kalbsleber mit etwas Gemüse und Gwewürzen. Würde ich NIEMALS in einem Lokal bestellen, ich bin ja hin und wieder etwas altmodisch, aber so altmodisch auch wieder nicht! Aber was sagte bereits die Oma: "Was auf den Tisch kommt, wird gegessen!"
Gesagt getan. Und wir waren überrascht, denn so zart hätten wir und die Leber niemals vorgestellt, noch dazu harmonisierten die Aromen der Zutaten perfekt mit den Röstaromen aus dem Wok. "Perfekte Fusion", dachte ich und insgeheim ging ich in diesem Moment davon aus, dass es damit mit den von mir nicht besonders heiß geliebten Innereien vorbei wäre. Aber weit gefehlt...

Als nächstes standen gebratene Kutteln in einer Schüssel mit Gemüse vor mir. Zuerst schwor ich mir, mich nie wieder auf ein Überraschungsmenü einzulassen, dann kostete ich. Die Rinder-Kutteln schmeckten tatsächlich nicht einmal nach Innereien, sondern nach zarten gebratenem Rindfleisch. Offenbar waren die Kutteln zuerst extrem lange gekocht und dann angebraten worden. In Kombination mit dem servierten Gemüse waren die Magenbestandteile sogar richtig gut, auch wenn ich bezweifle, dass ich sie wieder bestellen würde...

Wussten sie, was ein Merlan ist? Ich wusste es auch nicht, machte aber beim nächsten Gang die Bekanntschafft mit einem äußerst böse aussehenden Fisch, der im Ganzen und in Sojasauce schwimmend serviert wurde. Wie in China üblich, isst man diesen mit den Stäbchen und ohne weiteres Besteck. Will heißen, dass man sich seine Fisch-Stücke einfach aus dem Leib des Fisches reisst. Kleiner Tipp für alle die das zum ersten Mal machen: Gehen sie sehr behutsam vor, sonst plumst der Fisch in die Sauce und diese landet dann am eigenen Hemd...Ist mir schon passiert....
Geschmacklich ist der grätenarme Fisch mit einem Branzino zu vergleichen. Insgesamt eine sehr gelungene Speise...

Nächster Gang: Ein Thumfischcarpaccio mit Kernöl. Der Thumfisch war ausgezeichnet. Das Kernöl war ausgezeichnet. Aber in Kombination hatte ich den Eindruck, dass die Aromen sich gegenseitig erschlagen haben. Das war mir dann etwas zu viel "Fusion"

Ohne Hunger machen wir mit einem wahren Highlight weiter: Geschnetzeltes vom ungarischen Mangalitza-Schwein in Kombination mit dicken Hausnudeln. Ein würzig-intensiver Traum, und ein Geschmack, den ich bisher nicht kannte. Sollten SIE in die Chinabar gehen und nur ein Gericht bestellen, BESTELLEN SIE DAS!

Insgesamt waren wir hier sehr beeindruckt, wie innovativ Simon Xie Hongs Küche hier "Fusion" betreibt, wobei man hier auch gelegentlich ein wenig über das Ziel hinausschießt! Noch ist die Chinabar ein Geheimtipp, aber das wird sie wohl nicht mehr lange bleiben! Besuchen sie sie, solange die Küche noch auf diesem Niveau arbeitet!
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1 Kommentar

Ich denke, da muss ich meinen Mann dazu überreden diesem neuen Lokal rechtzeitig einen Besuch abzustatten. Kutteln? Naja, ich weiß nicht so recht, probieren werde ich sie auf jeden Fall. Aber Kernöl geht bei mir überhaupt nicht! Danke für die interessante Beschreibung.

1. Nov 2011, 21:34·Gefällt mir
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